Im vierten Jahr nach der Flut
Ahrtalbahn im Wiederaufbau: Großbaustellen und enge Zeitpläne im Ahrtal
Zwischen Walporzheim und Ahrbrück ist das Ahrtal derzeit nahezu eine einzige lange Bahnbaustelle.
Christian Koniecki

Das Ahrtal ist auch im Jahr vier nach der Flutkatastrophe eine einzige große Baustelle, und das derzeit vor allen Dingen wegen der Bahn. Ein Großteil der Baustellen und des Baustellenverkehrs hat mit dem Wiederaufbau der Ahrtalstrecke zu tun.

Derzeit drückt der Wiederaufbau der Ahrtalbahn zwischen Walporzheim und Ahrbrück dem ganzen Tal den Stempel auf. Lkw und Baufahrzeuge auf der Straße sind damit beschäftigt, Material für die vielen Bahnbaustellen zu liefern, die sich oft im Abstand von wenigen Hundert Metern aneinanderreihen.

Im Ahrtal gibt die viel gescholtene Bahn kräftig Gas. Bis zum Ende dieses Jahres soll die gut 42 Kilometer lange Bahnstrecke zwischen Remagen und Ahrbrück in ihrer Gesamtheit in Betrieb gehen. Derzeit wird nur der Abschnitt zwischen Remagen und Walporzheim mit den bekannten Diesel-Triebwagen bedient. Noch 2025 aber will die Bahn dort mit elektrischen Triebwagen im 20-Minuten-Takt unterwegs sein. Um das zu erreichen, wird aus dem Wiederaufbau nach der Ahrflut von 2021 an vielen Stellen de facto ein Neubau. Und das sieht man.

Hinter Walporzheim endet derzeit die freigegebene Bahnstrecke. Ab hier beginnt die 14 Kilometer lange Bahnbaustelle durch das Ahrtal bis zur Endstation in Ahrbrück.
Christian Koniecki

Gleich hinter Walporzheim, an der Engstelle „Bunte Kuh“, präsentiert sich neben der Straße eine Großbaustelle. Dort liegt auch schon das stählerne Brückenteil bereit, das demnächst in die Widerlager am Ufer eingehoben wird. Noch aber wird eifrig vorbereitet. Schon im April könnte das erste Brückenelement eingehoben werden, wie eine Bahnsprecherin vor wenigen Tagen andeutete. Im Mai dann soll auch schon mit dem Gleisbau begonnen werden, heißt es bei der Bahn – für den Laien kaum vorstellbar, wenn man derzeit im Ahrtal unterwegs ist. Denn mancherorts ist zwischen Baumaterial und Fahrzeugen die Bahntrasse kaum zu erkennen.

Die stählernen Brückenelemente liegen an vielen Baustellen bereits bereit, um endgültig eingehoben zu werden.
Christian Koniecki

Rund um Dernau ist das anders: Vor und hinter dem Ort ist schon wieder Schotter aufgebracht, wo der Schienenstrang entlangführen soll. Dafür ist im Ort selbst die künftige Bahnstrecke eine einzige Baupiste. Alles, was an innerörtlichen Leitungen die Bahntrasse queren soll, muss dort noch untergebracht werden, bevor die Schienen verlegt werden.

In Rech konzentrieren sich die Bauarbeiten gerade an der Bahnbrücke über die Bundesstraße. Dort musste die enge Bogenbrücke einem Neubau weichen. Der Haltepunkt im Ort hat bereits einen neuen Bahnsteig erhalten. Auch die Fundamente für die Masten, die einmal die Oberleitung tragen sollen, sind zu erkennen. Sonst aber gleicht die Bahntrasse dort eher einem ungepflegten Feldweg.

