Kommunale Wärmeplanung
Wie werden die Bendorfer in Zukunft heizen?
Bei der kommunalen Wärmeplanung ist Bendorf anderen Städten weit voraus.
Sina Schuldt. picture alliance/dpa

Bendorf ist bei der kommunalen Wärmeplanung einer der Pioniere der Region. Jetzt gibt es neue Informationen zum Stand der Dinge.

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Um die Klimaziele von Paris inklusive der 1,5-Grad-Marke zu erreichen, bedarf es vieler Kraftanstrengungen. Insbesondere im Bereich Verkehr sowie im Gebäudesektor gibt es in Deutschland noch Nachholbedarf. Spätestens seit die vergangene Ampelkoalition mit ihrem Klimaschutzminister Robert Habeck (Grüne) eine Reform des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) – im Volksmund meist „Heizungsgesetz“ genannt – auf die Agenda gesetzt hat, ist die kommunale Wärmeplanung in aller Munde. Doch was genau hat es damit auf sich? Auf einer Informationsveranstaltung in der Bendorfer Stadthalle informierte ein Projektteam der Energieversorgung Mittelrhein AG (EVM) die Bürger, wie die Vorgehensweise in der Rheinstadt ist.

Bendorf ist in zeitlicher Hinsicht einer der Pioniere der Region. Denn obwohl eine Kommune dieser Größe die Wärmeplanung erst zum 30. Juni 2028 abschließen muss, ist der Weg dahin schon vergleichsweise weit fortgeschritten. „Die Strategie, die hier in Bendorf in Sachen Wärmeplanung gefahren wird, ist sehr klug und vorausschauend. Denn es ist zu erwarten, dass rund um das Fristende plötzlich sehr viele Kommunen die Realisierbarkeit von Wärmenetzen prüfen werden. Dann drohen Engpässe bei Materialien, Know-how und entsprechendem Baupersonal“, mahnte EVM-Sprecher Marcelo Peerenboom.

Bendorfs Bürgermeister Christoph Mohr (von links) sowie die EVM-Vertreter Marcelo Peerenboom, Nadine Kuhlmann und Markus Schlösser informierten die Bürger über die kommunale Wärmeplanung in der Rheinstadt.
Johannes Kirsch

Bendorf könnte dem entgehen, da die Stadt schon frühzeitig die EVM mit der Wärmeplanung beauftragt hat. Unterstützt wird das Koblenzer Energieunternehmen durch Endura Kommunal aus Baden-Württemberg, einem Marktführer auf diesem Gebiet. Die Projektleiterin Nadine Kuhlmann von der EVM sagte zum aktuellen Fortschritt: „Derzeit befinden wir uns im Prozess der Datenerhebung. Dabei sammeln wir alle für uns relevanten Informationen wie den Energieverbrauch, die Verteilung der Energieträger, das Baujahr und den energetischen Zustand der Gebäude sowie das Alter der Heizungen.“ Kuhlmann versicherte, dass die Daten vollanonymisiert erhoben werden. „Über diese Individualdaten hinaus begutachten wir, welche Wärmequellen zur Verfügung stehen und wo im Stadtgebiet es vielleicht Betriebe gibt, deren Abwärme genutzt werden könnte.“

Bis Juli des laufenden Jahres wird die Phase der Datenerhebung noch dauern. Im Februar 2026 sollen die Ergebnisse dann der Öffentlichkeit zu Verfügung gestellt werden. Auf Grundlage der Daten wird das Stadtgebiet in bis zu drei Regionen unterteilt, die sich hinsichtlich ihres Potenzials zur Wärmeversorgung unterscheiden. „Wir schauen, wo ein Wärmenetz Sinn macht, wo die Versorgung mit einem CO2-neutralen Gas wie Wasserstoff möglich ist und wo weiterhin Individualheizungen am effizientesten sind“, erklärte Peerenboom. Die gesamte Analyse stehe unter der Prämisse, dass die Wärmeversorgung bis 2045 klimaneutral sein solle.

Bei einem Wärmenetz gibt es eine zentrale Wärmequelle. Haushalte in einem definierten Gebiet können mittels Erdleitungen an diese Quelle angeschlossen werden.
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Die Vertreter der EVM, zu denen neben Pressesprecher Peerenboom und Projektleiterin Kuhlmann auch Markus Schlösser, Projektmanager für Wärme und Energieanwendungstechnik, zählte, legten sehr viel Wert darauf, den anwesenden Bürgerinnen und Bürgern die teils komplexen Sachverhalte verständlich zu erklären. Insbesondere bezüglich der Wärmenetze gab es dennoch viele Nachfragen, da eine solche Wärmeversorgung vielen Menschen noch fremd ist. Kuhlmann brachte Licht ins Dunkel: „Bei einem Wärmenetz gibt es eine zentrale Wärmequelle. Haushalte in einem definierten Gebiet könne mittels Erdleitungen an diese Quelle angeschlossen sein.“ Eine Pflicht zum Anschluss an ein solches Netz bestehe zunächst einmal nicht. „Doch wer weiterhin auf eine Individualheizung setzt, muss logischerweise nachweisen, dass auch diese klimaneutral betrieben wird“, führte die Projektleiterin aus. Vor der Umsetzung des Wärmeplans wollen EVM und Stadt erneut eine Infoveranstaltung für alle Bürgerinnen und Bürger anbieten.

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