Der Discounter Aldi reagiert auf die klimakritische Beurteilung seines Standortes in der Wilhelmstraße, der im städtischen Klimaanpassungskonzept wegen seiner Parkplatz- und Dachfläche neben dem Landrat-Joachim-Weiler-Platz am Bahnhof als einer von drei Hitzehotspots in der Stadt ausgemacht wurde. Aldi Süd sei sich bewusst, „dass sich versiegelte Flächen vor allem im Sommer stärker erhitzen“, so Carolin Sunderhaus, Sprecherin von Aldi Süd auf RZ-Anfrage. Doch der Discounter tue auch etwas dagegen.
Um diesen Effekt „abzuschwächen“, werde zum Beispiel der Grünstreifen vor dem Gebäude in unversiegeltem Zustand belassen. Außerdem sei der Filial-Parkplatz nicht vollständig gepflastert, sondern verfüge zwischen jeder Reihe über einen Grünsteifen „sowie über üppigen Baumbestand, der Schatten spendet und einer Aufheizung entgegenwirkt“. Darüber hinaus statte Aldi das neue Gebäude auf dem eigenen Parkplatz, in das eine Rossmann-Filiale eingezogen ist, „mit einem Gründach und einer begrünten Fassade aus“. Das sei Auflage in der Baugenehmigung. „Die klimaschonende Lösung hat die Stadt gemeinsam mit Aldi Süd entwickelt.“
Innenstadt soll zur Schwammstadt werden
Ein anderer Ansatzpunkt zur Reduzierung der Hitze in der Stadt, für die der Deutsche Wetterdienst am 13. August 2024 mit 36,5 Grad unter seinen 469 Standorten den bundesdeutschen Hitzerekord 2024 gemeldet hat, ist die Bad Neuenahrer City. Die soll zur Schwammstadt werden, die wie ein Schwamm das Wasser speichern und später abgeben kann. Bei den Tiefbauarbeiten zur Reparatur des bei der Flutkatastrophe beschädigten Fernwärme- und Kanalnetzes sollen unterirdisch große Wasserspeicher, sogenannte Rigolen, eingebaut werden. Regenwasser soll nicht abgeleitet, sondern gespeichert werden. Bei Hitze und Trockenheit wiederum können mit diesem Wasser die Schatten spendenden Bäume und Grünanlagen bewässert werden. Es sind 38 neue Bäume und mehr Freiflächen als bisher geplant, die die versiegelten Flächen durchbrechen sollen.
„In der Poststraße und der Ahrstraße sind Rigolen mit insgesamt etwa 180 Kubikmetern Volumen zur Speicherung von Oberflächenwasser der Straßen und Dächer vorgesehen“, erläutert Stadtsprecher Karl Walkenbach. Dies diene zur Bewässerung der sogenannten Baumquartiere. Technik und Management sind im Spiel: „Vor einem Niederschlagsereignis werden die Rigolen entleert, damit das Volumen wieder zur Verfügung steht. Die Steuerung läuft über den Deutschen Wetterdienst.“ Unterm Strich sollen die Aufenthaltsqualität für Anwohner und Besucher steigen, die Hitze sinken, das Klima sich bessern und Regenmengen für potenzielles Hochwasser in der Ahr zurückgehalten werden.
Auch die Bürger sind in der Pflicht
Die Stadt setzt zudem auf klimaförderliche Dachbegrünung und nutzt den flutbedingten Wiederaufbau. Bei drei Hochbauten mit Flachdächern sind Dachbegrünungen gemäß Grünsatzung mit einer Mindestsubstratschicht von 15 Zentimetern vorgesehen: bei der Kita Blandine-Merten-Haus, der Kita St. Pius und dem Sportplatzgebäude Walporzheim.
Klimaschutz und -anpassung seien aber nicht nur eine kommunale Aufgabe, sondern bräuchten Unterstützung durch die Bürger. Deshalb gebe es Zuschüsse für Entsiegelung und naturnahe Begrünung. Da wird zum Beispiel die Umgestaltung eines Schottergartens (Entfernung und Abtransport von Altbelägen sowie neuer Mutterboden und Neubepflanzung) auf einer Mindestfläche von zehn Quadratmetern unterstützt. Die Stadt übernimmt bis zu 50 Prozent der förderfähigen Kosten, maximal jedoch 1500 Euro.
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Auch Rewe tut etwas
Parkplatzversiegelung und Begrünung der Dachflächen sind auch bei Rewe-Märkten ein Thema. Als Vorzeigeobjekt dient der Rewe Green Farming in Wiesbaden. „Dort setzen wir auf versickerungsfähige Untergründe und verringern dank der kreisförmigen Anordnung der Stellplätze die Anzahl an versiegelten Flächen bei gleicher Anzahl an Parkplätzen“, so Annika Müller von der Rewe Group in Köln. „Für den sommerlichen Wärmeschutz haben wir großzügige Dachüberstände, die die Fensterflächen konstruktiv beschatten, was die Klimatisierung minimiert.“
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