Portugiesen und Griechen aus dem Kreis erzählen, wie sie Weihnachten feiern
Andere Traditionen: Wie Portugiesen und Griechen im Kreis Ahrweiler Weihnachten feiern
Bei Ana Maria de Sousa Baptista Tomé wird die Weihnacht noch so wie in der portugisischen Heimat ihrer Eltern gefeiert. Foto: Judith Schumacher
Judith Schumache

Kreis Ahrweiler. Die Geschenke liegen unter dem Weihnachtsbaum, der Braten ist schon vorbereitet, der Raum duftet nach Plätzchen und Vorfreude liegt in der Luft – Heiligabend ist endlich da, ein besinnliches Fest mit der Familie kann beginnen. Und das feiert jeder ein bisschen anders. Wie feiert man Weihnachten eigentlich in anderen Nationen? Ein griechischer und ein portugiesischer Haushalt aus dem Kreis Ahrweiler haben der Rhein-Zeitung einen Einblick in ihre Weihnachtstraditionen gegeben.

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Christos Tsepidis und seine Frau Jeni, seine Schwester Sula Voultsidis und deren Gatte Jannis haben griechische Wurzeln. In ihrem Haus an der Ahrweiler Schützenstraße finden in diesen Tagen deutsche und griechische Weihnachtstraditionen zusammen und bilden ein neues Gesamtkonzept. Foto: Gabi Geller
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Wenn Portugiesen Weihnachten feiern, spielen sowohl die Spiritualität des katholisch geprägten Landes eine Rolle als auch der bis heute sehr hohe Stellenwert der Familie, aber ebenso das Essen. Bei Ana Maria de Sousa Baptista Tomé, die im Alter von neun Jahren 1974 ihren Eltern nach Sinzig folgte, wird das Hohe Fest noch ebenso zelebriert, wie sie es von ihrer Mutter Maria Elvira Carneiro de Sousa (bekannt als Baptista) übernommen hat. „Da wir die Vorbereitungen alle zusammen am Heiligabend treffen, fängt Weihnachten hier schon für mich an“, erklärt die zweifache Mutter und beschreibt das alljährliche Ritual.

Am Morgen wird alles ordentlich geputzt, mittags gibt es eine leichte Gemüsesuppe, dann geht es an die Zubereitung des Abendessens. Das ganze Haus riecht dann nach Honig, Zimt, Portwein und Zitrone. Auf jedem portugiesischen Festtagstisch sind die landestypischen Spezialitäten zu finden. Wie etwa Filhoses (Kürbiskrapfen), Rabanadas (ähnlich dem Armen Ritter), Furmigos (Brotbrei in Zucker und Honig), Aletria (spezielle dünne Nudeln in Milch gekocht). Zusätzlich wird zu den frittierten Leckereien eine spezielle Soße aus Portwein, Honig, Zimt und Zitronenschale gereicht. Alle Nachtische werden frisch zubereitet. Das übrig gebliebene Naschzeug wird nach dem gemeinsamen Mahl mit einem Tuch abgedeckt. „Das ist zum Angedenken der verstorbenen Ahnen, die sich daran laben sollen“, so die Portugiesin.

Das Conzuada, das weihnachtliche Hauptmenü, besteht zumeist aus Balhao (Stockfisch) als Vorspeise, mit Kartoffeln und Penca-Kohl. Aus einem gekochten Tintenfisch wird ein schmackhafter Salat zubereitet. Und gewöhnlich gibt es Fisch, was ein Symbol für Einfachheit ist. Der am Vortag gebackene Bolo Rei (Königskuchen) bleibt bis nach Sylvester frisch. In ihm wird eine dicke Bohne versteckt. Wer sie findet, ist im nächsten Jahr für den Kuchen zuständig. „Mein Vater bestand im Übrigen darauf, dass zu Silvester noch einmal genau das gleiche Menü auf dem Tisch stand“, erzählt Ana Maria de Sousa Baptista Tomé. Ohne Mitternachtsmesse ist für sie kein Heiligabend. „Sie heißt in Portugal übrigens Missa du Galo (Hahnenmesse), weil der Hahn Christi Geburt verkündet“, erklärt sie. Die Bescherung findet immer am ersten Weihnachtsmorgen statt, auch wenn die Kinder am Vortag schon eine Kleinigkeit auspacken dürfen.

Ein griechisch-deutsches Weihnachtskonzept

Christos Tsepidis und seine Frau Jeni, seine Schwester Sula Voultsidis und deren Gatte Jannis haben griechische Wurzeln. In ihrem Haus an der Ahrweiler Schützenstraße finden in diesen Tagen deutsche und griechische Weihnachtstraditionen zusammen und bilden ein neues Gesamtkonzept. In Griechenland sind die Adventswochen eigentlich Fastenwochen. „Es wird nur gegessen, was die Erde hergibt“, erklärt Christos. Also weder Fleisch, noch Milch noch irgendetwas aus einem blutenden Organismus.

Bei Ana Maria de Sousa Baptista Tomé wird die Weihnacht noch so wie in der portugisischen Heimat ihrer Eltern gefeiert. Foto: Judith Schumacher
Judith Schumache

„Man freut sich also vier Wochen lang auf den ersten Weihnachtstag, denn dann wird gegessen, getrunken, gesungen und getanzt“, so Christo. Seine Schwester Sula erzählt: Man backt Plätzchen, aber darf sie nicht essen. Umso mehr freut man sich und genießt die Leckereien am Weihnachtstage. „Ehrlich gesagt: Vier Wochen schaffen wir nicht. Aber die letzte Woche vor dem Fest, dann wird gefastet“, gesteht Sula. Auch in ihrem Heimatland sind Traditionen in Bewegung. Sie ändern sich oder sterben ganz aus. „Aber ich kenne noch ältere Leute in Griechenland, die das vierwöchige Fasten eisern durchhalten“, unterstreicht Sula.

Auch in Sachen Geschenke hat man sich an die neue Heimat angepasst. In Griechenland werden die Geschenke an Silvester ausgetauscht. „Die liegen dann am 31. Dezember unter dem Weihnachtsbaum“, erinnert sich Jannis an frühe Kindertage. „Wir machen das natürlich nicht“, stellt seine Frau Sula klar. „Das wäre ja grausam.“ Wegen der Kinder wurde das Geschenketauschen auf den Weihnachtstag verlegt. Aber Bescherung am Heiligen Abend wie in Deutschland, nein das geht nicht. Denn am 24. Dezember ist noch Fastenzeit.

Das Wichtigste ist, die ganze Familie am Weihnachtstag zum gemeinsamen Essen zusammenzubringen. Im Mittelpunkt der Tafel steht dann eine gefüllte Gans. Und hier bleiben auch die Deutsch-Griechen der zweiten und dritten Generation ganz traditionell und ihrer Heimat verbunden: Zubereitet wird der Vogel von den Männern der Familie. Es wird kräftig gegessen, getrunken, gefeiert und gesungen. Zuerst sind die Weihnachtslieder an der Reihe. Danach wird es vor allem lustig, und es wird getanzt. „Je älter man wird, umso mehr schätzt man die überlieferten Traditionen. Das gilt für Immigranten und Einheimische gleichermaßen“, hat Christos Tsepidis beobachtet.

Von unseren Mitarbeiterinnen Judith Schumacher und Gabi Geller

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