Luftfahrtpionier und Unternehmer
69-Jähriger hat eigenen Hubschrauber in der Garage
Der Tüftler landet den Helikopter elegant auf einer Plattform. Mit dieser fahrenden Plattform, die Michael Kügelgen selbst entworfen hat, kann der Hubschrauber per Fernsteuerung in die Garage gesteuert werden.
Michael Illjes

Drohnen, Hubschrauber oder Modellflugzeuge: Das ist Michael Kügelgen egal. Hauptsache, es fliegt. Der Tüftler baut seit der Kindheit an Modellflugzeugen, hat sein Hobby in der Grafschaft zum Beruf gemacht. Wir begleiten den Erfinder auf einen Flug.

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Wer ist schon Leonardo da Vinci? Der Universalkünstler hat sein Leben lang vergeblich versucht, Fluggeräte in die Lüfte steigen zu lassen. Der Tüftler Michael Kügelgen aus der Grafschaft ist ihm da ein paar Schritte voraus. Der Ingenieur bringt selbst gebaute Flugzeuge und Drohnen zum Fliegen und baut mit seiner Firma Feingussanlagen, deren Raketentriebwerke bis zum Mars abheben. Zugegeben: Der Vergleich ist ein wenig unfair. Im 16. Jahrhundert waren die technischen Voraussetzungen ein wenig anders als heute. Dennoch haben wir uns die Frage gestellt – wer ist der Mann hinter dem Erfolg?

Michael Kügelgen lebt den Traum aller Flugbegeisterten. Sein Hubschrauber befindet sich direkt vor der eigenen Haustür. Als wir den 69-jährigen Diplom-Ingenieur treffen, steuert er seinen Helikopter auf einer fahrenden Plattform aus seiner überdimensionalen Garage heraus - auch Hangar genannt. Michael Kügelgen erzählt mit leuchtenden Augen von seiner Begeisterung fürs Fliegen und Tüfteln. Still steht der Unternehmer dabei sehr ungern. Detailversessen prüft er vor dem Flug die Propeller, den Motor und spielt an den vielen kleinen Rädchen im Cockpit rum.

Der gebürtige Kölner ist Gründer, Inhaber und Geschäftsführer der Firma MK Technology mit Sitz in der Grafschaft. Der Gelsdorfer entwickelt gemeinsam mit seinen 24 Mitarbeitern Feingussanlagen, die Firmen wie SpaceX, Rolls-Royce oder sogar das FBI kaufen. Das große Hobby des Erfinders bleibt aber das Fliegen. Daher schraubt der Tüftler seit jeher auch an Drohnen und entwickelt in der Corona-Zeit ein eigenes Flugzeug, einen elektronisch angetriebenen Senkrechtstarter.

Zurück im Hubschrauber. Nach den ausgiebigen Checks und Tests kann es endlich losgehen. Vor dem Start zieht Michael Kügelgen seine alten Handschuhe aus braunem Leder an. Sie lassen den 69-Jährigen wirken wie einen Piloten aus den 50er-Jahren. Die Rotoren drehen sich immer schneller, die verwirbelte Luft presst die umliegenden Gräser im Garten nieder und der Helikopter hebt ab. Die Persönlichkeit des Flugbegeisterten spiegelt sich hier wunderbar wieder. Auf der einen Seite ist er hoch konzentriert, ja keinen Fehler zu begehen. Andererseits freut sich der erfahrene Flieger wie ein kleines Kind, sobald der Hubschrauber sicher abgehoben ist.

In der Luft fühlt sich Michael Kügelgen frei. Von oben überblickt der Gründer die gesamte Grafschaft.
Michael Illjes

Angeborenes Talent?

Sein Talent wirkt fast wie angeboren. Und ganz so fern scheint diese Diagnose nicht zu sein. Die Eltern des Ingenieurs sind Missionsärzte. So wächst Michael Kügelgen die ersten Jahre seines Lebens in Nigeria auf: „Vielleicht hängt es mit Afrika zusammen. Weil wir damals die weiten Strecken in diesem Land immer fliegen mussten“, meint der Tüftler auf die Frage, warum er seit seiner Kindheit das Fliegergen in sich trägt.

