Vorhaben an Koblenzer B9
XXXLutz will Smyths Toys und Adler-Modemarkt verdrängen
XXXLutz statt Smyths Toys und Adler-Modemarkt: An dem Vorhaben in Koblenz-Kesselheim gibt es auch Kritik.
Rico Rossival

Ikea, Mömax und Poco sind schon da: Doch in unmittelbarer Nähe an der Koblenzer B9 will sich mit XXXLutz ein weiterer Möbelgigant ansiedeln. Im Stadtrat gibt es auch Kritik. Und was wird aus Smyths Toys und Adler-Mode, die für XXXLutz weichen müssen?

Man muss in Städten vergleichbarer Größe wohl lange suchen, um eine solche Konzentration an Möbelriesen zu finden: In Koblenz gibt es an der B9 stadtauswärts Richtung Norden schon Ikea und direkt daneben Poco. Auf der anderen Seite einen Steinwurf entfernt hat sich vor vier Jahren Mömax niedergelassen. Direkt daneben soll nun noch XXXLutz samt riesiger Verkaufsfläche dazukommen. Doch was wird aus Smyths Toys und dem Adler-Modemarkt, die weichen müssen? Im Stadtrat gibt es an dem Vorhaben auch deutliche Kritik.

Poco und Mömax gehören zur österreichischen XXXLutz-Unternehmensgruppe. Die hat im Januar auch die Porta-Gruppe geschluckt, die in Neuwied einen Standort hat. Dazu unterhält XXXLutz in Görgeshausen bei Montabaur eine große Müllerland-Filiale. Wie würde sich die Ansiedlung in Koblenz darauf auswirken? Sind das nicht sehr viele, womöglich zu viele XXXLutz-Möbelhäuser in der näheren Region?

Die Kommunikatoren von XXXLutz antworten nur knapp

Die Antwort aus der Kommunikationsabteilung von XXXLutz auf diese Fragen fällt knapp aus. Es heißt: „Aktuell befinden wir uns in enger Abstimmung mit den zuständigen Behörden, der wir nicht vorgreifen können. Daher können wir Ihnen keine weiteren Infos dazu geben und bitten um Ihr Verständnis.“

Auch zur Zukunft von Smyths Toys und dem Adler-Modemarkt gibt es keine Antwort. Die beiden Geschäfte befinden sich im Koblenzer Gewerbepark in dem Gebäude, das abgerissen werden soll. An dessen Stelle soll auf der Fläche die neue XXXLutz-Filiale gebaut werden – direkt neben Mömax. Der Vorgänger von Smyths Toys ist bekanntlich Toys ´R´ Us, war viele Jahre einer der Ankerläden in der Stadt. 

Der Adler-Modemarkt wird von dem Vorhaben überrascht

Das fragliche Grundstück gehört der XXXLutz-Gruppe. Doch die Fragen, ob Smyths Toys und Adler-Moden über die Pläne bereits informiert wurden und wann die Mietverträge auslaufen, beantworten die Kommunikatoren von XXXLutz nicht. Smyths Toys reagiert gar nicht erst auf eine Anfrage zur eigenen Zukunft in Koblenz. Etwa, ob die Pläne bekannt seien, was aus den Mitarbeitern werde und ob der Standort einen anderen Platz in Koblenz oder Region findet, sollte das Spielwarengeschäft von XXXLutz verdrängt werden.

Die Antwort der Adler Modemärkte GmbH mit Sitz in Haibach bei Aschaffenburg ist umso erhellender. Von dort heißt es: „Wir haben ebenfalls aus der Presse von dem geplanten Projekt erfahren. Bislang gab es jedoch noch keine offizielle Kontaktaufnahme seitens XXXLutz.“ Der Mietvertrag laufe noch bis zum 31. Juli 2027. Weitere Details oder Informationen zu dem Projekt seien derzeit nicht bekannt.

Zustimmung und Kritik im Koblenzer Stadtrat

Im Koblenzer Stadtrat war das Großprojekt unlängst Thema. Bei drei Nein-Stimmen der WGS-Fraktion verabschiedete das Gremium eine Änderung und Erweiterung des Bebauungsplans sowie eine Änderung des Flächennutzungsplans: ein erster Schritt hin zur XXXLutz-Ansiedlung.

