Bürgerinfoabend: Kosten für Anwohner, Wegfall von Parkplätzen und Baumfällungen sind die größten Kritikpunkte
Wegfallende Parkplätze, Baumfällungen, hohe Kosten: Umbau der Koblenzer Südallee beginnt und stößt auf Kritik
So oder so ähnlich wird es in ein paar Jahren aussehen. Die Straße wird neu sortiert, in der Mitte ist ein breiter Streifen geplant, der zum Flanieren, zum Spielen für Kinder und zum Treffen einladen.
Illustration Stadt Koblenz. Stadt Koblenz

Koblenz. Stellenweise aufgeheizt ist die Stimmung, als die Planer am Mittwochabend den Stand der Dinge in Sachen Südallee den mehr als 200 Zuhörern in der Aula des Max-von-Laue-Gymnasiums vorstellen. Keinen Tag zu früh: Am Montag beginnen die Baumfällarbeiten vor der Schule, danach geht es los.

So oder so ähnlich wird es in ein paar Jahren aussehen. Die Straße wird neu sortiert, in der Mitte ist ein breiter Streifen geplant, der zum Flanieren, zum Spielen für Kinder und zum Treffen einladen.
Illustration Stadt Koblenz. Stadt Koblenz

Diese Fällungen, Neupflanzungen, wegfallende Parkplätze und Kosten, die auf die Anwohner zukommen, sind die Hauptthemen, zu denen viele Fragen gestellt und beantwortet werden. Zusammengefasst die wichtigsten Infos.

1Wie soll die Straße mal aussehen? Wie schon jetzt wird es im Teil zwischen Friedrich-Ebert-Ring und Evangelischem Stift eine andere Anordnung geben als weiter südlich. Grob zusammengefasst ist im nördlichen Teil in der Mitte ein breiter Streifen geplant, der zum Flanieren, Treffen und Spielen dient. Daneben gibt es jeweils Pflanzstreifen mit Bäumen, es folgt jeweils ein Fahrstreifen, der Radfahrern, aber auch Anliegern dient, daneben kommen Möglichkeiten zum Parken und an den Hauswänden breite Bürgersteige.

Im südlicheren Teil ist dies anders: Da läuft der Verkehr wie auch jetzt in der Mitte, auf beiden Seiten wird es breite Bürgersteige geben.

2Nicht nur die Straße wird gemacht: Die Bauarbeiten werden genutzt, um Versorgungsleitungen für Wasser, Strom, Telekommunikation und anderes zu erneuern, sagt Planerin Dagmar Quadflieg vom Eigenbetrieb Grünflächen- und Bestattungswesen. Es wird also nicht nur ein wenig Asphalt in Schlaglöcher gekippt. Die Kosten, die die Erneuerung der Leitungen verursacht, werden von den Versorgern getragen, berichtet Karla Wolf, Sachgebietsleiterin für den Bereich Abgaben bei der Stadt.

Bürgerinformation zur Neugestaltung der Südallee Koblenz
Schlaglöcher, kaputte Bäume, keine Aufenthaltsqualität: Die Südallee muss erneuert werden.
Sascha Ditscher

3Der Zeitplan: Der Ausbau der mehr als einen Kilometer langen Straße beginnt Ende Februar, die Arbeiten sind in vier Bauabschnitte unterteilt: Vom Friedrich-Ebert-Ring bis zur Roonstraße, von der Roonstraße bis zur Johannes-Müller-Straße, von dort bis zur St.-Josef-Straße und als letzter Abschnitt das Gebiet rund um die Kirche und bis zur Schenkendorfstraße. Jeder Bauabschnitt wird grob gesagt etwa ein Jahr andauern, sodass die Maßnahmen Ende 2027 abgeschlossen sein könnten, so Planerin Dagmar Quadflieg.

4Die Beweissicherung: Bevor die Arbeiten beginnen, haben alle anliegenden Eigentümer die Möglichkeit, ihre Häuser kostenlos begutachten und die Ergebnisse dokumentieren zu lassen. So können etwaige durch den Tiefbau verursachte Schäden leicht identifiziert und ausgeglichen werden.

