Von unserer Reporterin
Agatha Mazur
Sie haben nach Hamburger Vorbild ein Netzwerk aufgebaut: Über eine Webseite oder über Facebook melden sich Menschen, die gern helfen möchten und für Flüchtlinge kochen wollen. Parallel bewerben sich Flüchtlinge – die vier jungen Leute schauen, wer zusammenpasst und bringen beide Seiten zueinander. „Es geht darum, Begegnungen zu schaffen“, sagt Sandra Kuhlhüser. Kontakt soll entstehen, der vielleicht auch aufrechterhalten wird. Viele Menschen könnten die klassischen Ehrenamtlertätigkeiten nicht machen oder scheuen sich vor der Verpflichtung, so empfindet es die 26-Jährige, die als Dozentin am Institut für Soziologie arbeitet. Dieses Angebot soll ein „Mittelweg“ sein, „der für alle machbar ist.“
Entstanden ist die Idee bereits vor Weihnachten. Backen mit Flüchtlingskindern war zunächst geplant, Sandra Kuhlhüser hatte mit der 28-jährigen Studentin Imke Kaufmann schon eine Mitstreiterin gewonnen. Doch dann haben sich die beiden umentschieden: In mehreren deutschen Städten wie Hamburg, Berlin und Köln gibt es das Projekt bereits, nun können sich auch in Koblenz Leute melden, die Flüchtlinge zu zweit oder als Familie bekochen möchten. Auf der Webseite können die Gastgeber Wünsche angeben, wie viele Leute sie zu sich einladen möchten. Auch die Gäste geben Infos an, beispielsweise, wenn ihnen wichtig ist, dass das Essen nach islamischer Weise zubereitet wurde („halal“).
Sandra Kuhlhüser hat selbst bereits teilgenommen: Gemeinsam mit einer Freundin hat sie eine syrische Frau bekocht. Interessante Gesprächsthemen kamen auf: Kuhlhüser musste beispielsweise erklären, warum man in Deutschland Hunde als Haustiere hält. „Wir haben uns viel über Eigentümlichkeiten der Kulturen unterhalten, auch über die Rolle der Frau und die Ehe“, sagt die 26-Jährige und hat das Treffen als sehr bereichernd empfunden.
Mitorganisatorin Lara Doetsch hat mit ihrem Freund zwei junge Syrer bekocht. „Wir waren überrascht, wie offen die beiden über ihre Flucht erzählt haben“, sagt die 22-jährige Lehramtsstudentin. Die Syrer haben dem Pärchen Selfies von sich selbst auf dem Flüchtlingsboot gezeigt und offen erzählt, wie sie sich durch den Wald geschlagen haben, teilweise tagelang nichts gegessen haben. Lara Doetsch ist beeindruckt, wie locker die beiden jungen Männer mit ihrer Geschichte umgehen und dennoch ihren Humor behalten haben.
Bislang haben knapp zehn Essen stattgefunden, 20 Gastgeber haben aktuell ihr Interesse bekundet. Das Team hofft nun auf viel Zulauf: Flugblätter sollen ihr Projekt in der ganzen Stadt bekannt machen.
Wer selbst mitmachen und Flüchtlinge zu sich zum Essen nach Hause einladen möchte, kann sich im Internet unter www.
welcome-dinner-koblenz.de oder bei Facebook unter facebook.com/welcomedinnerkoblenz anmelden. Dort gibt man an, welche Sprachen man spricht, wie viele Leute man bekochen möchte und wen man selbst mitbringt.