Kontrolle vor den Ferien
Wenn die Elterntaxis an Koblenzer Schulen vorfahren
Das Symbolbild zeigt, wie Kinder von der Schule abgeholt werden. In vielen Fällen werden dabei andere Kinder gefährdet.
Ralf Hirschberger. picture alliance / Ralf Hirschberger/dpa-Zentralbild/dpa

Sechs Wochen lang spielt der Schulweg jetzt keine Rolle mehr, aber kurz vor den Ferien gibt es noch mal eine Kontrolle an einer großen Grundschule in Koblenz. Und die zeigt: Es bleibt viel zu tun.

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Wie sicher kommen die Kinder zur Schule, wie einsichtig sind Mütter und Väter, was das Elterntaxi angeht? Ganz kurz vor den Ferien war dies noch einmal Thema bei einer Schulwegebegehung in der Südlichen Vorstadt.

Es ist halb 8 morgens an der Schenkendorf-Grundschule. Noch ist nichts vom täglichen Ansturm der Schüler zu sehen. Indessen haben drei Männer vor dem Eingangsbereich Stellung bezogen. Die Ehrenamtlichen werden sich in der nächsten halben Stunde ein Bild von der Schulwegsicherheit machen.

Mit Strichliste unterwegs an der Schenkendorfschule. Von links: Die Ehrenamtlichen des ACE Robert Täffner, Rolf Weber, Rudolf Müller.
Alexander Thieme-Garmann

Sie führen im Auftrag des ACE (Auto Club Europa) Strichlisten. Die Organisation, die sich das Wohl aller Verkehrsteilnehmer auf die Fahnen geschrieben hat, prüft bundesweit insgesamt 150 Grundschulen. Ihr Augenmerk liegt dabei sowohl auf dem Bringverkehr als auch auf der Infrastruktur im Umfeld der Schule. Dabei werden besonders die sogenannten Elterntaxis unter die Lupe genommen.

Volker Schork, Regionalbeauftragter des ACE, nennt die Vergehen, die beim Vorfahren begangen werden. „Entweder wird das Halteverbot nicht beachtet oder man hält in zweiter Reihe“, weiß Schork. Doch das sind noch relativ harmlose Verkehrssünden. „Besonders gefährlich sind Wendemanöver oder Rückwärtsfahren“, betont Schork. Hinzu kommt, dass viele Schüler auf der Fahrbahnseite aussteigen.

Zwei Autos wenden mitten auf der engen Straße

Mittlerweile ist es Viertel vor 8. Die Ablieferungswelle erreicht allmählich ihren Höhepunkt. Immer wieder können die geschulten Augen der drei Helfer die im Bogen aufgeführten Delikte vermerken. Zwei Wagen bringen es sogar fertig, auf der Straße zu wenden – ein wahres Kunststück angesichts des dichten Verkehrs und der Enge der Straße.

Um solche Kapriolen zu vermeiden, setzt sich der ACE für eine Verlagerung des Schauplatzes ein, an dem die Kinder aus dem Fahrzeug steigen. „Wir werben dafür, im Umkreis von 500 Metern zur Schule einen ,Kiss & Ride- Parkplatz’ zu etablieren“, erklärt Schork. Hier würde sich das Hufeisen um den St. Josef-Platz anbieten, sagt er. Einige Eltern nutzen es schon.

„Das Verhalten im Verkehr lernen die Kinder nicht auf dem Rücksitz eines SUV.“
Volker Schorlk vom ACE

Von dort aus gelangen die Schüler über einen Zebrastreifen direkt zur Schule. Dabei können sie lernen, Geschwindigkeiten richtig einzuschätzen und nonverbale Kommunikation mit den Fahrern zu führen. Schork weiß: „Das Verhalten im Verkehr lernen die Kinder nicht auf dem Rücksitz eines SUV.“

Auf Herz und Nieren zum Thema Schulwegsicherheit geprüft - die Schenkendorf-Grundschule in der südlichen Vorstadt.
Alexander Thieme-Garmann

Ein weiterer Schwerpunkt betrifft die Infrastruktur in Schulnähe. Dabei wird etwa überprüft, ob man sich in einer Tempo-30-Zone befindet oder ob ausreichend Beleuchtung vorhanden ist. Als Ergebnis der Prüfung können die Beobachter hier festhalten, dass der Komplex Elterntaxi mit dem durchschnittlichen Etikett „in Ordnung“ bestanden wird. Mangelhaft hingegen fällt die Situation der Infrastruktur aus. Hier erhält die Grundschule lediglich 7 von 14 möglichen Punkten.

Immerhin kann die Schenkendorfschule mit eigenem Engagement noch Pluspunkte sammeln. So verfügt sie über einen Schulwegplan und pflegt regelmäßige Eltern- und Schülerarbeit zum Thema. Um das Ergebnis zu optimieren, möchte Schork Schulleitung, Elternbeirat und das Ordnungsamt zur Nachbesprechung an einen Tisch bringen. Der ACE-Mitarbeiter verspricht: „Wir kommen nicht mit erhobenem Zeigefinger.“

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