Ein paar Details der Satzung wollen noch überarbeitet werden, einige rechtliche Prüfungen und ein Termin beim Notar stehen noch aus – sowie abschließend der Eintrag ins Handelsregister. Aber: Bis die Verbandsgemeinde Weißenthurm offiziell ihre Wohnungsbaugesellschaft ins Leben gerufen hat, ist es wohl nur noch eine Frage von Wochen.
Noch in diesem Jahr, so sagt es VG-Bürgermeister Thomas Przybylla (CDU), solle die Gründung der GmbH vollzogen sein. Sodann können die Wahlen für die Gesellschafterversammlung stattfinden, außerdem ein Geschäftsführer oder eine Geschäftsführerin auserkoren werden. Dann endlich kann die operative Arbeit beginnen für die Wohnungsbaugesellschaft der Verbandsgemeinde. Ihr offizieller Titel wird „Wohnungsbaugesellschaft am Mittelrhein“ sein – kurz: die „WBGM“.
Bezahlbaren Wohnraum im Fokus
Bezahlbaren Wohnraum schaffen: Damit ist das Projekt von Anfang an überschrieben worden, für das der Verbandsgemeinderat Ende 2020 mit einem Grundsatzbeschluss die Weichen stellte. „Bezahlbar“, nicht „sozial“, soll der Wohnraum sein, um den sich die Wohnungsbaugesellschaft vorrangig bemühen wird, bekräftigt Przybylla.
Der Unterschied ist wichtig. Um in Sozialbauten einzuziehen, benötigen die Mieter einen Wohnberechtigungsschein und müssen ein entsprechend geringes Einkommen nachweisen.
„Bezahlbar“ hingegen bedeutet, dass Wohnungen schlicht möglichst günstig und ohne allzu große Renditeerwartungen vermietet werden. „Bezahlbarer Wohnraum“ richtet sich an Menschen in ganz normalen Jobs, die zwar keinen Anspruch auf einen Wohnberechtigungsschein haben, in Zeiten steigender Bau- und Energiekosten und knappen Wohnraums aber dennoch Schwierigkeiten haben, eine einigermaßen finanzierbare Bleibe zu finden.
Damit solche Wohnungen entstehen, springen Städte und Gemeinden da in die Bresche, wo der Markt eben doch nicht regelt – und nutzen dafür das Instrument der Wohnungsbaugesellschaft. Darüber lassen die Kommunen dann bauen, entwickeln Wohnbauflächen, sanieren, verwalten, werten in kommunalem Eigentum befindliche Immobilien auf, damit diese anschließend (auch hier: bezahlbar!) vermietet werden können.
Wir sind froh, dass wir nun auf der Zielgeraden sind
Verbandsgemeindebürgermeister Thomas Przybylla
Weißenthurm ist also keine Ausnahme mit seiner Wohnungsbaugesellschaft – allerdings ist der Druck in der Verbandsgemeinde größer als in manch anderer Kommune in der Region.
Weißenthurm wächst, die Quadratmeterpreise steigen, vor allem im unteren bis mittleren Preissegment fehlen Wohnungen. Thomas Pryzbilla hatte das Thema Wohnungsbau daher von Anfang an – 2018 wurde er gewählt – zur Chefsache erklärt. Ursprünglich hätte die Wohnungsbaugesellschaft am Mittelrhein dann auch bereits 2021 ausgegründet sein sollen. Allerdings verzögerten nicht zuletzt die Corona-Pandemie und ihre Begleiterscheinungen die vorbereitenden Arbeiten und Abstimmungsprozesse.
„Wir sind froh, dass wir nun auf der Zielgeraden sind“, sagt Thomas Przybylla. Es gebe viel zu tun. Die konkreten Bauprojekte, die die Wohnungsbaugesellschaft fördern wird, sollen bewusst vielfältig sein.
Klar ist: Die fünf Ortsgemeinden und die beiden Städte der Verbandsgemeinde sollen Grund und Boden bereitstellen und eng verzahnt mit der Wohnungsbaugesellschaft vorgehen und agieren. Die Gesellschaft selbst wird dabei ein 100-prozentiges Tochterunternehmen der Verbandsgemeinde sein. Damit die Interessen der Ortsgemeinden ausgeglichen berücksichtigt werden, werden die Mitglieder der Gesellschafterversammlung auf Vorschlag der im Verbandsgemeinderat vertretenen Fraktionen gewählt. Die Einwohnerzahl der Ortsgemeinden und der beiden Städte soll dabei berücksichtigt werden.
Erste Projekt-Ideen
Erste Ideen aus den Ortsgemeinden gibt es bereits. So gibt es in Bassenheim den Wunsch, auf den Wiesen hinter der Pfarrkirche St. Martin seniorengerechte Wohnungen zu bauen. „Um dafür mehr Platz zu haben, hat die Gemeinde ein angrenzendes Gebäude samt Scheune dazugekauft“, erklärt Ortsbürgermeisterin Natalja Kronenberg (CDU).
Aus dem Haus könnte man eine Begegnungsstätte machen, betont sie, „gleich neben den Wohnungen.“ Generell, so sagt Natalja Kronenberg, wäre es eine Möglichkeit, das Projekt Seniorenwohnungen im Zusammenspiel mit der neuen Wohnungsbaugesellschaft der Verbandsgemeinde umzusetzen.
Ähnliche Gedanken gibt es auch in Kettig: Hier gibt es eine freie Fläche in Gemeindehand gegenüber der Kindertagesstätte Arche Noah. Auch hier, so sagt es Ortsbürgermeister Peter Moskopp (CDU), wären Seniorenwohnungen im Zusammenspiel mit der „WGBM“ denkbar.