Zur Zukunft des Wahrzeichens laufen viele Gespräche - Wird die Anlage an das neue Wohnquartier angebunden?
Wie vertragen sich der Welterbetitel und das Koblenzer Wahrzeichen? So geht es für die Seilbahn weiter
Buga-Seilbahn
Die Koblenzer Seilbahn ist längst eines der absoluten Wahrzeichen der Stadt. Foto: Thomas Frey/dpa (Archiv)
Thomas Frey. picture alliance / dpa

Die Koblenzer Seilbahn ist seit der Bundesgartenschau 2011 eines der absoluten Wahrzeichen und Touristenmagnete der Stadt. Unstrittig ist, dass sie für immer bleiben soll – und möglicherweise auch das neue Großwohnquartier auf dem Gelände der ehemaligen Fritsch-Kaserne anbinden soll.

Immerhin haben Stadtverwaltung und Politik die größten Bedenken der Unecso-Welterbehüter ausgeräumt. Auch diese Experten des Unesco-Welterbekomitees haben Mitte September bei einer 15-tägigen Sitzung in Riad (Hauptstadt Saudi-Arabiens) auch und zumindest vorübergehend festgestellt, dass die Seilbahn das Bild der einzigartigen Kulturlandschaft aktuell nicht stört und sich mit dem Welterbetitel im Oberen Mittelrheintal verträgt. 2013 hatte das Unesco-Welterbekomitee in Phnom Penh (Hauptstadt von Kambodscha) noch den Rückbau der Seilbahn bis Ende Juni 2026 verfügt; dieser Beschluss wurde bekanntlich inzwischen kassiert.

Auch die Seilbahn-Talstation muss nicht mehr (für viel Geld und viele Ressourcen) ab- und an anderer Stelle wieder aufgebaut werden; die ausführlichen Prüfungen und Überlegungen vor etwa 15 Jahren waren also doch stichhaltig und nicht vergebens. Denn man hat sich nun darauf verständigt, dass die Architektur verändert wird.

Zukunftsdebatte zumindest für einige Zeit verstummt

Damit ist die Debatte um die generelle Zukunft der Seilbahn in Koblenz zumindest für einige Zeit verstummt. Ein Architekturwettbewerb, den die Seilbahn-Betreiberfirma Skyglide ausruft, soll eine möglichst „neutrale Gestaltung“ der Talstation herausarbeiten, um die „Welterbeverträglichkeit“ und den „Umgebungsschutz der „Denkmalzone St.-Kastor-Kirche“ herzustellen. Man könnte nun anfügen, dass die Architektur der Talstation schon jetzt nicht sonderlich hervorsticht. Aber das steht auf einem anderen Blatt.

Da die Mühlen bei der Unesco offenbar noch langsamer mahlen als anderswo (die Vollversammlung tagt etwa alle zwei Jahre), rechnet die Koblenzer Stadtverwaltung nicht vor Mitte 2026 mit einem Ergebnis des Architekturwettbewerbs. Schließlich sind bei einer Entscheidung von solcher Tragweite auch die Bundesregierung und das Auswärtige Amt eingebunden – was die Causa nicht einfacher machen dürfte. Da die Seilbahn in jedem Fall zur Buga 2029 im Oberen Mittelrheintal noch stehen soll, muss jetzt das Baurecht um weitere fünf Jahre bis Ende Juni 2031 verlängert werden. Das finale „Ja“ des Stadtrats dazu in der Sitzung nächste Woche Donnerstag gilt als sicher.

Lässt sich die Seilbahn stärker ins Verkehrsnetz einbauen?

Das Thema Seilbahn hat jüngst auch die Mitglieder des Koblenzer Stadtentwicklungsausschusses beschäftigt. Spätestens mit dem Brückenchaos vor gut vier Jahren ist die Frage aufgetaucht, ob die Seilbahn nicht stärker in das Verkehrsnetz eingebunden werden kann. Bislang transportiert sie vor allem Touristen und Veranstaltungsbesucher zur Festung Ehrenbreitstein und in den Festungspark. Die Debatte ist schon öfters in der Stadt geführt worden, als Gegenargumente waren die Faktoren Zeit und Wirtschaftlichkeit bislang zu gewichtig.

Mit dem neuen geplanten Wohnquartier auf dem Gelände der ehemaligen Fritsch-Kaserne (800 Wohnungen für etwa 2000 Menschen) hat die Debatte neue Fahrt aufgenommen. In der Ausschusssitzung sagte Ulrich Kleemann (Grüne): „Die Verlängerung der Seilbahn ist für das neue Wohnprojekt elementar.” Vor allem, wenn man bedenke, dass der gesamte Verkehr künftig durch Ehrenbreitstein rollen werde. Deshalb wollte Kleemann von der Verwaltung wissen: „Wird die Seilbahnverlängerung ernsthaft geprüft?“

Wir wollen nicht, dass ein 85-Meter-Seilbahnmast in den Festungspark gestellt wird.

Frank Hastenteufel

Dazu sagte Frank Hastenteufel, Leiter des Amts für Stadtentwicklung und Bauordnung: „Wir wollen nicht, dass ein 85-Meter-Seilbahnmast in den Festungspark gestellt wird.“ Im Architekturwettbewerb zur Talstation solle in einem geprüft werden, wie Tal- und Bergstation an das Verkehrsnetz angeschlossen werden könnten. In jedem Fall sei wohl ein mittlerer zweistelliger Millionen-Euro-Betrag fällig. Und hier sei offen, wer dafür aufkommen würde: der Seilbahnhersteller Doppelmayr bzw. die Betreiberfirma Skyglide oder die Stadt.

Wir sollten uns eine Verlängerung der Seilbahn nicht verbauen.

Uwe Lütge-Thomas

Baudezernent Bert Flöck sagte: „Eine Verlängerung der Seilbahn zum Wohnquartier Fritsch-Kaserne ist wirtschaftlich nicht darstellbar. Dazu bräuchte es anders als jetzt einen Ganzjahresbetrieb der Seilbahn.“ Zudem gebe es nahe der Bergstation keinen Platz für einen „Park & Ride“-Parkplatz: „Und wir wollen den Festungspark nicht mit einem riesigen Parkplatz zubauen.“ An der Talstation würde Platz für Busse benötigt. Uwe Lütge-Thomas (Grüne) meinte: „Wir sollten uns eine Verlängerung der Seilbahn nicht verbauen. In den nächsten Jahrzehnten wird diese Option durch den Umstieg von privatem auf öffentlichen Verkehr viel notwendiger.“ Kleemann ergänzte: „Es gibt Förderprogramme, die eine Einbindung in das Verkehrskonzept möglich machen.“

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