Derzeit drückt der Wiederaufbau der Ahrtalbahn zwischen Walporzheim und Ahrbrück dem ganzen Tal den Stempel auf. Lkw und Baufahrzeuge auf der Straße sind damit beschäftigt, Material für die vielen Bahnbaustellen zu liefern, die sich oft im Abstand von wenigen Hundert Metern aneinanderreihen.
Im Ahrtal gibt die viel gescholtene Bahn kräftig Gas. Bis zum Ende dieses Jahres soll die gut 42 Kilometer lange Bahnstrecke zwischen Remagen und Ahrbrück in ihrer Gesamtheit in Betrieb gehen. Derzeit wird nur der Abschnitt zwischen Remagen und Walporzheim mit den bekannten Diesel-Triebwagen bedient. Noch 2025 aber will die Bahn dort mit elektrischen Triebwagen im 20-Minuten-Takt unterwegs sein. Um das zu erreichen, wird aus dem Wiederaufbau nach der Ahrflut von 2021 an vielen Stellen de facto ein Neubau. Und das sieht man.
Gleich hinter Walporzheim, an der Engstelle „Bunte Kuh“, präsentiert sich neben der Straße eine Großbaustelle. Dort liegt auch schon das stählerne Brückenteil bereit, das demnächst in die Widerlager am Ufer eingehoben wird. Noch aber wird eifrig vorbereitet. Schon im April könnte das erste Brückenelement eingehoben werden, wie eine Bahnsprecherin vor wenigen Tagen andeutete. Im Mai dann soll auch schon mit dem Gleisbau begonnen werden, heißt es bei der Bahn – für den Laien kaum vorstellbar, wenn man derzeit im Ahrtal unterwegs ist. Denn mancherorts ist zwischen Baumaterial und Fahrzeugen die Bahntrasse kaum zu erkennen.
Rund um Dernau ist das anders: Vor und hinter dem Ort ist schon wieder Schotter aufgebracht, wo der Schienenstrang entlangführen soll. Dafür ist im Ort selbst die künftige Bahnstrecke eine einzige Baupiste. Alles, was an innerörtlichen Leitungen die Bahntrasse queren soll, muss dort noch untergebracht werden, bevor die Schienen verlegt werden.
In Rech konzentrieren sich die Bauarbeiten gerade an der Bahnbrücke über die Bundesstraße. Dort musste die enge Bogenbrücke einem Neubau weichen. Der Haltepunkt im Ort hat bereits einen neuen Bahnsteig erhalten. Auch die Fundamente für die Masten, die einmal die Oberleitung tragen sollen, sind zu erkennen. Sonst aber gleicht die Bahntrasse dort eher einem ungepflegten Feldweg.
Je enger das Tal, desto aufwendiger die Baustellen
Was folgt, ist der landschaftlich spannendste Abschnitt des engen Ahrtals mit steilen Felsen auf beiden Seiten. Eine Kette von Tunneln, Brücken und spektakulären Viadukten ermöglicht der Bahn, diesen Engpass zu passieren. Um diesen Abschnitt für eine moderne Bahnstrecke zu ertüchtigen, muss dort besonders hart gearbeitet werden. Die fünf Tunnel sind bereits aufgeweitet worden, um die Oberleitung aufnehmen zu können. Die von der Flut fortgerissenen Brücken werden neu gebaut, und der alte Viadukt vor Altenahr bekommt eine zusätzliche Betonplatte. Dort werden die Masten für den Fahrdraht befestigt. Hinter dem Engelsley-Tunnel beginnt Altenahr, wo mitten im Ort die Bahnbrücke über den Fluss gebaut wird. Auch dort liegt bereits das Brückenelement bereit, das einmal die Bahngleise aufnehmen soll.
Drei von insgesamt 13 Brückenbauwerken über den Fluss gibt es noch bis zum Ende der Strecke in Ahrbrück: in Altenburg, in Kreuzberg und bei Pützfeld. Auch dort sind die Bautrupps im Einsatz, genau wie an den Haltepunkten und überall auf der freien Strecke dazwischen: Verankerungen für die Masten der Oberleitung werden gesetzt, die Schächte und Kanäle für die Signaltechnik verlegt, die Trasse so vorbereitet, dass der Unterbau und das Schotterbett für die Schienen aufgesetzt werden können.
Die Bahn möchte fertig werden – pünktlich
Noch ist man voll im Zeitplan, versichert der Gesamtleiter des Bauprojekts Wiederaufbau Ahrtalbahn, Christian Sauer. Nicht zuletzt, weil auf vielen der Baustellen im Schichtbetrieb gearbeitet wird, teilweise sogar rund um die Uhr und an allen Tagen der Woche. Auf diese Weise will es die Bahn gemeinsam mit den beteiligten Baufirmen schaffen, das prestigeträchtige und öffentlichkeitswirksame Wiederaufbauprojekt rechtzeitig fertig zu bekommen. Die Absicht ist zu spüren: Im Ahrtal möchte die Bahn pünktlich sein.