Winningen
Winningen: Weingut Freiherr von Heddesdorff stellt die neue August-Horch-Edition
Grund zum Feiern hatten Andreas (3. von links), Irmgard (2. von links) und Katharina von Canal (4. von links). Ihr 2015er Uhlen Baron Riesling trocken wurde von einer zwölfköpfigen Jury in einer Blindverkostung zur neuen August-Horch-Edition gewählt. Darüber freuten sich unter anderem auch Horch-Enkelin Heike Müller (links) und Volker Krumbach vom Touristikverein Winningen (2. von rechts).
Volker Schmidt

Winningen. Ein trockener Riesling aus dem Uhlen, hergestellt im Weingut Freiherr von Heddesdorff, repräsentiert den Winninger Weinbau in diesem Jahr als August-Horch-Edition - sehr zur Freude von Winzer Andreas von Canal.

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Von unserem Redakteur Volker Schmidt

Der obligatorische Telefonanruf, um dem siegreichen Winzer mitzuteilen, dass sein Wein soeben zur neuen August-Horch-Edition gekürt wurde, war diesmal unnötig. Denn der Sieger saß bei der Auswahlweinprobe in der Winninger Vinothek mit in der zwölfköpfigen Jury: Der 2015er Winninger Uhlen Baron Riesling trocken von Andreas von Canal und seinem Weingut Freiherr von Heddesdorff setzte sich in einer Blindverkostung gegen neun Konkurrenten durch.

Seit 1999 wird die August-Horch-Edition jährlich von der Gemeindeverwaltung und dem Touristikverein ausgeschrieben. In Gedenken an den Audi-Gründer und Winninger Ehrenbürger August Horch wird diese besondere Auszeichnung an trockene Riesling-Qualitäts- oder Prädikatsweine aus Winningen vergeben. Die Idee dazu hatte die in Winningen lebende Horch-Enkelin Heike Müller, die zusammen mit ihrem Sohn Michael immer mit in der Jury sitzt. Diesmal ergriff sie – was ungewöhnlich ist – zu Beginn der Probe das Wort, um möglichen Modusänderungen eine persönliche Absage zu erteilen.

Im Arbeitskreis Tourismus der Gemeinde war nämlich angeregt worden, dass die August-Horch-Edition in jeder Gaststätte erhältlich sein müsse – was zur Folge hätte, dass eine viel größere Menge vorrätig sein müsste. Aktuelle Qualitätsmaßstäbe könnten somit nicht gehalten werden. Heike Müller glaubt, dass eine solche Änderung daher unvereinbar mit dem ist, für was ihr Großvater steht. Den Satz „August Horch schafft Klasse und keine Masse“ hat sie nämlich immer wieder gesagt, wenn man sie nach dem Unterschied zwischen August Horch und Henry Ford fragte, erklärte sie im Gespräch mit der RZ. Und diese Klasse sollte auch der nach ihm benannte Wein haben.

Seine Klasse beweisen musste auch der Uhlen Baron Riesling trocken. Nach dem ersten Durchgang mit zwei Fünfergruppen fielen die fünf am schlechtesten bewerteten Weine aus dem Rennen. Nach einem weiteren Durchgang wurden noch mal zwei Weine gestrichen. Spätestens da war klar, dass der Sieger aus den Reihen der Jury kommen musste. Denn neben dem späteren Siegerwein blieben noch zwei Weine des Weinguts Richard Richter im Wettbewerb. Und Thomas Richter gehört der alle zwei Jahre gewählten Weinkommission ebenso an wie Andreas von Canal.

Dass die anwesenden Winzer ihre eigenen Weine besser bewerten als den der Konkurrenz, trifft übrigens nicht zu – im Gegenteil. Bei der Wettbewerbsleitung um Volker Krumbach und Frank Hoffbauer von Touristik Winningen sorgt es immer wieder für einen Schmunzler, wenn ein Winzer ausgerechnet seinen Wein am schlechtesten bewertet. „Es ist nicht möglich, den eigenen Wein zu erkennen“, sagt Thomas Richter.

Aus diesem Grund fühlt sich Heike Müller neben den ganzen Experten – neben den Mitgliedern der Weinkommission sind auch Vertreter von Weinbauverbänden und der Landwirtschaftskammer dabei – auch nicht unwohl. „Hier geht es nur nach Geschmack, nicht um Fachwissen“, sagt sie.

Und den Geschmack der Jury traf Andreas von Canal diesmal am besten. „Mir hat der Wein ja schon immer geschmeckt“, flachste er nach der Verkündung des Urteils, um anschließend etwas auf die Geschichte des Siegerweins einzugehen. Demnach war die Gärung nach einem „kleinen Hänger“ um Weihnachten im Januar abgeschlossen. Bereits Mitte März wurde der Wein abgefüllt. „Deswegen hat er auch die Ruhe“, so von Canal. Bei dem Wein handele es sich um die qualitative Spitze des Weinguts im trockenen Segment.

Um teilnehmen zu können, mussten die Winzer vom eingereichten Wein in diesem Jahr ein Fuder (zwischen 1300 und 1400 Flaschen) vorhalten. Mit August-Horch-Etikett geht der Siegerwein zu einem bestimmten Teil an Audi und wird zudem beim Moselfest und in der Vinothek ausgeschenkt. „Es gibt auch viele Oldtimer-Fans, die sich die August-Horch-Edition bestellen“, weiß Andreas von Canal. Und er muss es wissen, stellt er diese 2016 doch schon zum dritten Mal.

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