Wer Menschen in Koblenz vor dem Kühlregal im Supermarkt fragt, warum sie vegane Produkte kaufen, bekommt ganz unterschiedliche Antworten. Einige ernähren sich vegan oder vegetarisch. Viele wollen ihren Fleischkonsum reduzieren. Einer Kundin schmecken die veganen Joghurts einfach besser. Klar ist jedoch: Die Nachfrage nach veganen Artikeln wächst. Darin sind sich auch die Lebensmittelhändler einig. Unsere Zeitung hat Unternehmen, die auch in Koblenz und der Region ansässig sind, gefragt, wie sie ihre Geschäfte und das Sortiment anpassen.
Globus stellt fest: „Das Interesse an einem veganen Lebensstil hat insgesamt in den letzten Jahren zugenommen. Mit unserer Auswahl an veganen Artikeln möchten wir dieser Nachfrage nachkommen und pflanzliche Alternativen quer durch unsere Sortimentsbereiche wie Lebensmittel, Wasch- und Putzmittel sowie Kosmetik anbieten.“
Rund 1400 verschiedene vegane Produkte können in den Märkten der Handelsgruppe, also etwa in Koblenz-Bubenheim oder Zell, gekauft werden. Diese wie etwa die der Eigenmarken Fresh ’N’ Go sind klar mit dem Schriftzug Vegan gekennzeichnet. Darüber hinaus werden die pflanzlichen Alternativen in gekühlter, tiefgekühlter, ungekühlter und frischer Form in den einzelnen Sortimentskategorien in Regalen zusammengefasst, um den Kunden eine leichtere Orientierung zu bieten.
„Als Lebensmittelhändler ist es uns wichtig, jeden Kunden bei seiner individuellen Ernährung bestmöglich zu unterstützen.“
Kaufland
Das vegane Sortiment von Kaufland in Form von Ersatz für Fleisch, Wurst, Käse und Milch umfasse derzeit - je nach Größe der Filiale - rund 300 Artikel. Zudem biete man über das Jahr verteilt mehr als 400 verschiedene Obst und Gemüseartikel an. „Als Lebensmittelhändler ist es uns wichtig, jeden Kunden bei seiner individuellen Ernährung bestmöglich zu unterstützen. Mit unserem großen Vegan-Sortiment erleichtern wir unseren Kunden jeden Tag die pflanzliche Ernährung – und geben auch neue Impulse und Ideen für leckere Gerichte“, teilt das Unternehmen.
Unter der 2016 eingeführten Eigenmarke K-Take it Veggie biete man mittlerweile etwa 100 vegetarische und vegane Produkte an. „Unsere Kunden nehmen das Angebot gerne an“, teilt Kaufland mit. Milchersatzprodukte machten dabei derzeit den größten Anteil aus, aber besonders dynamisch wachse das Segment der Fleischersatzprodukte.
Der Discounter Aldi Süd teilt mit, dass man nach Studien des Marktforschungsinstituts NielsenIQ, mit den Eigenmarken wie Myvay der nach Umsatz größte Händler im Vertriebsgebiet sei. Der Discounter führe bereits heute mehr als 1200 mit dem V-Label oder der Veganblume gekennzeichnete Lebensmittel und Kosmetik-Produkte bei der Standard-, Aktions- und Saisonware. Bis Ende 2026 sollen es rund 1400 werden.
Auch Lidl sieht sich als Vorreiter. Das Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 den Anteil pflanzenbasierter Proteinquellen im Sortiment auf 20 Prozent und den Anteil alternativer Molkereiprodukte auf 10 Prozent zu erhöhen. Dabei verfolge man eine Strategie zu bewusster Ernährung, die sich an den Erkenntnissen der Planetary Health Diet (aus dem Englischen etwa: Planetengesundheitsernährung) orientiert, einer Ernährungsweise, die gleichermaßen die Gesundheit von Menschen und die Erde schützen soll. Weiterhin ist Lidl als erster Händler dem Bundesverband für alternative Proteinquellen beigetreten.
Derzeit habe der Discounter 1000 vegane Einzelartikel im Fest-, Saison- und Aktionssortiment, die mit dem V-Label gekennzeichnet sind. Statt vegane Alternativen gesammelt in einem Bereich anzubieten, werden diese bei Lidl neben den tierischen Pendants platziert. Auch habe man im Oktober 2023 die Preise von Produkten der Eigenmarke Vemondo an die vergleichbarer Ware tierischen Ursprungs angepasst. Das soll den Kunden einen leichteren Zugang bieten und ihnen die Wahl zwischen tierischen Produkten und veganen Alternative geben. Seitdem sei die Zahl der verkauften Vemondo-Artikel um 30 Prozent gestiegen, teilt Lidl mit.
Im Januar gab es unter dem Stichwort des „Veganuary“ in vielen, auch gutbürgerlichen Restaurants spezielle Angebote, um veganes Essen zu probieren. Doch wie sieht es jetzt aus? Ist vegan in Restaurants in Koblenz und Umgebung noch ein Thema?Vegan essen gehen: Wie gut geht das rund um Koblenz?
Wie das vegane Angebot bei den Märkten der Edeka-Gruppe ist, lässt sich nicht so einfach festmachen. Das Unternehmen ist genossenschaftlich aufgebaut und die einzelnen Kaufleute entscheiden selbst über ihr konkretes Sortiment. Neben den Edeka-Regionalgesellschaften, die als Großhändler fungieren, können sie ihr Sortiment durch anderen Lieferanten ergänzen. Daher unterscheidet sich auch das vegane Angebot von Markt zu Markt, in Abhängigkeit von Lage, Nachfrage und Flächengröße.
Die Regionalgesellschaften Edeka Rhein-Ruhr und Edeka Südwest verweisen jedoch darauf, dass allein unter den Eigenmarken „Edeka My Veggie“ und „Edeka Bio My Veggie“ derzeit rund 110 Artikel zum veganen Sortiment gehören, drüber hinaus regionale und Markenprodukte und „vegane Innovationen“ von Start-Ups. Zudem hebt Edeka Südwest die Vegi-Theken hervor, ein Sortiment von vegetarischen und veganen Spezialitäten in den Bedientheken vieler Edeka-Märkte. Das sei besonders für Flexitarier attraktiv, die ihren normalen Einkauf an der Fleisch-, Wurst- und Käsetheke machen, aber auch neugierig auf vegetarische und vegane Alternativen sind.
Nur, wo vegan draufsteht, ist auch vegan drin?
Die Kennzeichnung vegan und vegetarisch auf Lebensmitteln ist freiwillig. Doch allein an den Zutaten lässt sich nicht mit Sicherheit erkennen, ob ein Lebensmittel vegan ist. Es können versteckte tierische Bestandteile in Form von Zusatzstoffen oder Verarbeitungshilfsstoffe enthalten sein. Eine Orientierungshilfe für Kunden können die Kennzeichnungen wie das gelb-grüne V-Label der Europäischen Vegetarier-Union, das Vegan-Label der Veganen Gesellschaft Deutschland und die Veganblume der britische Vegan Society sein. Hersteller können bei diesen ihre Produkte kostenpflichtig lizenzieren lassen und so zeigen, dass sie die Kriterien der Organisation erfüllen. Aber auch andere Label oder die Bezeichnung vegan sind für den Produzenten verbindlich, denn nach der Europäischen Lebensmittelverordnung dürfen Lebensmittel nicht irreführend oder missverständlich beworben werden.