„In diesem Sommer ist uns der Klimawandel um die Ohren geschlagen worden, wenn man sich die zahlreichen Umweltkatastrophen ringsum besieht. Es ist allerhöchste Zeit zu handeln“, brachte Brigitte Karpstein von der Gruppe Laudato Si die Forderungen der Umweltaktivisten von Fridays for Future in Sinzig im Rahmen des Nachhaltigkeitsmarktes auf den Punkt.
Flutopfer sind traumatisiert
Eine der Folgen: Laut einer Studie der Uni Heidelberg würden im Ahrtal nach der Flutkatastrophe vom Juli 2021 rund 4000 Menschen unter einer posttraumatischen Belastungsstörung leiden. „Die Menschen, auch junge Menschen haben die Flut erlebt und sehen im Fernsehen, was passiert. Sie haben Angst vor der Zukunft“, betonte Karpstein. Dem gegenüber stehe eine aktuelle Studie, nach der bei zwei Dritteln der Menschen die Aktivitäten der Fridays-for-Future-Bewegung nichts im Bewusstsein der Bevölkerung bewirken würde. Gerade hätten sich jedoch sechs Kinder zusammengetan, um vor dem EU-Gerichtshof einzuklagen, dass 32 Länder dazu gezwungen werden, den CO₂-Ausstoß zu verringern.
Wer lieber Minigolf spielen geht, als sich für das Klima einzusetzen, muss das wohl tun.
Stadtratsmitglied Ralf Urban
Der Andrang beim Nachhaltigkeitsmarkt gestaltete sich übersichtlich. „Ich bin etwas enttäuscht, dass von keiner anderen Partei außer von den Grünen oder der Bürgermeister hier zu diesem weltweiten Klimaaktionstag erschienen sind“, sagte Stadtratsmitglied Ralf Urban. Dass zeitgleich die Minigolfanlage in Bad Bodendorf wiedereröffnet wurde, lässt er nicht gelten. „Man muss halt Prioritäten setzen: Wer lieber Minigolf spielen geht, als sich für das Klima einzusetzen, muss das wohl tun“, versetzte Urban. Ihm zufolge sei es wohl angesagt, beim nächsten Mal etwas Spektakuläreres als eine Demo und einen Markt zu veranstalten. „Aber nicht so etwas Kontraproduktives wie sich auf der Straße festzukleben“, meint der Stadtrat.
Viele Initiativen beteiligt
Präsenz zeigte auch die Nachhaltigkeits-AG des Rhein-Gymnasiums, die ein veganes Kuchenbuffet und fairen Kaffee sowie eine Sammelbox für Handys, eine Reste-Rezepte-Börse sowie eine Pflanzentauschbörse für Saatgut und Stauden anbot.
In Erinnerung brachte sich das Reparaturcafé, das jeden zweiten Dienstag im Monat in der Remagener Kulturwerkstatt seine Zelte aufschlägt. Dort können Interessierte defekte Geräte vorbeibringen, wo technisch versierte wie Andreas Bieber oder Frank Krajewski sie wieder in Gang bringen, wenn möglich. Aufmerksam mit ihrem Stand machten Sozialraum-Managerin Sonja Wuttke und Gerlinde Brenk auf die zahlreichen Angebote in Sinzig wie etwa die Sinziger Nachbarschaftshilfe, Spaziergang im Lunapark, das Café SolidAHRität im evangelischen Gemeindehaus oder der Handytreff im ASB-Zelt am Sportplatz, wo Menschen, die sich mit Handy-, PC- oder Internetfunktionen nicht gut auskennen, alle 14 Tage dienstags kostenfreie Beratung bekommen. Sie wiesen auch auf das Klappcafé, ein großes Nachbarschaftstreffen für alle Generationen auf dem Parkplatz am Teich zwischen den Häusern 35 und 37 am Freitag, 29. September, in der Zeit von 16 bis 17.30 Uhr hin.
Davon, dass nachhaltige Mode so richtig schick sein kann und gleichzeitig die Umwelt nicht belastet, konnte man sich am Stand von Sinzigs Modedesignerin mit ihrem Label beJunipa überzeugen. Das Haus der offenen Tür (HOT) führte einen Workshop zum „Upcycling“ alter T-Shirts, Tops oder Blusen zu Taschen durch. Wunderschöne bunte Blumensträuße mit Blumen vom eigenen Feld, die ohne Spritzmittel erzeugt werden, bot der Wilhelmshof an. Zu einer nachhaltigen Mobilität beriet Claudia Thelen und Mathias Breda von der e-Carsharing-Initiative Kreis Ahrweiler.