Die bundesweite Nacht der Bibliotheken beginnt in Koblenz schon sehr früh. Es ist gerade mal 15.30 Uhr, als in der Stadtbibliothek die erste Lesung stattfindet, und das aus gutem Grund. Schließlich sind es die Kleinsten, die Gelegenheit bekommen, das neueste Abenteuer von Nulli und Priesemut vom Autor selbst vorgestellt zu bekommen. Matthias Sodtke zeigt dabei viele bunte Bilder auf einem Projektor. Auf einem windet sich ein Haus in einem Garten einfach so um einen Baum. Er erklärt den Kindern auch, was ein Zeppelin ist. Beim Erklären sind wir schon mittendrin in der Sendung mit der Maus, denn da werden die Geschichten rund um den Hasen und den Frosch regelmäßig als Trickfilm gezeigt. In Sodtkes neuem Band „Das große Regenbogenfest“ dreht sich alles um Vielfalt und Toleranz, um Freundschaften unter verschiedenen Kulturen. Mehr wird nicht verraten. Mittlerweile gibt es die Bilderbuchreihe, empfohlen für Vier-bis Achtjährige, schon seit 30 Jahren, was bedeutet, dass der erfolgreiche Kinderbuchautor vielleicht auch schon die Väter und Mütter der heute aufmerksam Lauschenden einst ebenso begeistern konnte.

Bald darauf bekommt die Bibliothek Besuch vom Ballett des Stadttheaters. Tänzer der Compagnie bewegen sich elfengleich mit Eleganz vorbei an den Bücherregalen, die für eine Weile zu Statisten werden. Unter ihnen entdeckt man sogar den Ballettdirektor höchstpersönlich. Es ist tatsächlich Steffen Fuchs, der an der Brüstung Dehnübungen ausführt, um sich bald darauf unter seine Tänzer zu mischen. Die Zuschauer lassen sich gerne von soviel Grazie verzaubern. Auch wer in den Saal gekommen war, um zu lesen, legt seine Lektüre für eine Weile gerne beiseite, um die Arabesquen und Kapriolen der kurzzeitig Ausgeflogenen zu bestaunen.
Etwas sachlicher, aber nicht weniger interessant verläuft die Führung durch den Altbestand der Stadtbibliothek, die mit 32 Teilnehmern großen Anklang findet. Immerhin gibt es hier einige Schätze zu bestaunen, so etwa ein originaler Brief von Christoph Kolumbus.

Eine Attraktion des abwechslungsreichen Programms muss indessen draußen bleiben. Der neue Schüler-Bücherbus ist einfach zu groß für den Auftritt im Innern des Forum Confluentes. Genau genommen ist er ja auch ein Lkw. So steht er in all seiner Farbenpracht mitten auf dem Zentralplatz. Rund 3.500 Bücher stehen für die Grundschüler zur Ausleihe bereit. Mehr gehen auch nicht rein. Anfang des Jahres konnte er endlich seinen Dienst aufnehmen, nachdem der alte Bus vor sechs Jahren ausgemustert werden musste.

Auch im Landesbibliothekszentrum gibt es an diesem Tag eine Vielzahl von Angeboten für die Besucher. So gibt es neben einem Bücherbasar auch Führungen durch die Spezialsammlungen der Landesbibliothek, die etwa die Bibliothek von Kaiserin Augusta, die Bestände des Verlagshauses Baedeker und die historische Bibliothek des Görres-Gymnasiums umfassen. Freunde kartografischen Materials dürfen sich durch die Sammlung historischer Rheinlaufkarten und Festungspläne leiten lassen. Handwerkliches Geschick wird von dem Besucher der Buchbinderei verlangt. Immerhin erhält er hier Gelegenheit, sein individuelles Lesezeichen zu prägen oder einen Einband für ein Heft zu fabrizieren.

Wer zwischen zwei Führungen Abwechslung musischer Natur sucht, wird leicht fündig. Die Schauspieler Christoph Maasch und Sven Marko Schmidt gehen der Frage nach, warum es am Rhein so schön ist. Dabei ziehen die den Rat von Romantikern wie Brentano, Novalis und Tieck hinzu. Ganz ohne Musik kommt das szenische Spiel derweil nicht aus. Mit Katrin Zurborg an der Jazzgitarre erhält die Loreley Gesellschaft. Zu später Stunde übernehmen Django Reinhardt und Yuliya Lonskaya den Veranstaltungssaal im Obergeschoss. Gipsy und Klassik gehen dank ihres Gitarrenspiels eine harmonische Verbindung ein, die das Publikum, ob neu dazugestoßen oder noch immer vor Ort, bei einem Glas Wein zu würdigen weiß. Nulli und Priesemut sind da längst schon im Bett.