Wahlergebnis Heil und Nahles gehören dem neuen Bundestag an
AfD-Erfolg sorgt für Frust bei den anderen Parteien
Hans-Jürgen Vol

Region. Klare Verhältnisse im Wahlkreis 198, der sich aus dem Kreis Ahrweiler und dem Altkreis Mayen zusammensetzt: die CDU bleibt stärkste Kraft, die SPD ist abgeschlagen die Nummer zwei. Die FDP hat nach dem Debakel 2013 (5,6 Prozent) wieder deutlich zugelegt. Doch der eigentliche Wahlsieger heißt auch im Wahlkreis 198: Alternative für Deutschland. Und das sorgt bei allen anderen Parteien für Frust..

Im Bundestag wird der Wahlkreis auch in den kommenden vier Jahren von Mechthild Heil von der CDU und Andrea Nahles von der SPD vertreten. Heil holte das Direktmandat wie 2013, Nahles qualifiziert sich über die Landesliste für den Sitz im Bundestag.

195.000 Wahlberechtigte waren im Wahlkreis Ahrweiler zur Stimmabgabe aufgerufen. 101.000 potenzielle Wähler wohnen im Kreis Ahrweiler, 94.000 im sogenannten Altkreis Mayen: den Städten Mayen und Andernach und den Verbandsgemeinden Maifeld, Mendig, Pellenz und Vordereifel. 56.000 Wahlberechtigte im Wahlkreis 198 hatten diesmal Briefwahl beantragt, davon 30.500 im Landkreis Ahrweiler und 26.000 im Landkreis Mayen-Koblenz.

Zufrieden mit dem persönlichen Ergebnis, besorgt über das Abschneiden der AfD, so kommentiert CDU-Direktkandidatin Mechthild Heil das Wahlergebnis. „Wir haben stark an die AfD verloren. Auch stärker als andere. Das habe ich so nicht erwartet. Das Ergebnis irritiert mich auch, sag ich ganz ehrlich. Das ist besorgniserregend. Ich glaube aber ganz fest daran, dass wir als Demokratie damit umgehen können. Heil will die AfD mit Themen stellen. „Wir brauchen Lösungen, die auch in der Praxis umzusetzen sind. Das sehe ich bei der AfD nicht. Die AfD hat aus der Konfrontation Honig gesaugt. Deshalb glauben manche Leute ja auch, dass das eine wirkliche Alternative ist. Man muss jetzt vor allem mit denen ins Gespräch kommen, vor allem hier im Wahlkreis, die die AfD gewählt haben.“

Christina Steinhausen aus Remagen hat zum zweiten Mal nach 2009 für die FDP für den Bundestag kandidiert. Damals holte sie als Direktkandidatin eines der besten Ergebnisse für ihre Partei in Rheinland-Pfalz. „Vor einem Jahr hätte noch keiner damit gerechnet, dass wir uns um die zehn Prozent bei den Zweitstimmen bundesweit bewegen. Ich bin stolz und glücklich über dieses Ergebnis. Dafür haben wir aber auch bis zum Schluss gekämpft. Noch am Samstagabend waren wir mit Infoständen unterwegs.“ Der Denkzettel für die großen Parteien und das Ergebnis für der AfD machen sie jedoch nachdenklich. Dass ihre Partei künftig mitregiert, schließt sie nicht aus. „Ob wir eine mögliche Jamaika-Koalition (CDU/Grüne/FDP) mittragen, werden wir aber im Rahmen einer Mitgliederbefragung entscheiden. Dass ihr eine Koalition mit der CDU lieber gewesen wäre, daraus macht Steinhausen keinen Hehl. „Aber die Realität holt einen ein.“

„Ich habe schon befürchtet, dass die AfD stark wird. Aber dass es so schlimm wird, hätte ich nicht gedacht“, sagt Marion Morassi, die Direktkandidatin der Partei Die Linke. Doch das habe sich abgezeichnet. „Ich weiß, dass viele Leute nicht zugegeben haben, dass sie AfD wählen. Eine Mitschuld sieht sie bei CDU und SPD, die sich einen trägen Wahlkampf geliefert hätten. Dass Die Linke ihr Ergebnis mindestens gehalten hat, ist für sie das Positive am Wahlabend.

„Ich bin zufrieden mit dem Ergebnis, denn die Prognosen ließen ganz andere Zahlen erwarten.“ so Martin Schmitt, der Grünen-Direktkandidat aus der Vordereifel. Unter den jetzt gegebenen Bedingungen hielte er es für einen Fehler, nicht in intensive Verhandlungen mit der Union und der FDP über die Bildung einer Jamaika-Koalition zu treten.“ In der Partei werde es allerdings schwer, Jamaika zu begründen. Aber die politischen Verhältnisse seien nun mal nicht mehr so wie noch vor 15 Jahren. „In den vergangenen Jahren hat sich das Land nach rechts hin polarisiert.“

„Ich muss mir jedenfalls keine Vorwürfe machen: Ich habe als Einzelkämpfer versucht, etwas zu bewegen“, kommentiert der parteilose Einzelkandidat Siegfried Verdonk aus Winnerath den Wahlausgang. Für ihn spiegelt sich im Ergebnis ein Hilferuf der Wähler wider. „Die Leute haben in den etablierten Parteien keine Hilfe gesehen“, vermutet er und sieht in diesem Vertrauensverlust auch den Grund für das starke Abschneiden der AfD. Im Wahlkampf seien ihm Leute begegnet, die vom Staat nichts mehr wissen wollten. „Das fand ich erschreckend“, sagt er.

„Das Ergebnis ist super, wir sind ganz aus dem Häuschen“ sagt die AfD-Kandidatin Kathrin Koch zum Wahlergebnis bei einer Wahlparty in ihrem Heimatort Bad Breisig. „Wir werden jetzt mit einer starken Fraktion in Berlin Politik für die Bürger machen, wie wir es in unserem Wahlprogramm versprochen haben“, sagt Koch. Sie selbst wird allerdings nicht in den Bundestag einziehen. Wie ihre persönliche politische Zukunft aussehen wird, ob sie auf Landes- oder Kreisebene ein Sitz in einem Parlament anstrebt, hat die 57-Jährige noch nicht entschieden. „Damit lasse ich mir noch Zeit, jetzt wird erst einmal gefeiert.“

Axel Ritter, Direktkandidat der Piraten im Wahlkreis 198, ist über das schwache Abschneiden seiner eigenen Partei und vor allen Dingen das starke Ergebnis der AfD nicht überrascht. „Ich sehe mich in bestätigt. Wer sich mit Politik beschäftigt, hat so ein Ergebnis wie heute kommen sehen. “ Zu seiner persönlichen Motivation sagt er: „Mit meiner Kandidatur habe ich versucht, die Piraten wieder mehr ins Blickfeld der Öffentlichkeit zu rücken.“ Mit den ersten Zahlen zu seinem persönlichen Ergebnis war er allerdings nicht zufrieden. „Mit derzeit 0,8 Prozent aller Stimmen und dem letzten Platz unter den Direktkandidaten kann ich nicht zufrieden sein“, konstatiert Ritter in einer ersten Reaktion. Das einzig Positive aus Ritters Sicht: “Damit hätte ich aber ein doppelt so gutes Ergebnis wie die Piraten bei den Zweitstimmen erzielt haben.“

Von unserem Redaktionsleiter Uli Adams

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