Ein wenig erleichtert, ein wenig erschöpft, aber rundherum zuversichtlich und positiv gestimmt: So wirkt Sinzigs alter und neue Bürgermeister Andreas Geron im Gespräch mit unserer Zeitung nach seinem Wahlerfolg vom 18. Mai. Mit einer Zustimmung von 57,9 Prozent konnte der parteilose Bürgermeister die Mehrheit der abgegebenen Stimmen auf sich vereinen. Sein Herausforderer, Alexander Albrecht von der Freien Wählergruppe Sinzig (FWG), erreichte mit 42,1 Prozent der Stimmen einen von vielen nicht in dieser Größenordnung erwarteten Achtungserfolg.
„Es gab schon Formulierungen von meinen Gegnern, die schwer auszuhalten waren.“
Andreas Geron, wiedergewählter Bürgermeister der Stadt Sinzig
Nun kann Geron seine Arbeit fortsetzen, wenn am 1. Januar 2026 offiziell seine zweite achtjährige Amtszeit als hauptamtlicher Bürgermeister der Stadt Sinzig beginnt – eine Amtszeit unter ganz anderen Voraussetzungen als die erste. „Nach der ersten Wahl im Jahr 2017 waren mir die meisten Menschen, mit denen ich danach zusammengearbeitet habe, zunächst mal unbekannt“, erinnert er sich. „Das war jetzt ganz anders: Ich bin am Montag nach der Wahl ganz herzlich im Rathaus empfangen worden, und dann begann auch schon unsere nächste Arbeitssitzung“, berichtet Geron.

Doch der Wahlkampf hat auch Spuren hinterlassen. Kurz vor dem Votum hatte die Auseinandersetzung unter den Gegnern an Schärfe zugenommen. Gegenseitige Vorwürfe, bei denen es um möglicherweise ungerechtfertigte Parteinahme und den möglichen Missbrauch des offiziellen städtischen Internetauftritts ging, vergifteten die Stimmung. „Es gab schon Formulierungen von meinen Gegnern, die schwer auszuhalten waren, die die Sachebene verlassen haben“, sagt der Bürgermeister – besonders mit Blick auf den Sinzig-Blog im Internet. „Ich habe da am Ende dann gar nicht mehr hineingeschaut.“
„Warum das dann so eskalieren muss, das kann ich nicht nachvollziehen.“
Die Auseinandersetzungen vor der Wahl haben bei Andreas Geron ihre Spuren hinterlassen
Einige Personen, die auch im Stadtrat sitzen, hätten dort nicht immer sachlich argumentiert. „Das finde ich äußerst schade und bedaure das auch“, so Geron. „Aber wir könnten es steuern, indem wir sagen: Wir machen so etwas nicht mehr. Dass man komplexe Sachverhalte in drei Worten zusammenfasst und dann vielleicht auch nur 60 Prozent Wahrheit kommuniziert – das müssen wir uns nicht antun. Ich bin davon überzeugt, dass es auch ohne diese Personen angreifenden Diskussionen im Internet geht. Wir kennen uns alle aus dem Stadtrat. Warum das dann so eskalieren muss, das kann ich nicht nachvollziehen“, sagt ein sichtlich angegriffener Wahlsieger.
Dabei hat Andreas Geron von der Kooperation im Stadtrat grundsätzlich ein sehr positives Bild. „Ich muss sagen, die Zusammenarbeit ist in der Regel gut bis sehr gut.“ Und das, obwohl er es als partei- und fraktionsloser Bürgermeister nicht immer leicht hatte. „Auch die Vertreter der Politik mussten mich erst einmal kennenlernen – mit vielen hatte ich zuvor ja noch gar keine Berührungspunkte. Aber es gibt mir auch die Freiheit zu sagen, was ich denke. Manchmal kommt das dann auch nicht so gut an. Aber im Großen und Ganzen funktioniert es inzwischen recht gut.“

Nachdem sich Geron für die erste Amtszeit vorgenommen hatte, auf allen Ebenen zu sparen, außer bei den Kindern und Jugendlichen, hat er für die nächsten acht Jahre einen neuen Schwerpunkt. „Wir haben jetzt die Zahl unserer städtischen Kitas von vier auf acht verdoppelt“, zieht er Bilanz. „Für die zweite Amtszeit sage ich: Wir müssen weiterhin sparen, um den Haushalt zu konsolidieren – aber nicht bei der Feuerwehr.“ Neben dem Neubau eines Feuerwehrgebäudes in Sinzig auf der Jahnwiese meint er damit weitere Bauprojekte für die Feuerwehrhäuser in Westum und in Franken. Aber auch die weitere Sanierung von Schulen sowie der Neubau der Kita und der Grundschule in Westum stehen auf dem Programm.
Wiederaufbau bleibt eines der beherrschenden Themen
Und selbstverständlich gilt es für die Sinziger und ihren Bürgermeister weiter, das große Thema Wiederaufbau nach der Ahrflut des Jahres 2021 zu bewältigen – und da gibt es nach wie vor viel zu tun. „Ich hatte im Jahr 2021 mit meinem Amtskollegen Guido Orthen aus Bad Neuenahr-Ahrweiler einmal die Idee aufgebracht, im Jahr 2030 im Ahrtal eine Veranstaltung unter dem Motto ,Der Wiederaufbau ist geschafft‘ zu machen. Und wenn man dieses Datum als realistisches Ziel nimmt, haben wir jetzt noch nicht einmal ganz die Hälfte geschafft.“ Der Wiederaufbau des Thermalfreibades in Bad Bodendorf und der Neubau des Spessartstegs im Verlauf des Ahr-Radweges sowie der Wiederaufbau des Rhein-Ahr-Stadions sind dabei nur drei der Projekte, an denen auf der Ebene der Verwaltung in Sinzig gerade intensiv gearbeitet wird. „Das gesamte Ahr-Bild wird sich verändern: von einem 20 Meter breiten auf ein 60 Meter breites Flussbett. Aber auch diesen Schritt gehen wir zum Schutz der Anwohner hier in Sinzig.“
Nun möchte Andreas Geron in den kommenden Tagen mit dem einen oder anderen Stadtratsmitglied das persönliche Gespräch suchen, um die Missstimmungen des Wahlkampfes aus der Welt zu räumen. Aber dann soll der Blick nach vorn gerichtet werden. Es gibt noch einige Projekte auf der Liste von Andreas Geron, an die er einen „Erledigt-Haken“ machen möchte.