Die Kläranlage in Dümpelfeld, knietief im Schlamm versunken, ist mittlerweile wieder in Betrieb. In der Anlage „Untere Ahr“ in Sinzig laufen die Instandsetzungsarbeiten. Hoffnungslos sieht es dagegen bei den beiden Klärwerken in der Verbandsgemeinde Altenahr aus. „Sie wurden nicht nur überflutet. Die Anlagen in Mayschoß und Altenahr sind nicht mehr existent“, sagt Frank Heuser, technischer Werkleiter des Abwasserwerks Mittelahr.
In Mayschoß hat das DRK in den vergangenen Tagen eine temporäre Kläranlage aufgebaut, die jetzt ihren Betrieb aufnimmt. Sie besteht aus sieben Tanks mit einem Fassungsvermögen von insgesamt 334.500 Litern. Für die Behandlung von Fäkalschlamm als Teil des Abwasserstroms werden zudem Belüfter, Impulsrührer, ein Labor, eine UV-Desinfektionsanlage sowie Filter und Pumpen installiert. Zunächst kann damit das Abwasser der Bevölkerung in Mayschoß (rund 600 Personen) aufbereitet werden. Die Kläranlage kann bei Bedarf erweitert werden, um noch mehr Haushalte an das Abwassernetz anzuschließen. Die chemisch-biologischen Prozesse sind laut DRK dieselben wie in jedem normalen Klärwerk. Die in Mayschoß errichtete Kläranlage besteht zudem aus stabilem, katastrophentauglichem Material und wurde ursprünglich in Koordination mit der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften (IFRC) für einen Einsatz im Ausland konzipiert. Dass sie nun im Inland zum Einsatz kommt, hätte wohl niemand gedacht.
„Wir sind heilfroh, dass uns das DRK diese Anlage angeboten hat“, sagt Heuser. Weitere Behelfs-Kläranlagen verschiedener Anbieter sollen in den kommenden Wochen aufgebaut werden – zehn solcher Anlagen sollen am Ende installiert sein. Damit sind jedoch längst nicht alle Abwasserprobleme behoben. Denn auch in den bereits wieder ganz (Dümpelfeld) oder teilweise (Sinzig) arbeitenden Klärwerken kommt nur ein Teil des anfallenden Abwassers an. Der Grund sind unterbrochene Zuleitungen. Allein in der Verbandsgemeinde Altenahr, schätzt Heuser, ist rund ein Drittel des Sammlernetzes zerstört.
Was bei Weitem die größten Probleme bereitet: Die Kanäle in den Ortsgemeinden sind mit Geröll und Schlamm verstopft. Ohne Spülwagen ist da nichts zu machen. Hilfe vom Krisenstab? – Fehlanzeige. „Welcher Krisenstab?“, fragt Heuser lakonisch. Erfolgreich war dagegen eine Anfrage über den kommunalen Unternehmerverband. Wenig später hatte man 22 Fahrzeuge im Einsatz, darunter solche der Stadtentwässerung Hamburg, die überdies noch ein Labor zur Überwachung der provisorischen Kläranlage zur Verfügung stellte. Doch es geht nur mühsam voran. „In einigen Ortslagen haben wir die Kanäle komplett gespült, aber wenig später waren sie wieder zu“, schildert Heuser. „Der Schlamm ist immer noch überall.“
Vielversprechend erscheint die Idee, Regenrückhaltebecken als mechanische Abwasserreinigung zu nutzen. Zum Beispiel das in Marienthal, das die Abwässer von Rech und Dernau auffangen kann. Drei Wochen benötigte man, um zunächst 500 Kubikmeter Schlamm aus dem Becken zu holen. Und als man es endlich im beschriebenen Sinne in Betrieb nehmen wollte, war Öl in das Becken gelaufen, das aufwendig abgepumpt werden musste. Einen Tag später war erneut Öl im Becken, das abgepumpt werden musste. Eine Sisyphusarbeit.
Heuser, privat von der Flut schwer getroffen, versteht sich als Optimist. Als Realist weiß er aber auch, dass es mehr als nur Monate dauern wird, um die Abwasserentsorgung auf den Stand vor der Flutwelle zu bringen. „Ich habe noch zwölf Jahre zu arbeiten“, sagt Heuser. „So lange werde ich mit den Folgen der Katastrophe zu tun haben.“