Impuls kam von Bürgern - und indirekt vom Bundespräsidenten: Bendorf und Brody wollen Solidarpartner werden
Wenn Krieg Freunde bringt: Bendorf und ukrainische Stadt Brody planen Partnerschaft
In einer Videokonferenz lernten sich Anatolii Beley, der Bürgermeister der Stadt Brody und der Bendorfer Verwaltungschef Christoph Mohr (kleiner Bildausschnitt) kennen.
Stadt Bendorf

Bendorf und die westukrainische Stadt Brody planen eine Solidarpartnerschaft – was eine Vorstufe zu einer waschechten Städtepartnerschaft werden könnte. Der Impuls dazu, ausgerechnet in Kriegszeiten den Kontakt in die Ukraine zu verstärken, kam von einem Bendorfer Bürger. Und auch der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier spielte dabei eine Rolle.

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In einer Videokonferenz lernten sich Anatolii Beley, der Bürgermeister der Stadt Brody und der Bendorfer Verwaltungschef Christoph Mohr (kleiner Bildausschnitt) kennen.
Stadt Bendorf

Dieser Tage flatterte Post aus der Ukraine ins Bendorfer Rathaus. Der Bürgermeister der Stadt Brody, Anatolii Beley, schrieb in einer Mail von Krieg. Von Zerstörung. Aber auch von Freundschaft und Verbundenheit. „Wenn der nächste Nachbar Raketen auf unsere Häuser, Krankenhäuser, Schulen und Kindergärten abfeuert, wenn Ukrainer vor Bombenangriffen fliehen müssen – ihr habt uns eure Häuser und Herzen geöffnet“, so lauteten einige seiner Worte. Und: „Der Krieg brachte der Ukraine viel Leid“, aber gleichzeitig habe die aktuelle Zeit dem Land gute Freunde geschenkt.

Zu den Freunden Brodys will sich künftig auch Bendorf zählen. In ihrer jüngsten Sitzung haben die Stadträte mit großer Mehrheit beschlossen, eine Solidarpartnerschaft mit der westukrainischen Stadt eingehen zu wollen. Solidarpartnerschaften deutscher Kommunen mit Orten und Städten in der Ukraine gibt es verstärkt seit 2015, seit Kriegsbeginn im Februar nimmt ihre Zahl weiter zu.

Stadtrat entscheidet pro Brody

Die Partnerschaften können dabei verschiedene Formen annehmen, vom Austausch über Solidaritätsbekundungen bis hin zum ganz realen Sammeln und Senden derzeit in der Ukraine dringend benötigter Hilfsgüter. Grundsätzlich, so sagte der Bendorfer Bürgermeister Christoph Mohr, kann aus der Solidarpartnerschaft dann in Zukunft eine echte und langfristige Städtepartnerschaft mit Brody entstehen.

„Eine Solidarpartnerschaft wäre für uns der erste Schritt der Zusammenführung der Städte, aus der eine Städtepartnerschaft erwachsen kann“, so Mohr. „Diese benötigt eine zivilgesellschaftliche Basis und Unterstützung, für die wir mit diesem Vorgehen den Weg ebnen möchten“, betont der Bürgermeister weiter. Aktuell hat Bendorf mit Yzeure in Frankreich eine Städtepartnerschaft – bereits seit 1986.

Die Idee zu der Solidarpartnerschaft zwischen Brody und Bendorf kam in den vergangenen Wochen auf. Ein wichtiger Impuls war der Besuch des deutschen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier (SPD) in der Ukraine im Oktober. Dort traf er auf den ukrainischen Staatschef Wolodymyr Selenskyj, gemeinsam warben sie explizit für Partnerschaften auf kommunaler Ebene. In Bendorf wiederum sind derzeit geflüchtete Menschen aus Brody untergebracht.

Ein Bürger hatte die Idee

Ein Bürger, so Mohr, sei auf ihn zugekommen, und habe eine Partnerschaft angeregt. Wenige Tage später stand ein Kontakt, Mohr und Anatolii Beley lernten sich per Videoschalte kennen. Brody ist übrigens bereits mit einer deutschen Stadt verbunden, die Städtefreundschaft mit Wolfratshausen in Bayern datiert allerdings aus anderen Zeiten: Sie wurde 2009 begründet.

Zur Stadt Brody

Die westukrainische Stadt Brody hat rund 24.000 Einwohner und ist damit etwas größer als Bendorf, sie liegt 90 Kilometer nordöstlich von Lwiw/Lemberg. Brody hat eine reiche Geschichte, die bis ins Mittelalter hinein gut rekonstruiert ist, wurde während des Zweiten Weltkriegs aber fast vollständig zerstört und später wieder aufgebaut.

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