Den mit „C“, also den „Calli“, der mit Nachnamen Calmund heißt, kennen die meisten Zeitgenossen. Zumindest dann, wenn sie sich ein wenig für Fußball interessieren. Aber den Kalli, wie er mittlerweile genannt wird, also den mit „K“, werden sicherlich weniger Frauen und Männer kennen als den ehemals schwergewichtigen Manager von Bayer Leverkusen. Obwohl Kallis sportliche Leistung mit Sicherheit persönlich kaum weniger wertzuschätzen ist, als das, was Reiner Calmund einst dem Werksklub zu Zeiten von Bayer Vizekusen hat zukommen lassen. Denn der Kalli vom Ring hat mittlerweile Besonderes geleistet.












Der 80-Jährige muss auch die Theorie pauken
Zum nunmehr 17. Mal hat Kalli, mit bürgerlichem Namen Karl-Lorenz Conradi, vor wenigen Tagen an einem Formel-Training, also an einem Lehrgang mit offenen Rennfahrzeugen, die quasi die Basis für das spätere Formel-1-Dasein bilden, teilgenommen. Und das inzwischen im „zarten Alter“ von 80 Jahren. Ein solches Training ist sehr viel mehr als nur ein bisschen schneller als sonst im Kreis herumzufahren mit einem Rennauto, das kein Dach über dem Kopf hat. Denn dabei geht es nicht nur um das Absolvieren der Trainingsrunden auf der Grand-Prix-Strecke, sondern auch um das „Pauken“ von Theorie. Um das Lernen von Sicherheitsvorgaben und das Befolgen der Instruktoren-Anweisungen in Andreas Güldens „Driving Academy“.
„Es macht mir immer noch großen Spaß.“
Karl-Lorenz Conradi
„Es macht mir immer noch großen Spaß“, sagt der Motorsport-Anhänger. „Und ich freue mich jedes Mal darüber, dass ich so freundschaftlich von der Familie der Nürburgring-Freunde bei jedem Training und jedem Lehrgang aufgenommen werde.“ Den Namen „Kalli“ hat man ihm bei der Nürburgring Driving Academy verpasst. „In meinem früheren Leben haben mich alle Charly genannt.“
Früher kostete die Runde über den Ring eine Mark
Viele Jahre war Karl-Lorenz Conradi Vorsitzender des Angelvereins in Schwerte. Nürburgring-Fan aber war er schon länger. „1964 war ich zum ersten Mal am Ring. Damals kostete eine Runde über den Nürburgring eine Mark.“ Karl-Lorenz Conradi war motorsportbegeistert und hatte schon damals eine Zehnerkarte, die er als Tourist abfuhr. Die Verbindung zu der legendären Rennstrecke in der Eifel blieb also immer bestehen. „Einmal waren wir hier, da hat es unten in Adenau geregnet, und oben auf der Hohen Acht hat es geschneit.“
Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen hier oben grüßen mich mit Handschlag, wenn ich wieder komme.
Karl-Lorenz Conradi
2014 war er zum ersten Mal als Gast bei den Formel-Fahrern. „Und dann war ich angesteckt. 2015 habe ich zum ersten Mal gebucht.“ Ein Jahr ausgelassen hat er seitdem nicht. Nach mittlerweile 17 Mal dabei fühle sich das immer noch sehr gut an. Auch mit 80. „Was ich nicht leiden kann, ist, wenn andere mit Gewalt rangehen und keine Rücksicht auf das Auto nehmen. So etwas widerstrebt mir.“ Kalli kennt sich aus in der Technik der Autos, er ist schon die Vorgänger-Generation der heutigen Rennsportwagen gefahren: „Die mit BMW-Motoren und sequenziellem Getriebe.“ Er reist immer einen Tag früher an, damit er morgens zu Beginn des Trainings auch fit ist.
Bei der Anmeldung „gucken die jüngeren Leute meist, wenn ich komme. Was will der ältere Herr hier?“ Aber das habe sich dann schnell geregelt. Mittlerweile ist Kalli bekannt in dem elitären Formel-Kreis. „Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen hier oben grüßen mich mit Handschlag, wenn ich wieder komme. Wann man sich so lange kennt, dann ist das für mich wie Familie.“
Und das soll auch in Zukunft noch so bleiben, wenn es nach ihm geht. „So lange die Bandscheibe einigermaßen mitspielt, soll mir das recht sein.“ Der fitte Rennsport-Senior beweist mit jedem Formel-Training, dass Leidenschaft keine Altersbeschränkungen kennt und dass man auch mit 80 Lenzen noch Spaß und Können am Motorsport auf hohem persönlichen Niveau haben kann.