Am kommenden Samstag öffnet der Real im Gewerbepark Mülheim-Kärlich zum letzten Mal. Vom Real-Aus im Rhein-Mosel-Zenrum sind aber nicht nur der Supermarkt und dessen Angestellte betroffen: Real hat die Flächen vor dem Ladengeschäft untervermietet. Auf den sogenannten Konzessionärsflächen befinden sich zum Beispiel ein Schuh- und Schlüsselservice, ein Feinkost- und ein Burgerladen sowie ein Toto-Lotto- und Geschenkartikelgeschäft. Auch für die Untermieter heißt es nun: Umzugskartons packen und raus aus dem Standort.
Gerüchte statt klarer Ansagen
Monika Kargl – die Inhaberin des Lottoladens, der zuletzt links neben dem Real angesiedelt war – hat eine Alternative gefunden. „Die Real-Schließung bedeutet für mich und meinen Laden zwar nur, dass wir umziehen“, sagt Kargl. Weit hat sie es nicht – sie zieht zu Photo Porst, also nur ein Umzug innerhalb des Einkaufzentrums. 30 Jahre lang hat sie auf den Konzessionärsflächen rund um das Warenhaus ihr Geschäft betrieben, hat das Massa-Aus und die Übernahme durch Real miterlebt. „Das war damals in Sachen Kommunikation ganz anders“, erinnert sie sich. Aktuell sehe das anders aus: „Wir wissen nicht, wer nachkommt, wir wissen nicht, wie lange der Laden geschlossen bleibt.“
Auch unklar bleibt, was mit den Bürgschaften passiert, die die Konzessionäre an Real zahlen mussten. Offiziell ist es zwar nicht, dass die Real-Untermieter ihr Geld nicht wieder sehen. Auch die Supermarktkette selbst antwortet bis Redaktionsschluss nicht auf eine entsprechende Nachfrage. Unter den Konzessionären wird aber gemunkelt, dass die Bürgschaften teil der Insolvenzmasse wären – und damit nicht zurückgezahlt werden würden.
Für Sheharyar Durany, Inhaber des Burgerladens 3h's, der Anfang November 2023 auf der Fläche direkt neben der Drehtür zum Real eröffnet wurde, wäre das bitter: „Das ist erst der fünfte Monat, in dem mein Laden geöffnet ist“, sagt er. Der Laden, der erste des jungen Gastronomen, laufe gut, trotzdem wird auch Duranys Burgerladen am Wochenende zum letzten Mal seine Gäste am Standort in Mülheim-Kärlich bedienen.
„Ich bin sprachlos und überfordert. Zuerst bekommen wir eine Zusicherung, dass wir bleiben dürfen und kurze Zeit später wird das dann widerrufen“, sagt er. Ende Februar erhielt er, aber auch die anderen Konzessionäre, eine E-Mail vom Eigentümer der Immobilie, also von den Vermietern des Reals. Darin stand, dass man ihm in „der Übergangsphase“ einen Mietvertrag zu den gleichen Konditionen erstellen wolle. Genau eine Woche später, Anfang März, kam dann die Ernüchterung: Nach „intensiver Prüfung“ sei die Übernahme der Untermieter des Reals nicht möglich – die Flächen müssen geräumt werden.
Das sagen die Eigentümer
Eine Übernahme der Konzessionäre sei immer im Interesse der Immobilieneigentümer gewesen, heißt es von deren Seite auf Anfrage dieser Zeitung. Ende Februar glaubte man, dass eine Übergangslösung möglich sei: Die Eigentümer wollten die Untermietverträge, die die Konzessionäre mit Real abgeschlossen haben, temporär übernehmen. Dieses Unterfangen habe sich aber als schwieriger herausgestellt als ursprünglich gedacht. Zeit sei der entscheidende Faktor gewesen, denn ursprünglich hoffte man noch, dass ein Realnachfolger bereits für den 1. April gefunden werden könnte.
Das zeichnet sich nun doch noch nicht ab. Potenzielle Real-Nachfolger hätten aber allesamt großes Interesse an den Konzessionärsflächen und wollen selbst bestimmen, welche Geschäfte sich dort ansiedeln können, heißt es vonseiten der Eigentümer. Eine Aufsplittung der Mietfläche, bei der die Eigentürmer auch zukünftig die Vermieter der Konzessionäre wären, sei deshalb nicht möglich.
In wenigen Tagen rollen die letzten Einkäufe der Real-Kunden in Mülheim-Kärlich über das Kassenband. Die Rewe Group hat auf Anfrage unserer Zeitung klar gemacht, den Betrieb nicht zu übernehmen - obgleich es ursprünglich einmal danach aussah.Real-Filiale im Gewerbepark Mülheim-Kärlich schließt: Verhandlungen über Rewe-Übernahme gescheitert
Durany bleibt nun nichts anderes übrig: Er muss, wie die meisten anderen Betreiber auch, den Laden, in den er so viel Zeit und auch einen sechsstelligen Betrag investiert hat, zurückbauen. Seinen acht Mitarbeitern musste er kündigen. „Meine Mitarbeiter haben das alles sehr verständnisvoll aufgenommen“, erklärt der Gastronom. Momentan ist er auf der Suche nach einer geeigneten Fläche für seinen Laden in Koblenz.
Das Personal, das in Mülheim-Kärlich für ihn arbeitete, würde er gern an einen neuen Standort mitnehmen. „Sie sind für mich in den vergangenen Monaten zu Freunden geworden. Ob ich meine Mitarbeiter aber auch in Koblenz anstellen kann, hängt auch davon ab, wie schnell ich eine neue Bleibe für den Laden finde und ob meine Mitarbeiter dann noch frei sind“, erklärt Durany. In der Zwischenzeit wird der junge Geschäftsmann wieder in den Imbiss Yumna in Lützel einsteigen. Diesen hatte er aufgebaut und dann eigentlich an seinen Vater abgegeben.
Welcher Supermarkt zukünftig den Platz von Real im Gewerbepark Mülheim-Kärlich einnehmen wird, bleibt einstweilen unklar. Ein Name, der immer fällt, wenn man sich im direkten Umfeld der Real-Filiale umhört, ist Kaufland. Der Warenhauskonzern hält sich aber, was sein Interesse am Standort angeht, auf Nachfrage bedeckt: Zwar sei die Gegend in und ringsum Mülheim-Kärlich sehr interessant, Aussagen zu potenziellen Standorten mache Kaufland aber nicht.