Hotelbau in Koblenz
Wo neue Hotels kommen – und wo es noch hakt
Das Motel One in der Koblenzer Löhrstraße soll im Sommer 2026 eröffnen.
Rico Rossival

Im Sommer 2026 soll das Hotel Motel One in der Koblenzer Löhrstraße eröffnen. Es wäre die vierte Hotel-Eröffnung in der Stadt innerhalb von sieben Jahren. Und es stehen einige weitere Projekte an. Braucht Koblenz überhaupt so viele Hotels?

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Das Sander-Hotel eröffnete im September 2018, das Fährhaus folgte im Februar 2019, das Super-8-Hotel im C32 im Juli 2022: In Koblenz haben sich in kurzer Zeit gleich mehrere neue Häuser etabliert. Das Motel One in der Löhrstraße soll im Sommer 2026 fertig sein, so kündigen es die Plakate an der Baustelle an. Investoren und Projektentwickler treiben teils schon seit Jahren weitere Hotelbauten voran. Viele fragen sich deshalb: Braucht Koblenz überhaupt so viele neue Hotels?

Bei der Koblenz-Touristik kennt man diese Frage. Leiter Claus Hoffmann sagt: „Der Bedarf an Übernachtungsmöglichkeiten ist enorm, das zeigen nicht zuletzt die Zahlen von 2024.“ 895.274 Übernachtungen waren es im Vorjahr, und damit in diesem Rekordjahr noch einmal 4000 mehr als im ohnehin schon starken Jahr 2023. Natürlich ist der Bedarf in der 115.000-Einwohner-Stadt aber auch irgendwann gedeckt.

Hotelkonzerne beauftragen vor einem Hotelbau umfangreiche Marktanalysen

Klar ist aber auch: Bevor ein oft national oder international erfahrener Hotelkonzern oder Investor einen zweistelligen Millionen-Euro-Betrag investiert, hat er umfangreiche marktwirtschaftliche Analysen durchgeführt mit einer bis ins kleinste Detail durchkalkulierten Chancen-Risiko-Berechnung, auch was die Zielgruppen angeht. Das sind in erster Linie Touristen und Geschäftsleute, aber auch Monteure, IT-Dienstleister, Arbeitnehmer mit Zeitverträgen und natürlich Übernachtungsmöglichkeiten für Tagungen und Kongresse.

Dazu kommt die Bundesgartenschau (Buga) 2029 im Oberen Mittelrheintal. Viele Gäste wollen und werden in Koblenz übernachten, da es hier im Gegensatz zu den vielen kleineren Kommunen im Tal eine entsprechende Anzahl an Hotels gibt. Und von der Buga 2011 in Koblenz weiß man noch: Vielen von ihnen wird die Region so gut gefallen haben, dass sie auch in den Folgejahren noch mal hier Urlaub machen möchten.

Kann die Stadt die Anzahl der Hotels begrenzen?

Welche Möglichkeiten hat die Stadt, die Anzahl neuer Hotelprojekte zu steuern oder zu regulieren? Hat sie überhaupt welche? Dazu sagt Sebastian Althoff, Leiter des Amts für Stadtentwicklung und Bauordnung: „Die Verwaltung und letztlich der Stadtrat müssen immer auch städtebaulich bewerten, ob ein Hotel an eine Stelle passt oder nicht.“ Im Bebauungsplanverfahren könne man Investoren Vorgaben machen: etwa was die Anzahl der Geschosse angeht, die Wuchtigkeit des Gebäudes, die Art der Außenfassade et cetera. Letztlich müsse sich der Neubau in das Stadtbild einfügen.

Althoff sagt weiter: „Ein Hotelbetrieb ist eine typische Nutzung für eine Innen- und Altstadt. Das Hauptkriterium ist damit in aller Regel erfüllt.“ Wenn man nun feststelle, dass es zu viele Hotels würden, müssten die Verwaltung und am Ende der Stadtrat Anfragen ablehnen – und damit kein Baurecht schaffen. Althoff sagt weiter: „Aber von dem Punkt sind wir weit entfernt. Als Oberzentrum in einer Touristenregion sollte Koblenz einen gewissen Bedarf abdecken.“ Bei allen neuen Häusern steht auch fest: Das Ibis-Hotel am Bahnhof schließt Ende des Jahres.