Je enger das Tal, desto aufwendiger die Baustellen

Was folgt, ist der landschaftlich spannendste Abschnitt des engen Ahrtals mit steilen Felsen auf beiden Seiten. Eine Kette von Tunneln, Brücken und spektakulären Viadukten ermöglicht der Bahn, diesen Engpass zu passieren. Um diesen Abschnitt für eine moderne Bahnstrecke zu ertüchtigen, muss dort besonders hart gearbeitet werden. Die fünf Tunnel sind bereits aufgeweitet worden, um die Oberleitung aufnehmen zu können. Die von der Flut fortgerissenen Brücken werden neu gebaut, und der alte Viadukt vor Altenahr bekommt eine zusätzliche Betonplatte. Dort werden die Masten für den Fahrdraht befestigt. Hinter dem Engelsley-Tunnel beginnt Altenahr, wo mitten im Ort die Bahnbrücke über den Fluss gebaut wird. Auch dort liegt bereits das Brückenelement bereit, das einmal die Bahngleise aufnehmen soll.

Ein Wald aus Baukränen: Die vielen Baustellen der Bahnstrecke dominieren derzeit das Ahrtal.
Christian Koniecki
Einige der Brückenelemente, wie hier an der Bunten Kuh, liegen schon für den Einbau bereit. Noch aber ist der Bau der Widerlager und Stützpfeiler nicht abgeschlossen.
Christian Koniecki
Auch die Hangsicherung entlang der felsigen Passagen neben der Bahnstrecke ist ein Thema. Hier in Höhe der Bunten Kuh werden gerade Stahlnetze über den Hang gespannt, um Steinschlagschäden zu verhindern.
Christian Koniecki
Bei Marienthal laufen die Vorarbeiten an den Brückenpfeilern, damit die Brückenelemente bald eingehoben werden können.
Christian Koniecki
Vor und hinter Dernau ist das ehemalige und künftige Gleisbett bereits geschottert.
Christian Koniecki
In Dernau selbst laufen noch die Vorbereitungen, um die Bahntrasse mit Installationen und Oberleitung auszurüsten.
Christian Koniecki
Diese Brücke über die Straße zwischen Rech und Mayschoß ist ein kompletter Neubau.
Christian Koniecki
Der Haltepunkt in Rech - auch dort gibt es noch viel zu tun. Zum Jahresende soll die Strecke betriebsbereit sein.
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Altenahr: Direkt hinter dem Engelsley-Tunnel wird gerade eine weitere der insgesamt 13 Eisenbahnbrücken über die Ahr gebaut.
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Der Bahnhof in Altenahr: Auch hier gibt es von der eigentlichen Bahntrasse noch nicht viel zu sehen.
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Bei Pützfeld muss die Ahr ein letztes Mal vor der Endstation in Ahrbrück überquert werden. Hier sind die Arbeiten noch nicht ganz so weit vorangeschritten.
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Ahrbrück ist der Endpunkt der gut 42 Kilometer langen Bahnstrecke durch das Ahrtal, die in Remagen von der Rheinstrecke abzweigt. Auch hier wird die gesamte Fahrstrecke modernisiert.
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Drei von insgesamt 13 Brückenbauwerken über den Fluss gibt es noch bis zum Ende der Strecke in Ahrbrück: in Altenburg, in Kreuzberg und bei Pützfeld. Auch dort sind die Bautrupps im Einsatz, genau wie an den Haltepunkten und überall auf der freien Strecke dazwischen: Verankerungen für die Masten der Oberleitung werden gesetzt, die Schächte und Kanäle für die Signaltechnik verlegt, die Trasse so vorbereitet, dass der Unterbau und das Schotterbett für die Schienen aufgesetzt werden können.

Die Bahn möchte fertig werden – pünktlich

Noch ist man voll im Zeitplan, versichert der Gesamtleiter des Bauprojekts Wiederaufbau Ahrtalbahn, Christian Sauer. Nicht zuletzt, weil auf vielen der Baustellen im Schichtbetrieb gearbeitet wird, teilweise sogar rund um die Uhr und an allen Tagen der Woche. Auf diese Weise will es die Bahn gemeinsam mit den beteiligten Baufirmen schaffen, das prestigeträchtige und öffentlichkeitswirksame Wiederaufbauprojekt rechtzeitig fertig zu bekommen. Die Absicht ist zu spüren: Im Ahrtal möchte die Bahn pünktlich sein.

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