Kesseling
Altes Pfarrhaus Kesseling: Lohn für Kraftakt

Mehr als 100 Gäste wohnten der Einweihung des sanierten Alten Pfarrhauses bei. Foto: Vollrath

Vollrath

Kesseling. Das aus dem achten Jahrhundert stammende Alte Pfarrhaus Kesseling, eines der ältesten Gebäude im Kreis Ahrweiler, zählt zweifellos wieder zu den schönsten Gebäuden im Dorf. Kernstück des neuen Dorfgemeinschaftshauses ist das ehemalige Pfarrhaus, das mehr als drei Jahre lang aufwendig nach den Kriterien des Denkmalschutzes restauriert wurde. Mit einem Festakt feierte Kesseling nun die Einweihung und kirchliche Einsegnung.

Von unserem Mitarbeiter Horst Bach

Eingeweiht wurde das alte Pfarrhaus durch Pater Bernd Schrandt und Pfarrer Volker Dupont. Musik in allen Variationen von der Blaskapelle Kesseling umrahmte die Segnung und auch die feierliche Enthüllung des neuen Brunnens vor dem Dorfgemeinschaftshaus, den der Kreuzberger Bildhauer Rudolf Schneider mit Figuren von Bauer, Mönch und Kind stilvoll gestaltet hat. Die Mühen haben sich sichtlich gelohnt, befand dann auch Landrat Jürgen Pföhler am Sonntagmorgen beim Festakt vor mehr als 100 Gästen.

Die Kesselinger hätten wahrhaft eine Mammutaufgabe bewältigt: „Entstanden ist hier ein Juwel, das Vorzeigecharakter besitzt. Dieses Haus ist kein Museum, sondern ein Mehrgenerationenhaus für Jung und Alt.“ Für das überaus lebendige Vereins- und Dorfleben von Kesseling stelle das Dorfgemeinschaftshaus, das mit das mit insgesamt gut 1,8 Millionen Euro zu Buche schlug, einen wichtigen Eckpfeiler der künftigen Dorfentwicklung dar. „Hier ist ein Mittelpunkt für alle Generationen entstanden“, lobte Pföhler. Das Bürgerhaus sei der beste und sichtbare Beweis für bürgerschaftliches Engagement.

Zuvor hatte der Beigeordnete der Ortsgemeinde Kesseling, Klaus Winkler, in seiner Dankesrede an die vielen Helfer und Förderer von einem Kraftakt gesprochen. 1985 sei das Haus noch ein Schandfleck für den Ort gewesen. Nach der Entrümpelung und der Notsicherung des Gebäudes sei dann schließlich nicht nur das Bauwerk gewachsen, sondern auch das Gemeinschaftsgefühl. „Im Mai 2015 war unser neuer Dorfmittelpunkt fertig“, so Winkler. Das Gebäude sei eine gelungene Symbiose aus Alt- und Neubau, befand Randolf Stich, Staatssekretär im Innenministerium, und bezeichnete es als gelungenes Gemeinschaftsprojekt.

Auch Verbandsbürgermeister Verbandsbürgermeister Achim Haag zeigte sich „zutiefst beeindruckt“ und lobte die Leistung der Dorfgemeinschaft. „Einfach kann jeder, wenn’s mal schwierig wird, dann machen es eben die Kesselinger – so geht Dorfleben“, schwärmte Haag. Die vergangenen Jahrzehnte seien für das alte Pfarrhaus nicht immer ungetrübt gewesen, ließ Werner Knebel, Vorsitzender des Fördervereins Altes Pfarrhaus, die Geschichte Pfarrhaus Revue passieren. Der Verfall nahm 1971 seinen Lauf, nachdem der damalige Pfarrers Alfons Scholz seinerzeit ausgezogen war. Der Grund: Die Kirche als Eigentümer konnte nicht einmal die notwendigsten Reparaturen schultern, geschweige denn, in Auftrag geben.

Dann der vermeintliche Lichtblick: 1981 erwarb ein Kölner Ehepaar auf dem Wege der Erbpacht das Pfarrhaus. Doch nachdem das Haus 1985 unter Denkmalschutz gestellt worden war, „verfiel das Gebäude zunehmend“, berichtete der Vereinsvorsitzende vom Niedergang. Nach langem Ringen mit den Erbpächtern kaufte die Ortsgemeinde im November 2008 das inzwischen völlig marode und einsturzgefährdete Gebäude. Schnell wurde der Gemeinde jedoch klar, dass die Sanierung nicht allein durch Kesseling zu stemmen war. Im Dorf legte man dennoch die Hände nicht in den Schoß.

Auf Anregung der damaligen Bürgermeisterin Mara Berschbach gründete sich der Förderkreis Altes Pfarrhaus. Die Vereinsmitglieder schrieben sich fortan die Restaurierung des historischen Gebäudes durch ideelle oder materielle Hilfe auf die Fahne. „Steter Tropfen höhlt den Stein“, betonte Werner Knebel, dem bewusst ist, dass viele Personen aus Nachbargemeinden „schon etwas neidisch auf das hier Geschaffene sind“. Er forderte die Kesselinger auf: „Füllen wir das Haus mit Leben.“

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