Welche neuen Hotelprojekte werden derzeit vorangetrieben? Wo hakt es (schon länger)? Ein Überblick:

1 Löhrstraße 28-32: An einer der prominentesten Ecken in Koblenz gehen die Arbeiten nun schon länger sicht- und hörbar zügig voran. Die Budget-Design-Gruppe Motel One baut hier ein Haus mit 177 Zimmern, Einzelhandel im Erdgeschoss und Büroräumen im vierten und fünften Obergeschoss. Im März 2025 gab die Motel One Group bekannt, dass die französische Private-Equity-Gesellschaft PAI partners einen Anteil von 80 Prozent am operativen Geschäft der Motel One Group übernimmt. Die Transaktion soll im zweiten Quartal 2025 abgeschlossen werden. Bei den ersten Geschossen entsteht grade der Rohbau. Das Gebäude soll mehr als 22 Meter hoch werden. Die Eröffnung ist für Sommer 2026 geplant; ursprünglich hatte der Neubau 2020 fertig sein sollen.

An der Ecke Firmungstraße/Bunker Nagelsgasse will Großgastronom Kenan Tayhus ein Hilton-Hotel mit 300 Betten bauen.
Katrin Steinert

2Firmungstraße/Bunker Nagelsgasse: Der Bauantrag von Investor Kenan Tayhus liegt seit August 2024 zur Prüfung im Bauamt. Es fehlen noch Unterlagen, weitere Abstimmungen und weitere archäologische Untersuchungen, wie Stadtentwicklungsamtsleiter Althoff sagt. Wegen der Innenstadtlage müsse man mit archäologischen Funden rechnen. Auch, weil der Garten Herlet lange Zeit nicht bebaut war. Althoff kann deshalb „keine belastbare Aussage“ treffen, wann die Baugenehmigung für das geplante Hilton-Hotel rausgeht. Bei seinem größten und ambitioniertesten Hotelprojekt in Koblenz plant Tayhus rund 300 Betten. Manche Bürger und Politiker hatten sich mehrere Jahre heftig gegen die Pläne mitten in der Altstadt gewehrt.

Auch im Gebäude, in dem das Enchilada war, will Kenan Tayhus ein Hotel errichten.
Katrin Steinert

3Ehemaliges Enchilada: Viele Jahrzehnte war die beliebte Bar am Görres-Platz Anlaufstelle für feiernde Koblenzer und Leute aus der Region. Hier plant Tayhus ein Stadthotel mit 70 Zimmern, Frühstücksbereich und Lobby im hinteren Bereich des ehemaligen Enchiladas. Der vordere Bereich im Erdgeschoss soll weiter gastronomisch genutzt werden. Die Planungen haben sich laut Althoff noch einmal geändert, es laufen Abstimmungen zwischen Architekten und der Unteren Denkmalschutzbehörde. Es gibt noch keinen Bauantrag.

4 Café Rheinanlagen: Beim dritten Hotelprojekt von Kenan Tayhus in Koblenz ist es seit vielen Jahren still. Es gibt nach wie vor einen Bebauungsplan, den die Verwaltung vor zehn Jahren mit viel Mühe aufgesetzt hat und der der Höhe und Breite eines Neubaus gewisse Grenzen setzt. Tayhus hält weiter an seiner Planung fest, sagt Althoff. Aber die beiden Projekte in der Innenstadt haben offenbar Vorrang für ihn.

5Koblenzer Brauerei: Es scheint sich immer mehr zu bestätigen, dass das Großvorhaben in Stolzenfels von Investor Christian Seitz zur Buga 2029 nicht fertig wird. Dabei hatte Seitz dies auch gegenüber unserer Zeitung immer wieder beteuert, zuletzt im Oktober 2024.

