Bad Breisig – Am 5. Dezember 2005 wurden das Bad Breisiger Kurhaus und Kurhotel geschlossen. Insolvenz. Während die Stadt als Eigentümer des Gebäudekomplexes für das in den 1970er-Jahren gebaute Kurhotel einen Käufer finden konnte, wird die Abrissbirne im November 2010 die mehr als 140-jährige Geschichte des alten Kurhauses und seiner Nebengebäude endgültig beenden.
Am Dienstagabend verkündete Bürgermeister Bernd Weidenbach den Termin für einen Beschluss, den der Bad Breisiger Stadtrat bereits im November 2008 gefällt hat.
Bei einer Bürgerversammlung in der Aula der Lindenschule wollten Verwaltung und Rat nochmals für diese Entscheidung gerade bei alten Breisigern und ehemaligen Kunden des Hauses werben, die in den vergangenen zwei Jahren gegen den Abriss des Kurhauses protestiert hatten. Doch am Ende blieben die städtischen Mitarbeiter und die Ratsvertreter weitestgehend unter sich. Nur gut 20 Zuhörer waren der Sache wegen gekommen.
Und die hörten von Bürgermeister Weidenbach und dem Andernacher Architekten Egon Schäfer, dass alle Versuche der vergangenen Jahre scheiterten, den Gesamtkomplex zu retten. Große Hotelketten zeigten kein Interesse, anderen potenziellen Käufern hätten Banken schlichtweg kein Geld für eine Hotelinvestition gegeben, so Weidenbach. Auch die Weiterführung in Eigenregie war aus Sicht von Verwaltung und Rat keine Alternative. Schlimmer noch: Die mit dem Gebäudekomplex verbundenen Kosten hätten die stadteigene Kur- und Thermalbad GmbH beinahe in den Ruin getrieben. Allein durch das Blockheizkraftwerk, das mittlerweile in den Römerthermen Wärme produziert, wären bis 2018 Kosten von rund 600 000 Euro entstanden. „Bei einer Insolvenz der stadteigenen GmbH wäre es zu einer Zwangsversteigerung des mehr als 13 000 Quadratmeter großen Areals gekommen. Spekulanten hätten für kleines Geld das Gelände kaufen können. Jetzt sind wir in der Lage, mehr als 10 000 Quadratmeter Bauland in bester Lage für spätere Projekte vorzuhalten“.
Architekt Schäfer machte klar, dass das alte Kurhaus ein wirtschaftlicher Totalschaden ist – auch wenn das von außen nicht überall sichtbar sei: „Eine Renovierung wäre teurer gewesen als ein Neubau.“ Vom Fundament bis zum Dach habe es Sanierungsbedarf gegeben, stellte er mit Fotos aus allen Hausbereichen unter Beweis.
Der Abriss, der erst erfolgen sollte, wenn für alle Bürger erkennbar ist, dass sich etwas tut im Kurpark, ist für Weidenbach auch ein Neuanfang. Das für 250 000 Euro verkaufte Hotel wird für rund zwei Millionen Euro zu Eigentumswohnungen umgebaut. Ein Café/Bistro soll im ehemaligen Schwimmbadbereich entstehen, in den ehemaligen Anwendungsbereich zieht zum 1. Januar die Touristinformation ein. „Mit dem Kurpark und dem jetzt frei werdenden Areal haben wir Gestaltungsmöglichkeiten für die kommenden Jahre, um uns auf dem Markt für Kur und Gesundheitstourismus ein eigenes Profil zu erarbeiten“, ist Weidenbach überzeugt.