In der Sitzung gab es zu den Plänen auch Kritik. Marion Lipinski-Naumann (SPD) sagte: „Wir haben uns schon oft über die Erweiterung des FOC in Montabaur unterhalten und dass uns die Sorge umtreibt, dass unsere Innenstadt unter der Erweiterung leidet.“ Nun müsse Koblenz aber selbst vor der eigenen Haustür aufpassen. So gebe es in der Innenstadt inhabergeführte Geschäfte, die auch Porzellan und Messer in ihrem Sortiment haben: „Wir hätten daher gerne gutachterlich berechnet, was die Ansiedlung für unsere Innenstadt bedeutet und ob dort ein Schaden verursacht wird.“

Baudezernent Andreas Lukas (Grüne) sagte: Immer, wenn ein Projekt Auswirkungen auf zentrale Versorgungsbereiche habe, müsse geprüft werden, inwieweit die Ansiedlung innenstadtverträglich sei oder nicht. Das sei bei Ikea und Edeka in Metternich auch passiert. Entscheidender Schritt sei, wenn der Entwurf in die Offenlage gehe. Dann würden Rat und Verwaltung festlegen, welches Randsortiment XXXLutz zugestanden werde.

Anne Plato (WGS) sagte: „Wir stimmen nicht zu, da wir kein weiteres XXL-Möbelgeschäft brauchen, das auch Glas, Porzellan, Geschenkartikel und Elektrokleingeräte anbietet.“ Das führe zu einem weiteren Sterben von inhabergeführten Geschäften. Es gebe schon heute viele Leerstände in der Innenstadt. Bei weiteren Ansiedlungen auf der Grünen Wiese würden künftig noch mehr Bürger die Innenstadt meiden: „Es ist schade, dass Smyths Toys und Ader-Moden schließen müssen. Sie haben einige Besucher aus dem Umland angezogen und sich von Geschäften in der Innenstadt abgegrenzt.“

Bert Flöck (CDU) meinte: „Wir stimmen dem Beginn des Verfahrens zu, aber nicht, dass das Sortiment, so wie es jetzt zu erkennen ist, genehmigt wird.“ Man könne immer diskutieren, ob es Schutz geben solle für alle Geschäfte, die da sind, oder dass die, die da sind, sich dem Wettbewerb stellen. Auch wenn das Projekt abgelehnt würde, würde es Smyths Toys und Adler-Mode nicht erhalten.

Hans-Peter Ackermann (Grüne) sagte: „Wir sind mit dem Vorgehen einverstanden. Man müsste weit in die Trickkiste greifen, um die Ansiedlung zu verhindern.“ Es sei nicht Aufgabe des Rats, in den Markt einzugreifen, sondern die des Kartellamts.

Die geplante XXXLutz-Ansiedlung in Zahlen

Die Verkaufsfläche der neuen XXXLutz-Filiale soll bei 22.000 Quadratmetern liegen, dazu kommen eine Lagerfläche (7500 Quadratmeter) und 461 Stellplätze. Das direkt nebenan liegende Möbelhaus Mömax, das wie Poco zur XXXLutz-Gruppe gehört, hat eine Verkaufsfläche von 6800 Quadratmetern. Auf dem Gelände sind derzeit zusätzlich noch ein Adler-Modemarkt (3430 Quadratmeter) und der Spielwarenmarkt Smyths Toys (4000 Quadratmeter) ansässig. Laut Stadtverwaltung will XXXLutz auf maximal 3000 Quadratmetern Produkte anbieten, die es auch in der Innenstadt gibt (etwa Heimtextilien, Bettwäsche und Haushaltswaren). Bei Mömax sind es rund 2700 Quadratmeter. Auf der anderen Seite würden 7430 Quadratmeter mit den innenstadtrelevanten Kernsortimenten Bekleidung und Spielwaren wegfallen, indem Smyths Toys und Adler-Mode ihre Standorte aufgeben. Unterm Strich würde die innenstadtrelevante Verkaufsfläche in Kesselheim trotz XXXLutz um rund 4500 Quadratmeter reduziert.

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