In Stolzenfels gibt es rund um das Schloss eine der Koblenzer Buga-Hauptflächen. Althoff sagt: „Wir stehen in Kontakt, es gibt immer wieder mal Gespräche.“ Die Stadt habe das große Ziel, dass das Areal entwickelt wird, vor allem, was die Wohnbauentwicklung östlich der Bahnstrecke angeht: „Aber es ist kein Fortgang erkennbar.“ Die Stadt prüft schon länger andere Optionen. Allerdings sind die Möglichkeiten begrenzt, da Seitz das Gelände gehört.

Auch auf dem Gelände der ehemaligen Koblenzer Brauerei ist ein Hotel geplant.
Rico Rossival

Eigentlich wollte er auf dem ehemaligen Brauereigelände ein komplett neues Quartier entwickeln mit 790 Zimmern. Davon sind 670 Zimmer überwiegend für Studierende und junge Berufsanfänger gedacht, 120 Zimmer für das Hotel im 14 Stockwerke hohen Brauereiturm. Die Abrissarbeiten auf dem Brauereigelände haben immerhin vergangenen Herbst begonnen. Für einen ersten Wohnbauteil zwischen Rhein und Eisenbahn gibt es einen Bauantrag.

6Cron’s Hotel: Der zweite Problemfall in Stolzenfels, auch hier gibt es keinen neuen Sachstand. Das ehemalige Hotelgebäude sollte lange Zeit für ein neues weichen. Danach hatte Eigentümer Friedhelm Cron immer mal wieder verschiedene Ideen, so auch vier neue Mehrfamilienhäuser mit Apartments, in denen seniorengerechtes Wohnen integriert ist. Passiert ist hier schon länger nichts mehr. Klar ist auch: Mit Bahn, B9, Welterbe, Artenschutz und dem nicht ganz einfachen Geländezuschnitt direkt an der Bundesstraße ist das Projekt sehr ambitioniert.

7 Forsthaus Remstecken: Hier gab es zwar in den vergangenen Jahren immer wieder Verzögerungen. Aber: Bei den Plänen von Inhaber Carsten Nowag und seinem Erweiterungsbau mit Fremdenzimmern im ehemaligen Pferdestall geht es weiter. Die Pläne könnten nach einem Beschluss nach der Sommerpause in die Offenlage gehen. Wenn dann keine Stellungnahmen eingehen, die zu einer deutlichen Überarbeitung der Pläne führen, könnte der Bebauungsplan im ersten Quartal 2026 wirksam werden.

Im ehemaligen Sinn-Gebäude war ursprünglich ein Hotel geplant. Danach sollten 150 Wohneinheiten für Studierende und Senioren entstehen.
Katrin Steinert

8Ehemaliges Sinn-Gebäude: An der prominenten Ecke zwischen Altstadt und Zentralplatz sollten auf sechs Stockwerken 150 Wohneinheiten entstehen für Studenten (90 Wohnungen) und Senioren (60 Wohnungen). Die Baugenehmigung ist seit eineinhalb Jahren erteilt, aber der Bauherr hat noch keine Umsetzung in Gang gesetzt. Ende 2022 hatte das Traditionskaufhaus Sinn als Mieter das Gebäude in der Pfuhlgasse 2–4 verlassen müssen. Der Vermieter hatte den Mietvertrag gekündigt.

9 Sonstige Vorhaben: Es gab vor einiger Zeit eine Bauvoranfrage für ein Boarding-House (Beherbergungsbetrieb, der Zimmer oder Apartments mit hotelähnlichen Leistungen vermietet) in der Weißergasse in der Innenstadt, hinter der Sparkasse. Im Juli 2023 ging der positive Bauvorbescheid raus, ein Bauantrag ist bislang nicht vorgelegt worden.

In Ehrenbreitstein gibt es eine Baugenehmigung für den Umbau und die Modernisierung des ehemaligen Hotels Hoegg am Kapuzinerplatz in eine moderne und kleine Hotelanlage mit zwölf Zimmern und 27 Betten. Wann die Arbeiten beginnen sollen, ist dem Bauamt nicht bekannt. Beim Hotel Continental am Hauptbahnhof werden die beiden Obergeschosse vier und fünf zu einem Boarding-House umgebaut, die Arbeiten laufen noch. In Metternich gibt es für die Rübenacher Straße eine Bauvoranfrage für ein Boarding-House, die das Bauamt derzeit noch bearbeitet.

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