Mit sieben Jahren habe er gemeinsam mit seinem Vater sein erstes Modellflugzeug gebaut. Das habe den jungen Ingenieur nie losgelassen: „Drohnen sind im Wesentlichen auch nichts anderes als große Modellflugzeuge“, erklärt Michael Kügelgen. Die Schulzeit in Deutschland sei nicht leicht gewesen. Was den Erfinder nicht fesselt, lässt er links liegen. Das hat Konsequenzen. Der junge Kügelgen bleibt zweimal sitzen und fliegt einmal von der Schule. Viel lieber sitzt der junge Ingenieur im Keller, die sich mit der Zeit in eine Werkstatt verwandelt. Mit elf Jahren habe er so richtig angefangen an allem zu Schrauben, was motorisiert ist.

„Was hat gutes Wetter mit meinem Flugzeug zu tun?“
Michael Kügelgen, Diplom-Ingenieur

Eine Anekdote fasst diese Phase gut zusammen. Einmal sei der Vater in die Werkstatt gekommen und habe sich aufgeregt, dass der Sohn beim tollsten Wetter im miefigen Keller an diesen komischen Flugzeugen bastle. „Ich habe ihn damals nicht verstanden. Was hat gutes Wetter mit meinen Flugzeugen zu tun?“, hat sich Michael Kügelgen früher gefragt. Gemeinsam mit seinen Freunden hat er in der Jugend ständig an motorisierten Projekten geschraubt.

Michael Kügelgen ist Gründer und Geschäftsführer der Firma MK Technology. Mit seinem Team hat er hochmoderne Feingussanlagen entwickelt, die Weltmarken wie Facebook oder das FBI kaufen.
Michael Illjes

Tüfteln bis ins kleinste Detail: eine Eigenschaft, die sich bis ins gehobene Alter zieht. Der 69-Jährige landet mit seinem Hubschrauber auf einer selbst angefertigten Plattform. Die hat der Erfinder erst kürzlich entwickelt. Mit dieser rollenden Plattform kann der Helikopter per Fernsteuerung in den Hangar gefahren werden. Ähnlich wie ein Palettenhubwagen für Schwerlasten – nur ferngesteuert und maßgeschneidert für den Helikopter.

Michael Kügelgen trägt bei unserem Treffen einen navyblauen Pullover, kombiniert mit Hemd und Arbeiterhose: Praktisch muss es sein. Das fällt im Gespräch mit dem Flugverrückten immer wieder auf. So regt sich der Ingenieur auf, dass viel Geld in Flugzeugprojekte gesteckt werde, die zwar schön aussehen, aber nicht fliegen täten.

Der Tüftler landet den Helikopter elegant auf einer Plattform. Mit dieser fahrenden Plattform, die Michael Kügelgen selbst entworfen hat, kann der Hubschrauber per Fernsteuerung in die Garage gesteuert werden.
Michael Illjes

So sei im Jahr 2018 die Idee entstanden, ein rein elektrisches Flugzeug zu bauen, das zusätzlich auch noch senkrecht starten und landen kann - die „eMagic One“. Gemeinsam mit seinem Team überlegt er sich Konzepte, tüftelt an der Aerodynamik, baut Modellflugzeuge. Vom ersten Entwurf bis zum ersten Flug habe es zwei Jahre gedauert. Auf das Ergebnis ist der Erfinder stolz.

Das ultraleichte Flugzeug kann bemannt bis zu 60 Minuten mit einer Maximalgeschwindigkeit von 186 km/h fliegen. Für die Neukonstruktion sind Michael Kügelgen und sein Team auf der „AERO Friedrichshafen“ im Jahr 2022 mit dem „E-Flight Award“ für ihr herausragendes Flugzeugdesign ausgezeichnet worden - ganz schön beeindruckend. Oder wie Michael Kügelgen wahrscheinlich sagen würde: „Im Grunde sind Flugzeuge auch nichts anderes als große Modellflieger“.

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