Der anstehende Ausbau der Landstraße 87 zwischen Gönnerdorf und Bad Breisig wäre nach Ansicht der Verbandsgemeinde und hiesiger Kommunalpolitiker ein guter Anlass, parallel dazu einen Radweg zu bauen. Die Straße verläuft kurvig in dem engen Tal, was für Radfahrer ein großes Gefahrenpotenzial darstellt. Der Landesbetrieb Mobilität (LBM) lehnt den Bau eines Radwegs ab, die Kommunen seien in der Pflicht. Für den Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) ist das ein Unding.
An der L87 geht es um den Alltagsradverkehr
Grundsätzliches zu dem Fall äußert auf Anfrage Gerd Engel, ADFC-Vorsitzender des Kreisverbandes Koblenz und Sprecher für die Ortsgruppe Bad Neuenahr-Ahrweiler, die immerhin 213 Mitglieder zählt: „Der Vinxtbach-Radweg wird rein touristisch genutzt. Hier, an der L87, geht es aber um den Alltagsradverkehr, um diejenigen, die mit dem Rad zur Schule fahren oder pendeln. Da kann ich die Verärgerung der Bürger sehr gut verstehen“, so Engel. Die Forderung nach einem parallelen Bau eines Radweges zur L87 sei verständlich.

Die L87 im Vinxtbachtal bekommt vorerst keinen Radweg
Ein Radweg, der im Zuge des Ausbaus der L87 durch das Vinxtbachtal direkt umgesetzt werden kann, das wäre doch was. Das haben sich zumindest die VG Bad Breisig und auch die heimischen CDU-Landtagsabgeordneten gedacht.
Was die Radinfrastruktur entlang von Landes- oder Bundesstraßen angeht, zöge sich der LBM gern aus der Verantwortung. Und die einzelnen Gemeinden im Land stünden unter dem Kuratel der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD), die sehr genau unter Pflichtausgaben und freiwilligen Ausgaben einer Kommune unterscheidet. „Es geht ja auch nicht nur um die Finanzierung der Radtrasse selbst, sondern auch um die Unterhaltungspflicht einer solchen Route, die dem Baulastträger obliegt. Das ist eine langfristige finanzielle Belastung, die die meisten Gemeinden einfach nicht stemmen können“, erklärt der ADFC-Kreisvorsitzende.
Kleinteilige Struktur im Land ist ein Problem
Die Radwegestruktur in Rheinland-Pfalz läge erheblich hinter denen anderer Bundesländer zurück. Das Radwegenetz in Nordrhein-Westfalen oder Niedersachsen habe da eine ganz andere Qualität. Eine mögliche Erklärung dafür, dass es um das Netz in Rheinland-Pfalz so schlecht bestellt ist, hat Engel auch: „Die kommunalen Strukturen im Land sind atomisiert, also unterteilt in viele kleine Gemeinden. Während es von der Größe her vergleichbar in Thüringen 267 Gebietskörperschaften gibt, sind es in Rheinland-Pfalz 2000. Und die kommen, weil es keine größeren Einheiten wie etwa in Nordrhein-Westfalen mit rund 20.000 Bewohnern gibt, viel eher in große Geldnöte“, erklärt Engel.
Die einzelnen Niederlassungen des LBM in Rheinland-Pfalz hätten zumeist den Radtourismus im Blick und kaum, dass es Alltagsradler gibt. Im Vordergrund stünde der Ausbau von Autostraßen. „Ich fände es toll, wenn sich beim Ausbau der L87 viele verschiedene Akteure unter einem Hut zusammenfänden und es doch zum Radwegebau käme“, unterstreicht Gerd Engel die Forderungen auch der Verbandsgemeinde Bad Breisig.
Kleine Anfrage an den LBM gestellt
Das sieht nicht nur der ADFC so, sondern auch die beiden CDU-Landtagsabgeordneten Horst Gies und Petra Schneider, die auf eine entsprechende Kleine Anfrage an den Landesbetrieb Mobilität (LBM) eine Absage erhalten hatten. Inhalt: Das LBM sieht die Machbarkeit im Verlauf der L87 aufgrund der beengten Lage im Vinxtbachtal mit den landespflegerisch und wasserwirtschaftlich sensiblen Bereichen als nur schwer und sehr kostenintensiv umsetzbar an (wir berichteten). Zudem kommen die im Vinxtbachtal vorhandenen topografischen Verhältnisse hinzu.
Auch VG-Bürgermeister Marcel Caspers möchte die Chance, die der Ausbau der Landstraße mit sich bringen würde, nicht ungenutzt verstreichen lassen. Der Bau eines Radweges sei kein Luxusprojekt, sondern eine absolute Notwendigkeit für die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger, für die Mobilitätswende und für die Entwicklung der gesamten Verbandsgemeinde. Gerade Familien, Schülerinnen und Schüler sowie Berufspendler und auch Urlaubsgäste seien heute gezwungen, eine gefährliche Straße zu nutzen, weil es keine sichere Alternative gebe.