Danny Kitzmann ist an seinem Ziel. Frühmorgens um 8.30 Uhr an diesem Sonntag hat der Berliner seine Triumph Tiger, natürlich ein Motorrad, ganz vorn am Tor geparkt. Er will Erster im Fahrerlager am Nürburgring sein, wenn es losgeht. Er habe die Videos vom „Anlassen“ als Start in die Motorradsaison im vergangenen Jahr gesehen und sich gesagt: „Da muss ich hin.“ Nach einer Zwischenübernachtung hat er im Hotel am Ring geschlafen, konnte die Rennstrecke sehen. „Raus aus dem Bett und hierhin“, beschreibt er und ist sich sicher: „Nächstes Jahr bring' ich meine Frau mit.“ Sieben Stunden lang muss er warten, dann ist Danny einer von 42.000 Motorradfahrern (2024: 45.000), die zur gemeinsamen gemütlichen Saisonauftaktrunde über die Nordschleife starten können.
Viele verschiedene Angebote am Ring – fast immer mit Fokus Motorsport
Von frühmorgens an bis zum Start des Motorradkorsos zum Tagesabschluss reißt die Zufahrtsschlange der Motorräder aller Art und Größe nicht ab, füllt sich die riesige Parkfläche des Fahrerlagers. Später wird noch die AMG-Arena der Grand-Prix-Strecke genutzt. Helfer haben alle Hände voll zu tun, um die Biker ordentlich in Reih’ und Glied zu parken, damit sie zur Abreise wieder rauskommen.
„Der Spaß liegt in den Kurven, nicht im Speed.“
Einer der Motorradfahrlehrer, die am Korso teilgenommen haben
Hinten auf dem Areal ist das Festgelände mit Verpflegungsmeile, Info- und Verkaufsständen – alles rund ums Motorrad. Das lädt die, die auf den Korso warten, nach Essen und Trinken zum Schlendern ein. Viele der Aussteller bieten Glücksräder mit kleinen Gewinnen an, hier und da kann man „Experten-Benzin-Gespräche“ führen. Die Motorradstaffel der Polizei macht Vorführungen. Auf einem Leistungsstand zeigen Motorräder, wie viel PS sie wirklich haben. Für den DRK-Kreisverband Ahrweiler ist der Ortsverband Grafschaft mit seiner Drohnenstaffel bei den Ausstellern dabei. Der Leiter des Medical-Centers, Armin Link, führt Besuchergruppen durch die Räume der Notfallstation.




















Sehr gefragt sind die Motorradrunden über die Grand-Prix-Strecke, die der Dortmunder Motorsport-Club nach einem Jahr Pause jetzt wieder anbietet (ab 25 Euro für drei Runden) und betreut. 15 Instruktoren ordnen die Fahrer nach Können und Risikobereitschaft und donnern dann mit ihnen in kleinen Gruppen nach Freigabe durch die Race-Control über die Grand-Prix-Distanz. „Der Spaß liegt in den Kurven, nicht im Speed“, sagt einer der erfahrenen Motorradlehrer, die bis kurz vor dem Korso-Start ihre Runden drehen.
Auch der VG-Bürgermeister fährt Motorrad
Geradezu traditionell eröffnet Pastor Klaus Kohnz, Pfarrer für Nürburg, den ökumenischen Gottesdienst und erinnert daran, dass auf den Tag genau vor 100 Jahren mit dem Bau der Rennstrecke begonnen wurde, um Arbeit und Wirtschaft in der Region zu stärken. Auf die Verantwortung des Nürburgrings dafür weist auch Bürgermeister Guido Nisius hin, der – mit seiner Honda gekommen – eine der Fürbitten spricht.
„Ein emotionaler Abschluss und ein Gänsehautmoment für die Besucher, aber auch für uns Mitarbeiter.“
Nürburgring-Geschäftsführer Ingo Böder zum Motorradkorso
Der evangelische Pfarrer Rüdiger Wink und Weihbischof Jörg Peters nehmen in Ansprache und Predigt das Motto „Wohin“ des stilvoll-besinnlichen Gottesdienstes auf, für den die Kirchen-Rockband mit Namen Der Nächste Bitte Lieder wie „Durch die schweren Zeiten“ von Udo Lindenberg zum Mitsingen anstimmt. Nach dem Vaterunser gibt es den Segen für die Biker. Viele Zweiradfahrer haben sich in der Sonne auf den Asphalt vor die Bühne gesetzt, singen und beten mit. Doch die meisten Motorradfahrer an der Zufahrt der Nordschleife sind bereits aufgestiegen, lassen ungeduldig ihre Motoren heulen. Dann schließlich kann die Auftakttour beginnen. „Ein emotionaler Abschluss und ein Gänsehautmoment für die Besucher, aber auch für uns Mitarbeiter“, so Nürburgring-Geschäftsführer Ingo Böder.
Polizei zieht positive Bilanz
Die Polizei unter Einsatzleitung von Frank Neuerburg zeigt sich im Nachgang des „Anlassens“ zufrieden: „Insgesamt verlief die Veranstaltung friedlich und unproblematisch. Leichte Verkehrsbeeinträchtigungen bei der An- und der Abreise nach dem Motorradkorso waren nicht zu vermeiden.“ Im Nahbereich des Nürburgrings seien sechs Verkehrsunfälle mit Motorradbeteiligung registriert worden. „Hierbei wurden zwei Personen schwer und vier Personen leicht verletzt.“