Grundschule im Rauental
Zum Tag der Architektur: Was ist eine Clusterschule?
Architekt Jens Ternes verrät Details des Clusterbereichs der Freiherr-vom-Stein Grundschule im Rauental.
Alexander Thieme-Garmann

Was eine Clusterschule ist und welche architektonischen Besonderheiten die Freiherr-vom-Stein Grundschule zu bieten hat, erklärt Architekt Jens Ternes. Ein Rundgang anlässlich des Tages der Architektur. 

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Anlässlich des Tages der Architektur lud der Architekt Jens Ternes zu einem Rundgang durch die neuen Räumlichkeiten der Grundschule Freiherr-vom-Stein ins Rauental ein. Das Architektenbüro Ternes hatte einst die Planung für das Projekt übernommen, dessen Realisierung zur ersten Clusterschule in Rheinland-Pfalz führte, die in Form eines Neubaus entstand. Unter dem Begriff „Clusterschule“ versteht man ein klassenübergreifendes Organisationskonzept, bei dem die Unterrichtsräume mitsamt der Aufenthalts- und Erholungsbereichen zu einer Einheit, dem sogenannten Cluster, zusammengefasst werden. Mobile Trennwände und Raumteiler ermöglichen dabei eine flexible Gestaltung der Lernbereiche.

Im Laufe der Begehung gab Ternes einen Einblick in den komplexen Charakter des Leuchtturmprojekts, das nahezu zehn Jahre für seine Verwirklichung benötigte. “Die Langwierigkeit in der Planung und Genehmigung sowie in der Akquirierung von Fördermitteln wird unter Umständen von der Standortentwicklung überholt„, stellte Ternes fest. Das geschieht etwa, wenn die Schülerzahl rapide steigt. Mit Blick auf das Bauprojekt am Rauentaler Moselbogen prognostizierte der Architekt eine bevorstehende Zunahme der Schülerzahl. Räumlich betrachtet stellte dies für die Freiherr-vom-Stein kein Problem dar, denn der zweigeschossige Neubau kann problemlos aufgestockt werden.

Teile des Mobiliars im Clusterbereich.
Alexander Thieme-Garmann

Derweil ist das alte Schulgebäude dem Abriss geweiht. An seine Stelle wird eine Zweifeldturnhalle treten. In seiner Nachbarschaft entsteht zur Zeit ein naturnahes Freizeit- und Schulhofgelände.

Ternes' Führung durch den Neubau beginnt in der Mensa. Die Ganztagsschule zeichnet sich dadurch aus, dass das Essen weder angeliefert noch aufgewärmt auf den Tisch kommt. Hier wird alles frisch zubereitet. Im Eingangsbereich wurden Werksteinplatten verlegt, welche robuster als herkömmliche Bodenfliesen sind. An vielen Stellen kam Sichtbeton zum Einsatz, der weder verputzt noch verblendet wird. Obwohl er vielleicht keinen Schönheitspreis gewinnt, habe er laut Ternes den Vorteil, dass man Farbe leicht entfernen kann. Darüber hinaus seien Orte mit hohem Abrieb wie das Treppenhaus durch die Verwendung dieses Materials robuster.

Der Lehrertrakt der Freiherr-vom-Stein Grundschule – Erinnerung an die Flurschule.
Alexander Thieme-Garmann

Apropos Treppenhaus – um vollumfängliche Barrierefreiheit zu gewährleisten, verfügt die Schule auch über einen Aufzug. Beim Eintritt in den Clusterbereich, einem Konglomerat von sechs Klassenräumen, fällt die angenehme Akustik auf. Hier findet Ternes Gelegenheit, die enge Verzahnung zwischen den am Bauprojekt beteiligten Fachleuten zu beschreiben. So war hier ein Raumakustiker zugange, der auf der Basis von Parametern wie Dezibelwert oder Klassenstärke Berechnungen anstellt, welche etwa die Flächengröße der Akustikdecke bestimmt. Auch raumprägende Elemente wie das sogenannte Akustikmoos dienen hier der Schalldämpfung.

Um den Clusterbereich möglichst autark zu gestalten, befindet sich in unmittelbarer Nähe eine WC-Anlage, verkleidet mit dem nachhaltigen, weil nachwachsenden, Werkstoff Holz. Laut Ternes kommt schnell ein Team von rund 30 Fachleuten zusammen, die das Projekt begleiten. Darunter zählen Fachingenieure für Elektro-, Heizungs- und Sanitäranlagen, Statiker oder auch ein Baugrundgutachter.

Der grüne Innenhof der Freiherr-vom-Stein-Schule.
Alexander Thieme-Garmann

Letztgenannter stellte im vorliegenden Fall fest, dass der Baugrund mangelhaft war, sodass das Gebäude auf 150 mit Beton überzogenen Mikrobohrpfählen aufliegt. “Das ist eine Maßnahme, die niemand sieht und welche dennoch 500.000 Euro verschlungen hat", hadert Ternes mit Blick auf die zusätzlich entstandenen Kosten. Währenddessen sorgt eine Fotovoltaik-Anlage auf dem Dach dafür, dass die Schule eigenen Solarstrom erzeugen kann. Selbst Teile der Fassade sind integriert. Ein weiterer Blickfang ist die Dachterrasse. Bisher ist Ternes' Traum vom grünen Klassenzimmer nicht umgesetzt worden, doch aus Erfahrung weiß er, dass die Pflanzung der ersten Hochbeete oft nur eine Frage der Zeit ist.

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