„Wie toll es ist, dass wir hier Kunst erleben dürfen“, sagte der Kreisbeigeordnete Horst Gies anlässlich der von Lyrik, Musik und Gesang umrahmten Vernissage am vergangenen Freitag. Dabei stand er inmitten der Kunst: Vis-à-vis von Peter Krebs Stahlskulptur Odeon und Otto Kleys Plastik „Basic Bass“, gleich neben Horst Sauls Bronze „Demeter mit Weizenschale“ und vor den Staffeleien mit großformatigen Gemälden von Christina Schäfer. Spannungsreich präsentiert sich ihre „Dornenkönigin“: Irreale Farbgebung trifft auf perfekte Porträtmalerei und einen Umhang, der sich fast in der Abstraktion verliert. Schäfers Porträt „Eve“ daneben ist ganz im Jetzt: Ihre „neue Eva“ blickt dem Betrachter ganz selbstbewusst und smart entgegen. Fotografien von Bettina Holzem, die gekonnt mit der Perspektive spielen, und Gemälde von Margarete Gebauer runden das Kunstensemble im Sitzungssaal ab.
Unterschiedlichste Werke zu sehen
Begrüßt werden die Besucher von Antje Schlauds farbstarken und großformatigen Gemälden „Medea“ und „Seelenfängerin“, die Otto Kleys Skulptur „Nähe“ in ihre Mitte nehmen. Prächtig plusternde Mohnblüten setzt Angelika Castelli auf ihrem Gemälde „Sommer-Resonanzen“ in Szene. Peter Krebs‘ Stahlskulptur „Don Quichotte“ trägt den Mühlenflügel gleich mit sich. Grün-blaue Gischt prägt auf Manfred Puschs Gemälde „Im Zeichen von Aquaria“ das Geschehen. Pure Idylle verbreitet Dieter Breuers Malerei „Venedig, kleiner Kanal“.
Im Obergeschoss des Rathauses empfangen die verschreckten Figuren des Gemäldes „Barlach lässt grüßen“ von Margarete Gebauer die Besucher. Marlies Blettner zeigt eine „Weinrebe irreal“ – fast gänzlich ohne Grün, dafür aber mit allen anderen Farben. Als Gast dabei ist Sven Schalenberg mit einer impressionistisch angehauchten Rheinszenerie, die an die aufsehenerregende Ankunft des Künstlers Jonathan Meese vor einigen Jahren am Arp Museum erinnert.
Mit „Abend über dem Ahrtal“ und „Bachemer Stimmung“ sind auch zwei Werke des Gilden-Mitbegründers Ernst Kley ausgestellt, mit „Spielmannszug in Ramersbach“ ebenso ein Gemälde des verstorbenen Ehrenmitglieds Johannes Friedrich Luxem. Dazu gesellen sich Aquarelle von Anneli Leufgens, Malereien von Richard Kraus und Dorle Schweiß. In Schwarz-Weiß zeigt der Fotograf Detlef Böhmer seine Version des „Montmartre“ in Paris. Mit der Fotografie „Fangomühle“ ist das langjährige Gilde-Mitglied Werner Mertens vertreten, der im vergangenen Jahr kurz nach der Flut verstarb.
Are-Gilde sucht noch eine Bleibe
Die Ausstellung zeigt ganz eindrücklich: „Die Are-Gilde ist nicht ein kompaktes Ganzes, sondern besteht aus vielen Individuen“, so Eva-Maria Kreuter, Präsidentin der Gilde, in ihrer Eröffnungsansprache. Im Verlauf ihres Bestehens sei die Künstlergilde nicht müde geworden. Doch die Situation nach der Flutkatastrophe schätzt Kreuter nach wie vor als existenzgefährdend ein. Eindringlich bat sie die Stadtverantwortlichen deshalb um eine „räumliche Bleibe in unserer Stadt“ – einen Ort, von dem man wisse: Hier schafft die Gilde Kunst, und hier stellt sie aus.
Vorerst ist es „nur“ das Rathaus der Stadt, in der die Gildemitglieder ihre Kunst zeigen können. Mit ihrer Bitte, die nachgeholte Jubiläumsausstellung hier präsentieren zu können, war die Gilde bei der Stadt auf offene Arme gestoßen. „Viel zu selten ist Kunst in diesen Hallen“, sagte Bürgermeister Guido Orthen bei der Vernissage, verbunden mit einer Verneigung vor der Geschichte der Künstlervereinigung und einem Lob an das Engagement der Künstler, die der Gilde angehören. „Sie hatten eine Stimme nach dem Mauerfall. Und diese Stimme ist auch nach der Flut nicht verstummt“, so Orthen. Kunst brauche Öffentlichkeit, betonte er. Diesen Satz verband der Bürgermeister mit der Bitte an die Are-Gilde, weiterzumachen. „Wir brauchen jetzt mehr denn je Kunst in unserer Stadt. Um Begegnung möglich zu machen, aber auch, um zu verarbeiten“, so Orthen.
Die Ausstellung „Resonanzen“ ist bis Freitag, 4. November, im Rathaus der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler zu sehen. Öffnungszeiten sind montags bis freitags von 9 bis 16 Ihr, öffentliche Führungen gibt es freitags von 14 bis 16 Uhr.