Der sogenannte überörtliche Maßnahmeplan für einen wirksamen Hochwasserschutz im Ahrtal ruht auf drei Säulen. Da wären zunächst die 17 großen Regenrückhaltebecken in den Seitentälern zu nennen (unsere Zeitung berichtete), die den größten Schutz für die leidgeprüften Bewohner des Ahrtals bewirken würden. Es gehören aber auch unterstützende Hochwasserrückhaltemaßnahmen und der Hochwasserrückhalt in der Fläche dazu, die jetzt während der Onlineinformationsveranstaltung für interessierte Bürger ebenso vorgestellt worden sind.
Viele Bürger haben Vorschläge eingebracht
Es lohnt sich, auch die Säulen zwei und drei der erarbeiteten Hochwasserschutzstudie näher zu beleuchten. Denn immerhin, so Oliver Buchholz, Projektleiter von der Hydrotec Ingenieursgesellschaft für Wasser und Umwelt mbH, entfalten diese bei kleinen und mittleren Hochwassern eine spürbare Schutzwirkung. Und sie werden eben genauso gebraucht wie die Rückhaltebecken in den Seitentälern des Ahrtals, um im Fall eines Extremhochwassers wie 2021, bei dem 135 Menschen ihr Leben und mehr als 40.000 ihr Zuhause verloren haben, in Summe das Schlimmste zu verhindern.
Eine Vielzahl der unterstützenden Maßnahmen haben die Experten bereits in den Starkregen- und Hochwasserschutzkonzepten der Kommunen vorgefunden. Zudem haben sich die Studienersteller im Kreisarchiv durch Unterlagen gewühlt und diese analysiert. Schließlich flossen auch Vorschläge von Bürgern ein, zu denen Buchholz sagte: „Es ist sehr positiv, dass sich viele Bürger gemeldet haben.“ Das Gros der Maßnahmen betrifft konkrete Schritte, die der Ahr zu mehr Ausbreitungsflächen verhilft, sollten starke Niederschläge den Fluss über die Ufer treten lassen. Laut Buchholz wirken diese Vorkehrungen vor allem auf örtlicher Ebene.

Ahrtal: 17 gewaltige Erddämme sollen Zuflüsse bändigen
So eine Katastrophe wie 2021 soll sich im Ahrtal nicht wiederholen. Deshalb setzen die Kommunen im Kreis Ahrweiler alles daran, den bestmöglichen Hochwasserschutz auf den Weg zu bringen. Entscheidende Erkenntnisse liegen nun auf dem Tisch.
Was den Regenrückhalt auf der Fläche betrifft, ist ein Blick auf die Flächen im Einzugsgebiet der Ahr wichtig – und wie diese genutzt werden. Laut Buchholz sind die Flächen zu 52 Prozent von Wald bedeckt, was per se schon mal gute Voraussetzungen für einen Wasserrückhalt schafft. Gleichwohl ließen sich die Hochwasserschutzmaßnahmen dort noch verbessern.
Landrätin Cornelia Weigand führte an, dass es bereits fruchtbare Gespräche gegeben habe und schon heute im Wald Mulden zu sehen seien, in denen Wasser versickern könne. Aber es brauche weitere Vorhaben – auch zusammen mit den Landwirten. Um Letztere mit ins Boot zu holen, kündigte die Landrätin „einen größeren Aufschlag“ in absehbarer Zeit an.
Bodenerosion wird deutlich verringert
Davon abgesehen erläuterte Buchholz, wie sich die Schutzwirkung verändert, wenn man Flächen umnutzt. So wäre das Aufforsten mit Mischwald denkbar, was eine relativ niedrigprozentige Verbesserung am Pegel Altenahr bringe. Gleichwohl würde alles, was den Regenrückhalt auf der Fläche verbessere den örtlichen Schutz erhöhen, indem etwa die Bodenerosion deutlich verringert werden würde.
Zudem würden diese Maßnahmen die Auswirkungen des Klimawandels, Stichworte sind da laut Expertenmeinung etwa Dürre und Starkregen, abschwächen. Allerdings seien bei alledem die großen Rückhaltebecken bei starken bis extremen Hochwassern unverzichtbar, da sie den Regen zu 70 Prozent zurückhalten könnten.
„Wir brauchen einen langen Atem, und wir müssen am Ball bleiben, dann stehen die Chancen auf Umsetzung gut.“
Landrätin Cornelia Weigand
Die Landrätin erklärte unterdessen den Bürgern in der Onlinerunde, dass es die Solidarität aller brauche, „besonders der Bürger“, damit ein wirksamer Hochwasserschutz für die Menschen im Ahrtal auf den zweifellos langen Weg gebrachten werden könnte: „Wir brauchen einen langen Atem, und wir müssen am Ball bleiben, dann stehen die Chancen auf Umsetzung gut.“ Leicht würde der Bau der Rückhaltebecken jedenfalls nicht. „Jeder angedachte Standort hat seine Restriktionen, die es dann zu beseitigen gilt“, weiß Weigand.