Noch kleben an den großen Fronten im Forum Mittelrhein in Koblenz weiße Werbefolien, die verheißen: Hier soll bald eine Sinn-Filiale eröffnen – was falsch ist. Die insolvente Textilkette ist von den Mietverträgen zurückgetreten, wie Centermanagerin Cindy Häßlein erklärt. Für die Einkaufsgalerie bedeutet dies einen herben Rückschlag, fehlt ihr doch ein wichtiges Zugpferd beim Werben um Kunden. Wie geht es dort nun weiter?
„Die Einsparmaßnahmen im Rahmen unserer Insolvenz haben uns dazu gezwungen, die Öffnung zu streichen.“
Ein Sinn-Sprecher auf Anfrage unserer Zeitung im Mai 2025,
Centermanagerin Häßlein sagt auf Anfrage: „Mit Sinn hatten wir bereits einen Vertrag abgeschlossen.“ Man hatte seinerzeit mit einer Eröffnung gegen Ende des Sommers 2024 gerechnet. Der Mietvertrag sei aufgrund der dann erfolgten Insolvenz nicht angetreten worden.
Zur Erinnerung: Das Sinn-Management hatte im August 2024 ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung angemeldet, was am Jahresende in eine Regelinsolvenz überging. Unsere Zeitung hatte im Mai dieses Jahres bei Sinn nachgehört, wann mit der Eröffnung zu rechnen ist. Ein Sprecher teilte mit: „Die Einsparmaßnahmen im Rahmen unserer Insolvenz haben uns dazu gezwungen, die Öffnung zu streichen.“
Wie Managerin Häßlein berichtet, führte man aber weiter Gespräche, um zu prüfen, „ob ein Mietvertrag auch nach der Insolvenz weiter möglich ist“. Denn Sinn war viele Jahre in Koblenz vertreten, musste das Eckhaus gegenüber des Zentralplatzes aber Ende 2021 verlassen, weil der Gebäudeeigentümer den Mietvertrag gekündigt hatte. Der Gebäudekomplex soll bald abgerissen werden: Dort sind Studenten- und Seniorenwohnungen sowie im Erdgeschoss Einzelhandelsflächen geplant.
Häßlein erklärt: Neue Verträge mit Sinn sind erst möglich, wenn das Insolvenzverfahren abgeschlossen ist. Natürlich schaue man sich nach Alternativen um. Denn: Augenscheinlich steht eine Riesenfläche leer. „Wir befinden uns derzeit in aussichtsreichen Gesprächen mit einem international bekannten Großmieter“, sagt die Centermanagerin.
Wie weit man in den Gesprächen mit einem neuen Großmieter ist, bleibt offen. Die für Sinn reservierten Flächen stehen nun mehr als ein Jahr leer. Sie liegen auf zwei Ebenen und mussten für die Textilkette intern miteinander verbunden werden. Ein Durchbruch für Rolltreppe und Aufzug waren vorgesehen.
Ehemals war hier im ersten Obergeschoss der französische Sportartikelhersteller Decathlon angesiedelt, der 2023 die Segel strich, und die Yeans Halle im Erdgeschoss, die im Januar 2024 schloss. Die Gesamtfläche umfasst grob gesagt ein halbes Fußballfeld, etwas weniger (2800 Quadratmeter).
Fläche etwa halb so groß wie ein Fußballfeld soll neu vermietet werden
„Natürlich bedauern wir die Absage sehr, da wir mit Sinn eine von den Koblenzern stark gewünschte Marke gewinnen wollten“, erläutert Häßlein. Andererseits sieht man auch die Chance, das Angebot „gezielt weiterzuentwickeln und attraktive Alternativen zu prüfen“.
Die Fläche soll nun in voller Größe neu vermietet werden, so ist es geplant. Das neue Angebot soll das Center sinnvoll ergänzen. Ankermieter, also Läden, die Publikum anziehen, sind im Forum aktuell Saturn, H&M sowie New Yorker.
Die lange geplante Rückkehr von Sinn nach Koblenz hat sich zerschlagen. Grund ist nach Angaben des Unternehmens das aktuelle Insolvenzverfahren. Für eine neue Filiale in der Rhein-Mosel-Stadt ist in dem Sanierungsplan kein Platz.Modehaus Sinn eröffnet doch keine Filiale in Koblenz
Welches Angebot für das neue Zugpferd gesucht wird? Grundsätzlich ist vieles denkbar. „Mode, Lifestyle, Sport oder Freizeit“, zählt die Centerchefin auf. Letztendlich ist entscheidend, dass das Angebot dazu passt, wie das Center ausgerichtet ist, und den Mietermix attraktiv hält, sagt sie.
Das Forum Mittelrhein wurde im September 2012 am Zentralplatz eröffnet und will ein junges städtisches Publikum ansprechen. Es gehört wie das Koblenzer Löhr-Center zur ECE Marketplaces (ECE Group), die europaweit 200 Einkaufsgalerien betreibt. Seit Jahren hat das Forum mit Leerständen zu kämpfen, ein Phänomen, das nicht nur Einkaufsgalerien, sondern auch Fußgängerzonen in Innenstädten betrifft.
Koblenz. Dass das Traditions-Modehaus Sinn seinen Standort in der Koblenzer Pfuhlgasse und Görgenstraße zum Jahresende schließt, kommt für viele überraschend (wir berichteten).Traditions-Modehaus Sinn: Gebäude in Koblenz soll im Frühjahr abgerissen werden
Vor allem die Textilbranche hat zu kämpfen, sodass bekannte Unternehmen wie Esprit oder SinnLeffers zahlungsunfähig werden. Auch Warenhausketten wie Galeria Karstadt Kaufhaus sind prominente Player, die ins Straucheln geraten und gegen neue Handelsstrukturen wie den Onlinemarkt versuchen anschwimmen.