Vor 14 Jahren traf sich eine Gruppe weiblicher Teenies im Alter zwischen 13 und 15 Jahren im Mädchentreff in Osterspai. Angespornt durch Alexandra Weber, Jugendpflegerin in der damaligen Verbandsgemeinde Braubach, waren die pubertierenden Mädels mit der Aufgabe konfrontiert, mit ihrer Freizeit etwas Sinnvolles anzustellen. Auch wenn solche Überlegungen bei vielen jungen Menschen an der Schwelle zum Erwachsenwerden irgendwie zur ganz persönlichen Findungsphase dazugehören, war das Ergebnis jener Zusammenkunft in Osterspai absolut außergewöhnlich. Und deren Auswirkungen sind bis heute spürbar.
Webers Mädchenhorde fasste den Entschluss, per Handarbeit Kissen in Herzform herzustellen, die die Schmerzen von Brustkrebspatienten lindern sollten. Gesagt – getan. Ohne langes Zögern wurden zwölf solcher Kissen produziert. Mit dem Koblenzer Kemperhof, einem zertifizierten Brustzentrum, wurde ein Abnehmer der nützlichen sanftweichen Kissen gefunden. Aus der damaligen Teeniegruppe sind 250 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer geworden – und auf das erste Dutzend Kissen folgten viele tausend weitere.

Am Wochenende wurde im Townhaus in Rhens die Fertigstellung des 20.000. Herzkissen gefeiert. Näherinnen und Näher, Förderer und Sponsoren, Kooperationspartner und eine große Schar an Neugierigen und Interessierten verschlug es in die kleine Rheinstadt, um gemeinsam ein Projekt wertzuschätzen, dessen Protagonisten vor Hilfsbereitschaft, Solidarität und Schaffenskraft nur so strotzen. „Wir alle sind eine große Familie. Ganz viele liebe Menschen tragen auf unterschiedliche Art und Weise dazu bei, dass wir Gutes tun und an Brustkrebs erkrankten Menschen eine Freude bereiten können“, sagte Weber bei der Eröffnung der Feierstunde.

Die herzförmigen Kissen, die inzwischen auch von Betroffenen außerhalb Deutschlands bestellt werden, sind weit mehr als nur symbolische Seelenmedizin, wie die ehrenamtliche Helferin Tanja Münz erklärt: „Dank ihrer besonderen Form können die Kissen in die Achsel geklemmt werden. Dort drücken sie leicht auf die von der Brust-OP zurückgebliebene Narbe und bieten so neben einer Ablagefläche für den Arm auch ein angenehmes Wohlgefühl.“ Spezielle Portherzen dienen außerdem zum Schutz des Portzugangs unter einem Sicherheitsgurt im Auto oder zum Unterklemmen am BH-Träger.
Durch die große Nachfrage nach den per Handarbeit kreierten und mit liebevollen Mustern verzierten Kissen haben sich die 250 engagierten Helferlein 2023 in einer gemeinnützigen Unternehmergesellschaft zusammengeschlossen. Alexandra Weber ist als Frau der ersten Stunde die Geschäftsführerin, wird aber tatkräftig von den gleichberechtigten Gesellschafterinnen Karin Dany-Lenz, Simone Batta und Diana Retterath unterstützt. Alle arbeiten ehrenamtlich und sind bei der Bereitstellung von Materialien auf Spenden angewiesen.