Im Ahrweiler Kreistag sitzen von 46 Mitgliedern 12 Frauen, also gerade 26 Prozent. Verhältnismäßig ist das sogar weniger als im deutschen Bundestag – mit rund 30 Prozent Frauenanteil.
Gabriele Hermann-Lersch (CDU), Bürgermeisterin der Stadt Bad Breisig, erklärt sich die Überzahl der Männer in der Politik aus der Historie. Seit langem sei es ein männliches Privileg, die Politik nach außen hin zu vertreten. Außerdem strebten trotz Gleichberechtigung viele Frauen nicht nach Ämtern, sondern engagierten sich eher in der Familie. „Viele Frauen glauben auch völlig zu Unrecht, sie könnten das nicht“, sagt Hermann-Lersch.
Marion Morassi ist seit Januar 2009 aktives Mitglied der Partei Die Linke im Kreisverband Ahrweiler und Gründungsmitglied der Partei Die Linke im Ortsverband Bad Neuenahr. Sie sagt, viele Strukturen in der Politik seien nicht gerade freundlich für berufstätige Frauen mit Kindern. „Die Sitzungen finden meist unter der Woche abends oder am Wochenende nachmittags statt. Da wollen wenige Frauen ihre Familie allein lassen. Männer schaufeln sich da eher mal Zeit frei“, erklärt Morassi. Hinzu komme, dass die „Ellenbogen-Diskussionskultur“ in den Sitzungen den Frauen oft nicht zusage. Es komme dann auch vor, dass Frauen in der Politik auch nur die Frauenthemen abbekämen. „Als Frau ist man dann schnell im Jugendhilfeausschuss gelandet, während die Männer im Bauausschuss aktiv sind“, sagt Morassi.
Renate Schmitt (SPD) von der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (ASF) macht seit 33 Jahren Lokalpolitik. Sie sagt: „Es gibt Männerseilschaften, die immer noch verhindern, dass mehr Frauen in höhere Ämter geraten. Das sieht man auch bei Banken oder der Stadtverwaltung.“
Und wie hat sich die Situation in den letzten Jahren und Jahrzehnten entwickelt? Morassi ist seit zehn Jahren in der Politik tätig und hat das Gefühl, die starke Frauenstruktur, die sie vor zehn Jahren in der Politik wahrgenommen habe, sei nicht fortschrittlich sondern rückläufig. „Jüngere Frauen nehmen Gleichberechtigung für so selbstverständlich, dass sie nicht mehr dafür kämpfen.“ Doch so selbstverständlich sei die Gleichberechtigung noch nicht, schließlich würden viele Frauen noch immer weniger verdienen als Männer.
Schmitt erinnert sich auch daran, dass sie vor 41 Jahren den ersten Kinderhort in Bad Neuenahr gründete und damals angefeindet wurde. Man warf ihr vor, sie wolle den Müttern die Kinder wegnehmen.
Auf die Frage hin, ob sich die Politikerinnen als Frau diskriminiert gefühlt haben, antworten zunächst alle mit einem deutlichen „Nein“. „Viele Frauen denken aber, es schicke sich nicht, Ansprüche zu stellen“, sagt Hermann-Lersch. Schmitt verweist auf ein großes Ungleichgewicht bei der Entlohnung, als Form von Diskriminierung.
Eine Antwort darauf, wie man unsere Gesellschaft gerechter machen kann, hat Schmitt auch: Die Lösung sei die Quote. Zunächst sei sie absolut dagegen gewesen, „aber ohne Quote läuft nichts“, sagt sie. Nur so bekomme man Frauen in die Politik. Irgendwann werde man die Quote nicht mehr brauchen, aber bis dahin: „kann es nicht sein, dass die Hälfte der Menschheit so wenig an Entscheidungsprozessen beteiligt ist.“
Hermann Lersch hat einen anderen Ansatz: „Die Frauen und die Männer müssten selbstbewusster sein.“ So könnten sich die Frauen mehr trauen und die Männer würden kein Problem mehr damit haben.