Was passiert, wenn man krank wird und nicht wählen gehen kann - und wer zählt alle diese Zettel?
Zehntausende Zettel, Tausende Helfer: Hintergründe zur Briefwahl in Koblenz
Vor allem junge Auszubildende der Stadt und Aushilfen sind damit beschäftigt, Unterlagen zur Wahl auszugeben und zu sortieren. Am Sonntag ab 18 Uhr werden dann rund 2000 Helferinnen und Helfer die Stimmzettel auszählen.
Stadt Koblenz/Josef Hehl

Wenn die Koblenzer offiziell am Sonntag ihre Europa-Abgeordneten, die 56 Mitglieder ihres neuen Stadtrats und in einigen Stadtteilen auch Ortsvorsteher und Ortsbeiratsmitglieder wählen, sind sehr, sehr viele dieser Kreuze bereits gemacht. Die Zahl der Briefwähler ist erneut gestiegen, berichtet Josef Hehl, Leiter der Stabsstelle Wahlen. Wie es genau ausschaut und was alles an Arbeit und Logistik hinter diesen Wahlen steckt, berichtet er im Gespräch mit der RZ.

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1 Wie viele Koblenzer haben schon gewählt? Im Vergleich zu vor fünf Jahren liegt die Zahl der Briefwähler schon jetzt (Stand Mittwoch, 18 Uhr) um einige Tausend höher, sagt Josef Hehl. Bisher haben bereits mehr als 30.000 der gut 82.000 Wahlberechtigten für die Europawahl die Briefwahl beantragt, zurückgeschickt haben die Unterlagen bisher fast 23.000 Wähler. Bei der Kommunalwahl sind die Zahlen ähnlich: Rund 84.500 Menschen sind wahlberechtigt, knapp 30.000 haben Briefwahl beantragt, gut 22.200 zurückgeschickt. Zum Vergleich: 2019 hatten insgesamt bis zum Wahltag rund 25.000 Koblenzer Briefwahl beantragt, die Zahl liegt also schon jetzt um etwa 5000 höher.

Und die Zahl wird wohl noch steigen: Viele Menschen beantragen die Unterlagen früh, dann liegen diese erst mal zu Hause. Und nun trudeln pro Tag rund 4000 Wahlbriefe ein – körbeweise holen die Mitarbeiter der Stabstelle Wahlen die Unterlagen bei der Post ab, und auch die großen Briefkästen an den städtischen Gebäuden sind immer gut gefüllt.

2 Ist das ein Anzeichen für eine höhere Wahlbeteiligung? Das kann man schwer beurteilen, sagt Josef Hehl nach einem Gespräch mit dem Leiter der Statistikstelle Manfred Pauly. Auch bedingt durch die Wahlen in der Corona-Zeit haben sich viele Menschen angewöhnt, zu Hause zu wählen, zumal man bei den Kommunalwahlen ja auch einzelne Personen und nicht nur Listen wählen kann und dies dann länger dauert. Möglich ist aber auch, dass die Wahlbeteiligung noch einmal steigt, die in Koblenz 2019 im Schnitt bei 57,7 Prozent lag und damit schon erheblich höher war als bei den Wahlen zuvor. Die Wahlbeteiligung war 2019 in den Stadtteilen allerdings sehr unterschiedlich zwischen 75,7 Prozent auf dem Oberwerth und rund 38 Prozent in Neuendorf.

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Noch kann man die Briefwahlunterlagen in den Briefkasten werfen. Oder man bringt sie am Sonntag zur Rhein-Mosel-Halle.
Angela Kauer-Schöneich

3 Wo und wann werden die Stimmen ausgezählt? Die Briefwahlzettel werden in der Rhein-Mosel-Halle gezählt, und zwar in folgender Reihenfolge: Erst die Europawahl, dann für diejenigen Stadtteile, in denen es Ortsbeiräte gibt, die Ortsvorsteher. Dann werden die Stimmzettel für den Stadtrat sortiert und diejenigen, bei denen nur ein Kreuzchen für eine Liste gemacht wurde, gezählt, außerdem die Listen der Ortsbeiratsmitglieder. Das gilt parallel für die Helfer in den einzelnen Stimmbezirken: Dort werden die Stimmzettel ausgezählt, die tagsüber in der Urne gelandet sind.

Übrig bleiben die Stimmzettel für den Stadtrat, auf denen auch einzelne Personen angekreuzt sind, bei denen also die Möglichkeit genutzt wurde, Menschen aus unterschiedlichen Listen zu wählen oder Personen von hinteren Listenplätzen nach vorn zu schieben. Diese Zettel werden noch in der Nacht von Sicherheitsleuten in die Rhein-Mosel-Halle gebracht und dort ab 9 Uhr am Montagmorgen gezählt. Insgesamt sind knapp 2000 Helferinnen und Helfer rund um die Wahl im Einsatz, berichtet Josef Hehl.

4 Was ist, wenn ein Wähler kurzfristig krank wird oder verhindert ist? So können Wähler jetzt noch Briefwahl beantragen: Wer am Freitag merkt, dass er nicht zur Wahl gehen kann, der kann noch am Freitag bis 18 Uhr seine Unterlagen im fünften Stock des Kulturbaus abholen (oder dort wählen) und auch am Freitag noch per E-Mail die Unterlagen beantragen (an briefwahl@stadt.koblenz.de). Die Stadt sorgt dann dafür, dass die Unterlagen rechtzeitig beim Wähler ankommen. Wer ganz kurzfristig beispielsweise für ein erkranktes Familienmitglied Unterlagen abholen möchte, kann dies noch am Samstag und Sonntag bis 15 Uhr im Büro der Stabsstelle in der Ferdinand-Sauerbruch-Straße tun. Eine Vollmacht ist nötig.

5 Und wie kommen die Unterlagen dann fristgerecht zurück? Bis Samstag können Wähler ihre Briefwahlunterlagen in Post-Briefkästen mit einem roten Punkt werfen, diese werden noch einmal geleert. Wähler müssen dabei auf die Uhrzeit der Leerung selbst achten. Außerdem kann man die Unterlagen jederzeit bis Sonntag 18 Uhr in einen der städtischen Briefkästen am Rathaus, am Hochhaus in der Bahnhofstraße, beim Ordnungsamt oder in der Ferdinand-Sauerbruch-Straße 12 einwerfen. Oder man gibt sie persönlich am Sonntag zwischen 8 und 18 Uhr an der Rhein-Mosel-Halle ab. Auf keinen Fall kann man die Briefwahlunterlagen in seinem Stimmbezirk abgeben, dort werden sie nicht angenommen, weil sie dort auch nicht gezählt werden.

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