Ob die Inspektion an Bord eines Frachters, die Bergung eines festgefahrenen Sportbootes oder die Schlichtung eines Streits unter Gästen eines Ausflugsschiffs – die Einsatzgebiete der Wasserschutzpolizei Koblenz sind breit gefächert. Unsere Zeitung stieg mit an Bord der WSP 16 und begleitete die Besatzung während einer Dienstfahrt auf dem Rhein.Inmitten der idyllischen Landschaft im Hafen Ehrenbreitstein liegt der Steg der WSP 16, eines Boots der Wasserschutzpolizei Koblenz. Ein Drittel des Tages etwa fährt sie hinaus auf den Rhein, um ihr Dienstgebiet zu durchstreifen. „Unser Einsatzbereich erstreckt sich tagsüber von Osterspai bis Bendorf", erklärt der Bootsführer, Polizeioberkommissar Bröde, während der Rest der drei Mann starken Besatzung die Leinen losmacht. „Im Nachtdienst erweitert sich die örtliche Zuständigkeit bis nach Oberwinter an die Landesgrenze zu NRW aus", fügt der Beamte hinzu.
An Mosel und Lahn ist die Besatzung ebenfalls aktiv. Dank ihrer Außenstelle in Cochem endet ihr Einsatzgebiet erst auf Höhe Kinheim bei Moselkilometer 115. Auch beim Schleusenunfall bei Moselkilometer 36 in Müden im Dezember letzten Jahres waren die Beamten im Einsatz. Die Lahn wiederum wird bis zur hessischen Grenze auf Höhe Diez kontrolliert.

Der mit Abstand meiste Verkehr herrscht auf dem Rhein. Schließlich pendeln auf Deutschlands größter Binnenwasserstraße rund 7000 Schiffe, die zwischen den Niederlanden und der Schweiz Güter aller Art transportieren. Ein bekannter Industriehafen ist jener in Ludwigshafen, der unter anderem vom weltweit größten Chemiekonzern BASF genutzt wird. Demgegenüber haben die Rheinhäfen in Andernach, Bendorf und Koblenz weitaus weniger Tonnen an Güterumschlägen.
Zu Beginn der Fahrt unternehmen die Beamten einen kleinen Abstecher auf die Mosel, um in Lützel den bundeseigenen Hafen des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamts (WSA) in Augenschein zu nehmen. Hier liegen die Dienstboote des WSA Mosel-Saar-Lahn. Auch das Feuerlöschboot RPL 1 der Koblenzer Berufsfeuerwehr (Baujahr 1974) ist hier beheimatet.

Bei Hoch- oder Niedrigwasser nutzt auch die Wasserschutzpolizei den beschaulichen Binnenhafen. Ihr Hauptboot, die WSP 16, ist Baujahr 2013. Das Nachfolgemodell soll im Herbst zu Wasser gelassen werden. Gebaut wird es für 2 Millionen Euro in einer Werft im österreichischen Linz. Dann geht es rheinaufwärts in Richtung Braubach. Bei einer Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h kann es an Deck recht schaukelig werden.
Die Aufgaben der Wasserschutzpolizei sind breit gefächert. Im Winter liegt das Hauptaugenmerk auf der Schiffskontrolle. Im Sommer werden die Flüsse vom Jetski bis zur Jacht genutzt, die es zusätzlich zu beobachten gilt.
Mithilfe eines nautischen Informationssystems innerhalb der Gruppe der Gütermotorschiffe besteht die Möglichkeit, auf wichtige Daten wie Zielort und Art der Ladung zuzugreifen. Eine Kontrolle an Bord kann bis zu einer Stunde andauern. Schließlich nehmen Vorgänge wie die Inspektion des Maschinenraums oder die Überprüfung der Auflagen zur Gewährleistung des sicheren Transports von Gefahrengut einiges an Zeit in Anspruch.

Auf Höhe der Lahnsteiner Martinsburg kommt uns ein Tankmotorschiff entgegen, auf dessen Deck ein blauer Kegel zu erkennen ist. „Einen solchen haben Schiffe, die Gefahrengut mit entzündlichen Stoffen geladen haben", erklärt POK Bröde. Währenddessen bedeuten zwei blaue Kegel den Transport von gesundheitsschädlichen Stoffen, und drei Kegel weisen auf Explosivstoffe als Frachtgut hin.
Nachts übernehmen blaue Lichter den Job der Kegel. Schiffe mit solch einer Ladung haben entsprechend gekennzeichnete Liegeplätze, die nur von ihnen genutzt werden dürfen.
Das Repertoire an Einsätzen ist umfangreich. So kommt es gelegentlich auch vor, dass die Beamten an Bord von Tagesausflugsschiffen gerufen werden, um handfeste Meinungsverschiedenheiten unter den Fahrgästen zu beenden.

Im Rahmen der heutigen Streife erfolgen auch Übungen für den Bootssteuernden, der kurz vor seiner praktischen Prüfung steht. Diese wird im Bundesland seines zukünftigen Einsatzgebiets abgenommen. „All diejenigen, welche sich für den Dienst bei der Wasserschutzpolizei interessieren, sind ausgebildete Polizisten", erklärt der Polizeioberkommissar.
Für den Dienst auf dem Wasser ist noch mal eine zweijährige Ausbildung erforderlich, inklusive eines dreimonatigen Lehrgangs in Hamburg. Dabei werden Kenntnisse, etwa in Schiffstechnik und Sprechfunk vermittelt. Am Ende gilt es die Bootsführerprüfung im eigenen Bundesland zu bestehen – sowohl theoretisch als auch praktisch.
Backbord und Steuerbord statt links und rechts
Auf Höhe der Marksburg bei Braubach funkt ein Besatzungsmitglied ein großes Containerschiff an und bittet um Erlaubnis, es seitlich anfahren zu dürfen. Der genaue Bereich für das Manöver wird mit Backbord (links) oder Steuerbord (rechts) angegeben. Die Übung verläuft planmäßig, sodass die zwei verbleibenden Beamten nun sicher an Bord des Schiffs würden gehen können. „Die Schiffsführer sind in der Regel sehr kooperativ. Größere Spannungen gibt es nur in Ausnahmefällen", weiß der Bootsführer.

Unweit des Manövergeschehens weist der Gesprächspartner auf eine Untiefe des Rheins hin, den Braubacher Grund. Aufgrund von Felsen im Flussbett ist das Fahrwasser hier geteilt. "Dennoch fahren sich hier gelegentlich Sportbootfahrer fest, die die Schifffahrtszeichen ignoriert haben", berichtet POK Bröde.
Wenig später erreicht die WSP 16 den Baustellenbereich Pfaffendorfer Brücke, um kurz darauf nach einer zweistündigen Fahrt wieder im Hafen Ehrenbreitstein anzulegen. Für die Beamten geht nun der Dienst auf der Station weiter.