Kultur Performancekünstlerin stellt sich als "Artist in Residence" im Kunstpavillon Burgbrohl vor
Auch auf Platz an der Linde: Delphine Richer sucht den Dialog
Delphine Richer „deckt“ den Tisch. Im Hintergrund Karin Meiner, künstlerische Leiterin im Kunstpavillon Burgbrohl. Foto: Uwe Sülflohn
Petra Ochs

Burgbrohl. Ein neuer „Artist in Residence“ ist im Kunstpavillon Burgbrohl eingezogen: Die französische Performancekünstlerin Delphine Richer macht bis Montag, 6. November, Station im Brohltal. Am vergangenen Samstag stellte sie sich und ihre Arbeitsweise bei einem lockeren Künstlergespräch im ArtLab im Kunstpavillon vor und schickte als Maxime eins gleich vorweg: „Performance ist das Leben. Es ist keine Show.“

Heimat im Fokus

„Thank you for coming“, so begrüßt Delphine Richer ihre Gäste im Kunstpavillon. Deutsch spricht sie nicht, also muss es auf Englisch gehen. Oder eben wortlos. Wörter sind fürs Tischdecken ja auch gar nicht nötig. Und eben dem widmet sich sie Künstlerin auf ihre ganz spezielle Weise: Mit einem grünen Filzschreiber zieht sie auf der weißen Papiertischdecke einen Kreis um einen Bierhumpen, schreibt die Wörter „Heimat“ und „Kunstpavillon Burgbrohl“ dazu, verbindet das Ganze mit einer Linie mit dem Wolkengebilde, das sie um die Schalen mit Wildkräutern gezeichnet hat, umkreist mit dem Stift auch die Wasser- und die Apfelsaftflasche, strichelt dann noch eine Linie zwischen dem Bierhumpen und den Weinflaschen und etabliert zum guten Schluss das Holzbrett mit dem Suppentopf als Verbindung zu einer aufgeschlagenen Wanderkarte.

Schweigend schauen ihr die Besucher zu, bevor sie Platz nehmen an dieser kuriosen Tafel, die als Symbol für das Wort „Heimat“ stehen könnte. Es gibt Kürbissuppe, Brot, Käse, Wein. Und Fragen. Und Erkenntnisse. Im Hintergrund läuft eine Diashow mit Fotos von früheren „Aufführungen“ der Performancekünstlerin. Richer, 1983 geboren, studierte von 2003 bis 2007 Freie Kunst in Dijon und Bourges. Ein Stipendium führte sie 2008 nach China. Seitdem ist sie in kontinuierlichem Austausch mit anderen Performancekünstlern und folgt Einladungen zu internationalen Live-Art-Festivals in China und Europa.

Auch im Ahrkreis war sie schon des Öfteren zu Gast. Obwohl sie ganz leise zu Werke geht, erregt Delphine Richer eigentlich immer Aufsehen – ob sie nun in China in die Rolle der drei weisen Äffchen – eins taub, eins blind, eins stumm – schlüpft oder in Ahrweiler mithilfe von Passanten einen großen Korb mit Pflastersteinen über den Marktplatz hievt.

Das Überraschende: Ohne groß nach dem Grund ihres Tuns zu fragen, machen die Leute mit. Und das ist es, worauf es Richer ankommt: Sie will den Dialog und kreiert dafür eine spezielle Situation, doch ihr Gegenüber muss – wie auch immer – darauf eingehen. Neugierig, aufgeschlossen, indifferent oder gar ablehnend: „Alle Reaktionen sind Teil meiner Arbeit. Für mich gibt es kein Scheitern“, erklärt die Künstlerin. Wenn es auch nur eine Person gibt, mit der sie eine Beziehung aufbauen kann, ist es gut.

Gastspiel in Bad Neuenahr

Wer Delphine Richer erleben möchte, kann dies noch bis zum Dienstag, 17. Oktober, täglich im Rahmen ihres „Alibi“-Projektes auf dem Platz an der Linde in Bad Neuenahr tun. Hier sind künstlerische Interventionen und Begegnungen im öffentlichen Raum geplant. Für Sonntag, 29. Oktober, ab 10 Uhr im ArtLab im Kunstpavillon Burgbrohl hat sie sich die 24-Stunden-Performance „The Witness Project“ vorgenommen.

Vorträge und Workshops bringen sie zudem an Schulen in der Umgebung: Am Donnerstag, 19. Oktober, ist die Künstlerin von 8 bis 13 Uhr im Gymnasium Calvarienberg in Ahrweiler zu Gast. Und auch Gymnasien in Andernach stehen auf der Besuchsliste der Künstlerin: am Freitag, 20. Oktober, von 13.45 bis 15.30 Uhr das Bertha-von-Suttner-Gymnasium und am Dienstag, 24., sowie Mittwoch, 25. Oktober, jeweils von 15.30 bis 17 Uhr das Kurfürst-Salentin-Gymnasium.

Von unserer Mitarbeiterin
Petra Ochs

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