Warum man keine Speisen und Getränke mit zu Formaten wie dem Wein-Feierabend nehmen darf
Wein-Feierabend in Koblenz: Warum neuerdings Taschen kontrolliert werden
Die Blaue Stunde vor der Rhein-Mosel-Halle ist ein beliebter Treffpunkt, zumal die Termine oft vor einem Feiertag liegen. Bei der jüngsten Auflage wurden erstmals Taschen kontrolliert: Getränke und Speisen dürfen nicht mehr mitgebracht werden.
Matthias Kolk

Koblenz. Wenn am Mittwoch am Spätnachmittag bei trockenem Wetter wieder Hunderte Menschen zur Blauen Stunde an der Rhein-Mosel-Halle pilgern, werden viele auch Käsewürfel, Knabbergebäck, vielleicht sogar eine Flasche Wein im Rucksack haben. Doch Taschen werden neuerdings kontrolliert. Warum?

„Der Eintritt ist frei! Die Veranstaltung finanziert sich über den Verkauf von Speisen und Getränken. Das Mitbringen von Speisen und Getränken ist daher nicht erlaubt“, ist auf der Homepage des Weinfestivals zu lesen. Jan Moryson, Abteilungsleiter Marketing bei der Koblenz-Touristik, erklärt im Telefonat mit der RZ, was der Hintergrund ist: „Bevor ein einziges Glas Wein verkauft wird, gibt es schon jede Menge Kosten“, sagt er: für Auf- und Abbau, für Musik, für die Sicherheitsleute, die bei einer großen Veranstaltung nötig sind.

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Jan Moryson
OskarMoryson. Oskat Moryson

Auf Dauer gibt es nur zwei Möglichkeiten, betont Moryson: „Man finanziert es über Eintritt oder über den Konsum.“ Die Blauen Stunden sind da im Übrigen kein Einzelfall: Auch beim Winninger Steillagenfest an Pfingsten wurden Besucher aufgefordert, nichts mitzubringen. Dass die Leute ein bisschen sauer sind, wenn sie ihre Picknicksachen nicht mehr mitbringen dürfen, versteht Moryson aber in gewisser Weise. Denn in den ersten Jahren der Blauen Stunde wurden die Veranstalter förmlich überrannt. Es gab noch viel zu wenig Verkaufsstände für Essen und Wein, die Leute mussten zum Teil ewig lang anstehen – und brachten quasi als Notwehr beim nächsten Mal ihre eigenen Sachen mit. „Wir mussten erst einmal Dinge einüben.“

Wir können ja kein städtisches Geld verschenken.

Jan Moryson

Dies ist nun geschehen. Und die Koblenz-Touristik hat sich mit Veranstaltern und Gastronomen außerdem Kooperationspartner dazugeholt, sodass einerseits die Logistik besser funktioniert, andererseits aber auch der Druck größer geworden ist, an den Veranstaltungen zu verdienen. Aber auch, wenn die Koblenz-Touristik die Veranstaltungen weiter unter eigener Regie gemacht hätte, müssten sie wirtschaftlich sein, betont Moryson: „Wir können ja kein städtisches Geld verschenken.“

Wo immer es ging, habe man sich bei den Veranstaltungen im Rahmen des Wein-Festivals dagegen entschieden, Eintritt zu erheben, „weil wir damit bei unserem studentisch geprägten Publikum eventuell Kreise ausschließen würden, die sich 5 oder 10 Euro Eintritt nicht leisten können oder wollen“, sagt Moryson. So könne jeder selbst entscheiden, wie viel Geld er ausgeben kann, aber zumindest dabei sein. Dafür wird nun eben der Verzehr von mitgebrachten Dingen verboten. „Wir haben es bei den Kontrollen den Menschen erklärt und hatten auch den Eindruck, dass viele es verstanden haben.“ Abgenommen wurden den Besuchern übrigens keine Sachen, weder Speisen noch Getränke, ist Moryson wichtig zu betonen.

Viele Gastronomen und Veranstalter sind beteiligt

Nicht nur bei der Blauen Stunde, die in diesem Jahr mit der Firma Klinge organisiert wird, sind nun Kooperationspartner mit im Boot, berichtet Moryson. Die Vinothek-on-Tour-Termine werden von unterschiedlichen Gastronomen begleitet, ebenso die Uferbar an den Schlossstufen. Seit vergangenem Jahr werden auch Veranstaltungsbereiche beim Koblenzer Sommerfest von Veranstaltern und Gastronomen übernommen. Die Koblenz-Touristik könne nicht dauerhaft im großen Stil als Veranstalter agieren, „wir sind eher dafür da, Themen zu platzieren und Formate zu kreieren“.

Auch in anderer Hinsicht gab es zur Blauen Stunde übrigens stellenweise Kritik: Während der Platz an der Rhein-Mosel-Halle proppenvoll war, herrschte vor drei Wochen in der Altstadt vergleichsweise Leere. Manche Gastronomen kritisieren, dass die Koblenz-Touristik ihnen Konkurrenz mache. Doch dies weist Moryson von sich: Die Gastronomen hätten ja die Möglichkeit, selbst Veranstaltungen zu übernehmen, sagt er. Und man achte extra darauf, dass die Zeiten mit 17 bis 22 Uhr so bemessen seien, dass die Gäste danach noch gut in der Altstadt ausgehen können, wenn sie wollen.

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