Über eine gemeinsame Hunde-Podcastfolge haben sie sich kennengelernt, es folgten Arbeiten mit Fernsehteams zu einem spanischen Tierheim, aus dem drei Hunde erfolgreich gerettet und vermittelt wurde – und nun eine Lesung in Waldesch. Die Rede ist von der deutschen Schauspielerin Andrea Sawatzki und der Koblenzer Tierheimleiterin Kirstin Höfer. Letztere war schon immer bekennender Sawatzki-Fan, wusste jedoch nichts vom Tierschutzengagement der Mimin.
Besondere Menschen lernt man immer durch einen Hund kennen, weiß Höfer aus Lebenserfahrung. Und da die beiden Frauen dasselbe Anliegen – den Auslandstierschutz – haben, suchen sie immer wieder die Gelegenheit, etwas auf die Beine zu stellen. So vor Kurzem im Bürgerhaus Waldesch, wo Sawatzki aus Höfers zweitem Buch „Auf Zeit geliebt“ vorgelesen hat. Sie mögen sich, sie ticken ähnlich, und das Wichtigste, sie können zusammen lachen. Nicht unwichtig, gerade im Tierschutz.
Frau Sawatzki, Sie sind eine der bekanntesten Schauspielerinnen Deutschlands, nun lesen Sie im Bürgerhaus Waldesch vor 200 Leuten – wie fühlt sich das für Sie an?
Sawatzki: Das habe ich noch nie gemacht. Gelesen natürlich schon, aber eben aus meinen eigenen Büchern. Das hier mache ich für die Tiere. Es ist eine Chance, Geld zu sammeln für die Menschen, die möglichst viele Hunde aus rumänischen Tötungsstationen rausholen. Ich bin sehr dankbar für die Gelegenheit, weil ich das Gefühl habe, dass es sich lohnt, auf Missstände aufmerksam zu machen – nicht nur im Rumänien, sondern auch in Deutschland. Wie etwa, möglichst viele Leute zu überzeugen, sich keine Hunde über Ebay oder von schlechten Züchtern zu besorgen, sondern auch Tiere aus dem Auslandstierschutz in Betracht zu ziehen.
Sie haben Whatsapp-Kontakt, mögen den Humor voneinander: Ist die Lesung auch ein Freundschaftsdienst für Frau Höfer?
Sawatzki: Das auf jeden Fall.
Höfer: Wobei es auch so ist: Wenn man sich für eine gemeinsame Sache mit Herzblut einsetzt, dann mag man sich auch. Gerade im Auslandstierschutz, der ein Marathon ist, kein Sprint. Und gemeinsamer Humor und Zuversicht ist in so einer bedrückenden Sache ganz wichtig, damit man sich auch gegenseitig etwas geben kann.
Frau Sawatzki, was schätzen Sie an Frau Höfer?
Sawatzki: Das Engagement, die Liebe zu den Tieren. Aber auch wie sie in ihrem Buch über Dinge spricht, über Leben und Sterben – das hat mich berührt, und da habe ich mich sehr nah gefühlt.
Sie wirken zu zweit für die gemeinsame Sache. Würden Sie sich wünschen, dass noch mehr Leute auf den Tierschutzzug aufspringen?
Höfer: Wir sind ein Rädchen von vielen im Tierschutz. Das ist auch das Schöne daran, dass man mit Menschen, mit denen man vorher nichts zu tun hatte, auf einmal eine wirkliche Verbundenheit spürt. Jeder gibt seinen Teil, und man freut sich, wenn der andere mit einer Aktion Erfolg hat.

Frau Sawatzki, Sie sind eine Top-Schauspielerin, Sie, Frau Höfer, leiten das Tierheim Koblenz – haben Sie auch private Themen, die sie gemeinsam haben und über die Sie sich austauschen?
Höfer: Wir waren beide in Winnetou verliebt – man könnte also sagen, wir haben denselben Männergeschmack. (beide lachen).
Sawatzki: Wir haben uns ja jetzt erst das dritte Mal getroffen, so gut kennen wir uns auch noch nicht.
Höfer: Ja, aber wir können sofort miteinander reden und lachen. Das schätze ich an ihr – unabhängig davon, dass sie eine großartige Schauspielerin, Autorin und Tierschützerin ist –, kann man einfach richtig Scheiß mit ihr machen. Das ist doch, was das Leben ausmacht, dass man egal, wie traurig es ist, immer jemanden hat, mit dem man lachen kann.
Frau Sawatzki, sehen Sie das ähnlich: Sie geben Tieren unheimlich viel, aber muss man sich auch als Mensch etwas geben können?
Sawatzki: Normalerweise bin ich darin eher zurückhaltend.
Aber bei Frau Höfer nicht?
Sawatzki: Nein, das liegt auch wieder an unserer gemeinsamen Leidenschaft, da ist das Vertrauen schneller da und das Sich-Öffnen, wenn man eben ein gemeinsames Ziel verfolgt.
Viele würden wohl gerne mehr Gutes tun, trauen sich aber ohne einen Verbündeten nicht – welche Botschaft möchten Sie diesen Menschen senden?
Höfer: Gerade bei Hunden ist es wichtig, sich nicht leichtfertig einen anzuschaffen. Tierschutz ist manchmal schon, dass man eben keinen Hund hat. Stattdessen kann man sich im Tierheim engagieren, als Gassigeher oder Katzenschmuser beispielsweise. Es ist schlimm, dass Hunde konsumiert werden, die Leute kaufen sich einen, weil der Hund etwas für sie tun soll. Doch bei Tierschutzhunden, die eine Vergangenheit hinter sich haben, muss man immer fragen, was kann ich für den Hund tun?
Frau Sawatzki, Sie haben eine ganz andere Reichweite in ihrem Tun, was sagen Sie, wie kann man schon im Kleinen helfen?
Sawatzki: Ich nutze meine Reichweite natürlich, um eben auf Missstände hinzuweisen. Aber ich kann mich Kirstin nur anschließen: Es ist Mode geworden, möglichst viel, möglichst schnell zu erhalten, ohne sich große Gedanken zu machen. Seit Corona werden die Menschen von einer Gier mitgerissen. Als müssten sie mit Konsumgütern – oder den Besitz von Tieren – ein Verlangen stillen. Das ist eine erschreckende Entwicklung. Die Leute wollen immer mehr, immer reicher werden, da fehlt das Herz.
Da haben sich bei Ihnen dann ja zwei Herzkammern gefunden, die im selben Takt schlagen.
Sawatzki und Höfer: Ja, das kann man so sagen.