Der Klassiker: die Männerrunde auf der Bierbörse. Gerade wird ein Geburtstagsständchen für einen Schützenbruder angestimmt. Aus Langenberg in Westfalen hat es die vierte Kompanie der Lambertus- Schützenbruderschaft an den Rhein verschlagen. „Wir sind leidenschaftliche Biertrinker und machen jedes Jahr einen gemeinsamen Ausflug.” Interessantes ist aus ihrer Heimat zu erfahren: „Unser Schützenverein hat sage und schreibe 1600 Mitglieder, und das in einem Dorf mit 8000 Einwohnern. Bei uns gibt es eine Hohenfelder Brauerei, und hier in Koblenz wohnen wir in einem Hotel in der Hohenfelder Straße.” Etwas irritieren ja die Kölschgläser inmitten der Pils-Stadt Koblenz: „Das trinken wir nur als Aperitif”, beruhigen die Westfalen den Reporter.
Seit Januar gibt es Kowelenzer Bier
Während die große Koblenzer Brauerei ihre Tore geschlossen hat, ist ein anderes Bier gerade am Start: Die Marke Kowelenzer Bier gibt es seit Januar dieses Jahres, erfunden hat sie Oliver Eckstein, ein Quasi-Schängel: „Ich bin kurz nach meiner Geburt nach Koblenz gekommen und hier aufgewachsen.”
Er berichtet: „Die Idee kam im Urlaub in Südtirol. Da habe ich erlebt, wie eine völlig neue Biermarke innerhalb von kurzer Zeit zum absoluten Renner wurde.” Gemeinsam mit dem Brauereiexperten Andreas Breiden entwickelte er die Idee weiter, und nun sind die Sorten Export, Hell und Zwickel zum ersten Mal auf der Bierbörse im Angebot, „dat Bier zum Mitholle oder dat Feieromendbier”, sagt er. Mit Blick auf einen Bestandteil der Koblenzer Postleitzahl hat die dritte Sorte einen Alkoholgehalt von 5,6 Prozent.
Große Vielfalt wird geboten
Die Bierbörse bietet wirklich die ganze Vielfalt aus der Welt des Gerstensaftes. Polen, Kroatien, Tschechien, Belgien, Österreich heißen neben Deutschland die Herkunftsländer. 45 Bier- und Speisestände sorgen bis in den späten Abend hinein für die artgerechte Versorgung.
Manche Besucher bleiben an einem einzigen Bierstand hängen, andere wechseln lieber und probieren verschiedene Produkte aus, hat Veranstaltungsgastronom Axel Teegen beobachtet. Seit 25 Jahren ist er mit Andechs Klosterbier auf Bierbörsen vertreten, seit zehn Jahren in Koblenz. „Dadurch haben wir auch schon echte Stammgäste. Ich kann nur sagen, dass wir hier ein sehr schönes Ambiente haben und sehr zufriedene Gäste.” Für ihn sei neben dem Ambiente aber vor allem freundliches Personal entscheidend.
Aus einer Tradition heraus treffen sich am Andechs-Stand auch die Promis und Offiziellen zum Fassanstich, der sich aber am Freitag auf ein gemeinsames Anstoßen beschränkt. Kommunalpolitiker Herbert Bocklet erinnert sich an die Anfänge: „Nicht jedem gefiel vor zehn Jahren die Idee mit der Bierbörse hier an diesem Ort. Wir hatten da anfangs dicke Bretter zu bohren.”
Beim Schlendern über die „Wiesn” entdeckt man unweigerlich auch den Corona-Stand. Die Idee dafür entstand bei einer Motorradtour von Koblenz nach Athen. Die „Westsiders” Tim von Delft, Mert Dersuniyelioglu und Felix Bersch machten aus einer lustigen Idee ein echt cooles Bierbörsenkonzept – mit Party- und Chillzone, mit viel guter Laune, Enthusiasmus und Engagement. Tim van Delft sagt: „Wir machen das tatsächlich nur nebenbei. Es ist anstrengend, macht aber einen Riesenspaß.”
Veranstalter zieht positives Fazit
Werner Nolden schaut sich zufrieden um: „Es ist ein richtiges Träumchen”, freut sich der Bierbörsenveranstalter. „Wir hatten bei den jüngsten drei Veranstaltungen Pech mit dem Regen, aber hier und heute ist alles bestens.” Und mit einem Augenzwinkern: Als gebürtiger und überzeugter Leverkusener dürfe er nicht alle seine Emotionen zum Standort Koblenz offenlegen. Aber seine gute Laune verrät einiges.
Am Sonntagmorgen vermeldet er die Stimmungslage „müde, aber sehr glücklich”. Der Samstag sei wie aus dem Bilderbuch verlaufen. Und Koblenz kann sich schon auf das Pfingstwochenende 2025 freuen. Dann wird zum elften Mal die Koblenzer Bierbörse veranstaltet.