Auf die Ausschreibung hin hat nur eine Firma ein Angebot von etwas mehr als 10 Millionen Euro für die Mayschoßer Dorfheizung mit Heizwerk und Rohrleitungsnetz abgegeben. Dieser Anbieter ist in einer sehr starken Position, wie die Debatte im Gemeinderat zeigte. Den Verantwortlichen in der Gemeinde geht es darum, vor Millionenzahlungen laut Zahlungsplan den Baufortschritt tatsächlich kontrollieren zu können.
Denn, das unterstrich Ortsbürgermeister Frank Auvera im RZ-Gespräch nach der Ratssitzung nachdrücklich: Die „auf einem langen steinigen Weg mit Kämpfen“ erstrittenen und zugesagten Fördergelder von 60 Prozent der Gesamtsumme von Bund und Land sind gedeckelt, ebenso wie die Kalkulation der Gemeinde. Jeder Euro, den das Nahwärmenetz teurer wird, geht langfristig zulasten der Bürger und deren Heizkosten und macht den Anschluss unattraktiv.
Kostengünstige Heizalternative
108 Haushalte haben laut Auvera im September 2023 Vorverträge mit der eigens gegründeten Energie Mayschoß GmbH unterschrieben. Dazu gilt eine Beispielrechnung für ein Einfamilienhaus als Grundlage der Kalkulation der Gemeinde und der Bürger: Wer eine Anschlussleistung von 15 KW hat und 15.000 kWh im Jahr verbraucht, der muss mit 2334 Euro im Jahr, also einem Monatsabschlag von 195 Euro rechnen. Das sei günstiger als die Fernwärme von Rheinenergie, Ahrtalwerken, Stadtwerken Bonn oder der Stawag Aachen, heißt es in einer Bürgerinformation. Die Beispielrechnung für eine Ölheizung, die nach den Flutschäden durch ausgelaufenes Heizöl im Ahrtal eigentlich verpönt ist, kommt auf 2850 Euro im Jahr.
Für den Anschluss und die Wärmeübergabestation werden einmalig 10.000 Euro für jeden Hauseigentümer fällig, wobei der über die BEG-Förderung bis zu 45 Prozent Bundeszuschuss erhalten kann. Um einen „Anreiz zum Anschluss“ zu bieten, übernimmt die Kommune ihrerseits rund 12.000 Euro für jeden Nahwärmeanschluss, der anstelle eines eigenen neuen Heizkessels oder einer eigenen Wärmepumpe gewählt wird.
Den Mayschoßern wird in der anbrechenden, nunmehr vierten Heizperiode viel Geduld abverlangt. Nicht wenige, bei denen die Flut die Heizung zerstört hat, haben – ungeduldig – inzwischen selbst neue Heizungen einbauen lassen. Auf nur etwa ein Drittel schätzt Auvera die Zahl der Flutbetroffenen, die ans Nahwärmenetz wollen und den Anschluss aus der ISB-Fluthilfe oder über ihre Elementarversicherung bezahlen. Die müssen sich im vierten Jahr nochmals unter anderem mit mobilen Heizstationen behelfen. Das Gros im Dorf aber will die Chance zum günstigen Umstieg auf eine klimafreundliche und hochwassersichere Heizung nutzen. Größter Abnehmer wird die Winzergenossenschaft sein, die laut Ortsbürgermeister allein 25 Prozent der Wärmeleistung in Mayschoß braucht.
Das Holzhackschnitzelheizwerk mit zwei Brennern für Wärme und Heißwasser soll am Bahnhof neu gebaut werden, wo bislang die Container der Winzergenossenschaft standen. Am Hang dahinter ist auf Arenbergischem Grund eine 1500 Quadratmeter große Solaranlage geplant, die 15 Prozent der Heizleistung eines Jahres erzeugen soll. Spitzenlast kann über eine Flüssiggasanlage abgefedert werden.
Arbeitsabschluss bis Ende 2026
Auf die Auftragsvergabe folge die Detailplanung, in die auch Ergebnisse von Hausbesuchen einfließen, um Wärmebedarf und Leitungswege genau zu erkunden, erläutert Auvera. Mit der Baustelleneinrichtung rechnen die Verantwortlichen Mitte Januar 2025. Liegen alle Genehmigungen vor, beginnen vermutlich im März die Arbeiten am Heizwerk und die Tiefbauarbeiten in den Mayschoßer Straßen zur Verlegung des Rohrleitungsnetzes.
Zu Beginn der Heizperiode in einem Jahr, im Herbst 2025, sollen dann die bereits angeschlossene Wohnungen und Häuser übers Netz beheizt werden. Am 31. Dezember 2026 müssen gemäß Fördervereinbarungen die Arbeiten am Nahwärmenetz Mayschoß beendet sein, berichtet Frank Auvera abschließend.