Laute Musik dröhnt vom Campus der Universität Koblenz. Nein, das ist keine Studentenparty. An diesem Mittwoch wird stattdessen die Forschung gefeiert, und das schon zum zweiten Mal. An verschiedenen Stationen und in Workshops durften die Wissenschaftler bis spät in den Abend ihre Arbeit präsentieren. Trotz hoher Temperaturen folgten viele Besucher der Einladung. Bei verschiedenen Mitmachaktionen konnten sie ihr Wissen zudem unter Beweis stellen.
Die jüngste Universität Deutschlands versuchte sich im vergangenen Jahr mit der ersten Nacht der Forschung an etwas Neuem. Im Gegensatz zu einem Tag der offenen Tür, den es an der Universität schon häufiger gab, konnten Forscher und Besucher sich den ganzen Abend Zeit nehmen, um über die Wissenschaft zu sprechen. Durch die langen Sommernächte erhofften sich die Veranstalter mehr Besucher als im Winter. Dass diese Idee Früchte getragen hat, bestätigt jetzt Universitätspräsident Stefan Wehner.

„Das letzte Jahr war ein großer Erfolg“, berichtet Wehner stolz. Von den vielen Menschen, die die Veranstaltung besucht haben, sei überwiegend positive Rückmeldung gekommen. Viele hätten sich aber mehr Mitmachaktionen gewünscht.„Da haben wir jetzt einen besonderen Fokus drauf gesetzt“, ergänzt Claudia Quaiser-Pohl, Vizepräsidentin für Forschung und Transfer an der Universität.
Rund um die Bibliothek und die Mensa konnten sich die Menschen an verschiedenen Ständen über spannende Themen informieren. Unter anderem: Was steht in alten Liebesbriefen? Woher weiß ich, ob ein Bild echt ist oder durch eine Künstliche Intelligenz erstellt wurde? Und was kann man von Selbstporträts auf TikTok lernen?

Peter Ferdinand, Geschäftsführer des Interdisziplinären Zentrums für Lehre an der Universität, hofft dagegen, dass er weitere Anregungen von den Besuchern erhält. Im Vorfeld der Bundesgartenschau (Buga) 2029 hat er zusammen mit seinem Team das Projekt Mittelrhein-Eduventure: The Next Step entwickelt. Mithilfe einer kostenlosen App möchte er das Obere Mittelrheintal erlebbar machen.
Der Projektleiter zeigt, wie es geht: Der Nutzer spielt die Geschichte der fiktiven Charaktere Johann und Adam Berger nach, die in den beiden Städten Kaub und Weisel in die Geschehnisse des berühmten Rheinübergangs vom Preußischen General-Feldmarschall Gebhard von Blücher hineingezogen werden. In mehreren Etappen müssen die Nutzer verschiedene Aufgaben lösen und erhalten dafür Punkte. „Wir erhoffen uns damit andere Zielgruppen, insbesondere jüngere Menschen und Familien, anzusprechen“, so Ferdinand.
Durch den interaktiven Ansatz möchte das Team den Besuchern der Buga die Möglichkeit geben, mehr über die Region zu erfahren – nicht nur auf Tafeln und Schildern, sondern indem sie es quasi selbst erleben. Bis zur Buga sind es aber noch ein paar Jahre und Ferdinand hofft, dass er von den Besuchern bei der Nacht der Forschung Ideen bekommt, welche Geschichte aus dem Mittelrheintal noch erzählt werden könnten.

Auch die anderen Wissenschaftler möchten an diesem Abend nicht nur ihr Wissen weitergeben, sondern für ihre Forschung etwas mitnehmen können . Von Veranstaltungen wie diesen können nämlich alle profitieren: die Universität, die Besucher und auch die Stadt Koblenz. Denn obwohl die Universität schon seit rund zwei Jahren eigenständig ist, werde Koblenz noch nicht wirklich als Universitätsstadt wahrgenommen, bedauert Oberbürgermeister David Langner bei seiner Begrüßungsansprache.
Wie sehen die Pläne für die Zukunft aus? Vizepräsidentin Quaiser-Pohl verspricht: „Wir planen, das fortzusetzen, vielleicht auch jedes Jahr.“ Was im nächsten Jahr auf dem Programm steht, kann sie jetzt aber noch nicht sagen. „Es wird ja neue Forschungsthemen und Forschungsprojekte geben“, sagt sie. „Wir sind sehr gespannt, was wir nächstes Jahr erforschen.“