Kreis Ahrweiler – Die für die überregionale Tourismuswerbung des Kreises zuständige Touristik und Servicegesellschaft, TSG, zeigt weiter Auflösungserscheinungen. Der Kreistag will am Freitag im Rahmen seiner Haushaltsberatungen beschließen, seinen TSG-Zuschuss um 100 000 Euro auf 170 000 Euro zu kürzen. Weit schwerer scheint aber noch ein Gutachten zu wiegen, dass auch einer TSG-Neustrukturierung, wie sie die Gesellschafter (Kreis, Kommunen und die Betriebe im Verein Tour) im Herbst angedacht haben, kaum Perspektiven einräumt.
Dabei gleicht die Gesellschaft bereits jetzt einem Scherbenhaufen: Im Oktober hat die Weinwerbung ihre Mitgliedschaft zum Jahresende gekündigt und wechselt mit zwei Mitarbeitern der TSG zum Ahrtal-Tourismus. Die Verbandsgemeinde Adenau strebt den Austritt zum 31. 12. 2011 an und will sich dem Eifel Tourismus in Prüm anschließen. Das von den TSG-Gesellschaftern aufgebrachte zusätzliche Budget für den Nürburgring fällt zum Jahresende weg. Zwei Mitarbeitern die am „neuen Ring“ für den Kreis werben, ist zum Jahresende gekündigt. Und das Finanzbudget sinkt weiter. Wenn die TSG, wie geplant, künftig keine Einnahmen durch die Zimmervermittlung und durch Sonderleistungen erzielen kann, gerät die Gesellschaft zwangsläufig in finanzielle Schieflage.
Da wird die Kürzung der Zuschüsse um 100 000 Euro durch den Kreis fast schon wie eine Entlastung für die trudelnde Gesellschaft. Denn die geschieht weitestgehend kostenneutral. 10 000 Euro kann der Kreis weniger zahlen, weil der Zuschuss an die Weinwerbung, die zum Ahrtal-Tourismus wechselt, wegfällt. Rund 80 000 Euro ist die Übernahme von zwei TSG-Mitarbeitern wert, die fortan in der notorisch unterbesetzten Kreisverwaltung arbeiten sollen. Zumindest diese Personalreduzierung dürfte den Gutachtern von Project M gefallen, die sich mit der Zukunftsperspektive der TSG beschäftigt haben. Das Büro kommt in seiner Expertise unter anderem zu dem Ergebnis, dass die Kosten für Personal und Betrieb (Miete etc.) im Verhältnis zum Marketingbudet völlig überhöht sind. „Ausgesprochen ungünstig“, heißt es in dem der RZ vorliegenden Gutachten. Und weiter schreibt Project M: „An welchen Aufgaben soll das Personal sinnvoll arbeiten, wenn die finanziellen Mittel dafür nicht ausreichend verfügbar sind.“ Aus Sicht der Berater müsse eine „Regionalagentur, die sich dem Ziel der Neukundengewinnung verschrieben hat, über Marketingbudgets verfügen, die ein Vielfaches dessen umfassen, was für die TSG veranschlagt sind“.
Das Büro, dass auch die Verbandsgemeinde Adenau bei ihrer Entscheidung über einen Verbleibt in der TSG beraten hat, ist überzeugt, dass die Neukonzeption so keine Basis für eine Zukunft der TSG bietet. Es fehle an Zielvereinbarungen, Strategien und Aufgaben, die von allen Gesellschaftern mitgetragen würden. Weiterer Streit unter den Gesellschaftern sei programmiert, zufriedenstellende Ergebnisse für alle, seien nicht zu erwarten.
Am 10. Dezember tagen die Gesellschafter der TSG erneut. Dass danach ein Zukunftsplanung verabschiedet wird, ist ebensowenig zu erwarten wie die Auflösung der TSG. Letzteres ist frühestes zum 31.12. 2011 möglich.