Von unserer Reporterin Agatha Mazur
Sie führen alle Hunde aus, später sitzt man bei Glühwein und Keksen gemütlich beisammen. Die Hunde erhalten ein Festessen – auch wenn es sich erst mal nicht so anhört: „Wir kochen Nudeln und mischen Dosenfutter unter“, erzählt Leiterin Kirstin Höfer und erklärt: „Das lieben die Hunde, das ist quasi deren Fast Food.“
Die ehrenamtlichen Gassigänger bringen Geschenke mit: Mal gibt es einen Ball, mal darf ein Hund an einem Schweineöhrchen knabbern. Einige Überraschungen sind sogar mit Papier umhüllt: „Die Hunde finden es toll, die Geschenke auszupacken“, sagt die Tierheimleiterin. Aber nicht nur die Hunde erhalten eine Sonderbehandlung: Die Besucher dürfen im Katzenhaus mit den Samtpfoten schmusen. Und Kleintiere wie Kaninchen und Meerschweinchen freuen sich auf einen reichhaltigen Festtagsschmaus mit Salat, Äpfeln und Fenchel.
Das Tier als Weihnachtsgeschenk ist selten eine gute Idee
Bei der Vermittlung von Tieren vor und über Weihnachten ist Kirstin Höfer vorsichtig: „Wenn jemand anruft und gezielt nach einem Rassehundwelpen fragt, dann ist das ein No-Go!“ Denn dann landet der kleine Hund mit hoher Wahrscheinlichkeit unterm Baum. „Man nimmt dem Beschenkten die größte Freude: Nämlich das Tier kennenzulernen und es sich auch selbst auszusuchen“, erklärt Höfer und erinnert sich an einen 82-jährigen, gehbehinderten Herrn, der einmal im Januar ins Tierheim kam: Seine Enkel hatten ihm zu Weihnachten einen Labradorwelpen geschenkt, mit dem der alte Mann heillos überfordert war. Er schaffte es einfach nicht mehr, sich um den jungen Hund zu kümmern. „Der Mann war so unglücklich und hat mir so leid getan“, erinnert sich Höfer, die das Tierheim seit fast sieben Jahren leitet. Die Einrichtung nahm den munteren Welpen dann auf und vermittelte dem Mann im Gegenzug einen zwölf Jahre alten gehbehinderten Dackel: Die beiden Senioren passten perfekt zusammen.
Vierbeiner und sein neuer Besitzer sollten sich erst kennenlernen
Aber es gibt auch glückliche Vermittlungen über Weihnachten: Rüde Eddy etwa ist elf Jahre alt, hat kaum Zähne mehr und ist herzkrank – die Vermittlungschance ging gegen null: „Es gab keine Interessenten“, bedauert Kristin Höfer. Keinen – außer Margit Daniel. Seit April, als Eddy ins Koblenzer Tierheim gekommen ist, geht die Frau aus Neuwied mit ihm spazieren. Eddy saß sechs Jahre lang in einem rumänischen Hunde-Auffanglager, hatte kaum Kontakt zu Menschen. „Es war nicht leicht“, beschreibt Margit Daniel die ersten Kontaktversuche. Aber mit der Zeit wuchs das Duo zusammen: „Ich habe mich in ihn verliebt. Das Herz geht einem auf, wenn man sieht, dass der Hund sich freut, wenn man kommt.“ Irgendwann beschloss die Neuwiederin, den kleinen Mischling aufzunehmen.
Da Daniel aber beruflich sehr eingespannt ist, überlegte sie gemeinsam mit Kirstin Höfer, wie sie das stemmen kann. Jetzt hat sie mit dem Tierheim ausgemacht, dass sie Eddy werktags morgens abgibt und nach der Arbeit abholt – „wie in einer Kita“, erklärt Kirstin Höfer das Modell. Die Tierheimleiterin freut sich für den Hundesenior. Für sie war klar: Margit Daniel und Eddy gehören zusammen: „Es gibt eine Riesenbindung zwischen den beiden.“ Sie ist sich sicher: „Hätten wir Eddy gefragt, er hätte Ja gesagt!“
Der 25. Dezember wird nun der erste Tag sein, den Margit Daniel mit ihrem Hund zu Hause verbringt. Es warten auch schon Geschenke unter dem Baum auf den Vierbeiner: Er wird eine Decke bekommen, Spielzeug und ein Rinderohr zum Knabbern. Doch das schönste Geschenk ist für Eddy sicherlich: ein neues Zuhause.