Während Flut zerstört - Familie plant Neubau
Abriss eines Traditionslokals: Das Café Lang in Altenahr ist Geschichte
Im Jahr 1950 bekam das Hotel eine Bundes-Kegelbahn, auf die an derFassade stolz hingewiesen wird. Foto: Familie Lang
Familie Lang

In Altenahr ist ein Stück Fremdenverkehrsgeschichte verschwunden. Die Ruine des Traditionshauses Café Lang im Ortskern von Altenahr wurde Anfang der Woche abgerissen. Die Fluten der Ahr hatten es zerstört. Wo der Kristallspiegelsaal des Hotels stand, wucherte schon lange Unkraut. Die Familie plant den Bau eines neuen Hotels.

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Die Eröffnung des Café Lang am 21. Mai 1949 war eine Punktlandung. Denn in diesem Jahr startete das erste Autorennen nach dem Krieg auf dem Nürburgring, berichtet Senior Dieter Lang. „Mein Bruder und ich haben auf dem Mäuerchen gesessen und die Autos gezählt, die hier durchgefahren sind. Wir hatten das ganze Wochenende durchgehend geöffnet.“

Potenzial einst früh erkannt

1945 war sein Vater Rudolf Lang aus der Gefangenschaft heimgekehrt und hatte sein zweites Café Lang in Düsseldorf etabliert. Das erste war zerbombt worden. Beim Weinkaufen erkannte Rudolf Lang das Potenzial des Ahrtals, erwarb das ehemalige Bürgermeisteramt im Zentrum von Altenahr und zog mit seiner Familie ein.

Das einstige Traditionshaus Hotel Lang wurde während der Flutkatastrophe 2021 in Altenahr komplett zerstört. Jetzt ist es Geschichte. Foto: Ulrike Walden
Ulrike Walden

Nebenbei engagierte sich der Gastronom später als Vize-Bürgermeister der Verbandsgemeinde. Schon damals, berichtet sein Sohn Dieter, sei von Regenrückhaltebecken die Rede gewesen. Denn die Gefahr schwerer Hochwasser an der Ahr war bekannt. Ein Strich an der Hauswand des Hotels zeigte all die Jahre, wie hoch die Fluten 1910 standen.

Wir und die Kinder wollen hier wieder wohnen.

Rudolf Lang möchte ein neues Hotel errichten.

Im Jahr 2021 kam es noch schlimmer. „Wir haben sechs Häuser an die Flut verloren“, sagt Rudolf Lang. Er heißt wie sein Opa und führt die Familientradition weiter. „Drei haben wir wieder aufgebaut.“ Darunter ist das neue Apart-Hotel mit Sauna und Fitnessraum in dem Gebäude, das früher die Spielhalle enthielt. Einchecken können die Gäste digital, die Kraft an der Rezeption kann sich deshalb Zeit für die persönliche Betreuung nehmen. Auch das „Fässchen“, ein Mekka der Feierwütigen zu Weinfestzeiten, und Gästehäuser sind renoviert. Rudolf Lang gehört unter anderem auch der Westernsaloon. Aber am Haupthaus hing das Herz der Familie immer ganz besonders. Dort lebte jeweils die Generation, die das Geschäft führte, seit 2005 ist das Rudolf Lang mit Familie. Er sagt: „Wir und die Kinder wollen hier wieder wohnen.“ Deshalb soll an dem Platz auch kein Supermarkt entstehen. Den hatten Planer dort gesehen. Rudolf Lang möchte stattdessen ein neues Hotel errichten.

Vater Dieter Lang denkt gern an die Zeit zurück, als das Hotel ständig ausgebucht war und „bis zu acht Mann in der Küche standen“. „Wir waren der größte Ausbildungsbetrieb an der mittleren Ahr.“ Wie alle Gastronomen aus Leidenschaft kenne die Familie nur ein Ziel; „Dass die Gäste zufrieden sind. Und dass sie wiederkommen.“ Deshalb biete man ihnen: „Gutes Essen, Erholung und Vergnügen.“

900 Dänen kamen pro Jahr

Besonders gern kamen Dänen, „mindestens 900 pro Jahr“, berichtet Senior Dieter Lang. Als er einmal nachts mit einem Freund plaudernd durch eine dunkle Gasse Kopenhagens spazierte, drehten sich vier Herren nach ihm um und riefen seinen Vornamen. Sie hatten ihn an seiner Stimme erkannt. Zwei Wochen vorher waren sie noch in Altenahr gewesen.

Anfang der Woche rückte der Bagger an und hat das Hotel Lang abgerissen. Foto: Hans-Jürgen Vollrath
Hans-Jürgen Vollrath

Stammgäste wurden alle fünf Jahre mit Urkunden geehrt. Nachdrücklich willkommen waren Gäste mit Handicap. Schon früh gab es eine Rampe für Rollstühle. „Auch Rollstuhlfahrer haben im Kristallspiegelsaal getanzt.“ Für Dieter Lang war es denn auch selbstverständlich, die Behindertenwallfahrten der Malteser nach Kevelaer zu begleiten.

Die Zeiten, als Massen von Reisebussen in Altenahr Station machte, ist vorbei. Die Hälfte aller Gäste im Hotel Lang kam früher mit einer Reisegesellschaft per Bus. Heute, nach der Flut, sei es für Touristen schwierig, sich im Ahrtal zurechtzufinden, sagt Junior Rudolf Lang. Straßen würden auch an langen Feiertagswochenenden gesperrt, ohne dass Umleitungen ausgeschildert sind. Oder dann kurzfristig doch wieder freigegeben, ohne dass dies öffentlich bekannt gemacht worden sei. Oder es wird eine Straße aufgerissen, während Gäste gleich gegenüber auf der Terrasse sitzen.

„Als Unternehmer hat man es zurzeit sehr schwer hier“, sagt Rudolf Lang. In diesem Jahr hätte das Hotel sein 75-jähriges Bestehen gefeiert. Stattdessen haben Vater und Sohn still mit einem Bier angestoßen. Das letzte Fest, das im Kristallspiegelsaal über die Bühne ging, war der 80. Geburtstag von Dieter Langs Ehefrau am 10. Juli. Vier Tage später kam die Flut. „Das Wasser stand hier 1,80 Meter hoch.“ „Aber wir lassen uns nicht unterkriegen“, sagt Dieter Lang.

Er fährt jetzt gleich mit dem E-Bike nach Meckenheim, Erdbeeren holen. Mit dem Bike hat er es schon auf dem Jakobsweg bis Santiago de Compostela geschafft. Da war er 66 Jahre alt. Unternehmer brauchen einen langen Atem.

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