5Der Beginn der Arbeiten: Ab Montag werden Bäume gefällt, und Ende Februar geht es los mit dem Bau. Begonnen wird vor dem Max-von-Laue-Gymnasium. Der wegen des starken Verkehrs diffizile Anschluss an den Friedrich-Ebert-Ring soll in den Sommerferien erfolgen. Ob es dann direkt über die Kreuzung Rizzastraße/Südallee weitergeht oder erst das Straßenstück zwischen Rizza- und Roonstraße drankommt und die Kreuzung danach, wird noch geklärt. Das hängt auch von anderen Baustellen und Umleitungen ab. Denn der Bereich, in dem gearbeitet wird, wird für Autos gesperrt. Fußgänger und Radfahrer werden passieren können, Rettungskräfte kommen immer durch, versichert Dagmar Quadflieg. Und wenn Anwohner einen Umzug planen oder Ähnliches, werde es Lösungen geben.

6Die Bäume: Kritik gibt es daran, dass die Bäume in den ersten beiden Bauabschnitten bis auf wenige Ausnahmen schon jetzt gefällt werden. Vor allem die im zweiten Abschnitt könnten noch stehen bleiben, bemängeln Kritiker. Aber Stadtbaummanager Stephan Dally macht klar: Es gab weitere Zugversuche, die zeigen, dass viele der Bäume nicht mehr standsicher sind. Das Risiko, dass ein Baum einstürze, könne einfach niemand auf sich nehmen.

Scharfe, teils persönliche Kritik gibt es auch wegen der Baumauswahl: In diesem Alleenbereich der Straße werden Zierkirschen gepflanzt, von einigen Anwohnern werden diese als „nicht insektenfreundlich“ bewertet und abgelehnt. Dally räumt ein, dass der Baum nicht blüht und deshalb für Bienen nicht nutzbar sei. „Aber da geht es nur um zwei Wochen im Jahr, und wir mussten es abwägen: Es ist ein gesunder Baum, bei dem es keine bekannten Krankheiten gibt, und so haben wir uns für ihn entschieden.“ Im Übrigen werden keine kleinen Bäume gepflanzt, sondern solche mit einer Höhe bis zu zwölf Metern.

Bürgerinformation zur Neugestaltung der Südallee Koblenz
Die 200 Stühle in der Aula am Max-von-Laue-Gymnasium reichen nicht aus, viele Anwohner wollen sich aus erster Hand informieren, wie der Umbau der Straße aussieht und abläuft.
Sascha Ditscher

7Parkplätze fallen weg: Ein Thema, das die Anwohner in der Vorstadt umtreibt, ist das Wegfallen von Parkplätzen. Während ein Mann auf der Bürgerversammlung von derzeit 480 Parkplätzen und dem Wegfall von 40 Prozent spricht, stellt Baudezernent Bert Flöck klar: Es gebe jetzt 395 und nach Abschluss der gesamten Maßnahmen noch 260, darunter 15 Carsharing-Plätze, die man mit dem Faktor 3 oder 4 multiplizieren könne, da sie dazu beitragen können, auf ein zweites Auto zu verzichten.

Anwohner äußern sich besorgt, auch für die Zeit der Bauarbeiten. Der Baudezernent erklärt, dass es nun einmal politischer Wille sei, den Individualverkehr in der Stadt zu minimieren. Die Nöte der Anwohner, die auf ein Auto angewiesen sind, um zur Arbeit zu gelangen, sieht er indes und berichtet, dass derzeit geschaut werde, ob nicht mehr Parkplätze in reine Bewohner-Plätze umgewandelt werden können. Auch Vorschläge aus der Zuhörerschaft, mit dem Parkhaus am Stift oder dem über Nacht leer stehenden am Cusanus-Gymnasium Parkmöglichkeiten für Pendler zu schaffen, die sie beispielsweise von 17 bis 7 Uhr nutzen könnten, will Flöck prüfen lassen.

8E-Auto-Ladestationen: Bisher ist es für viele Vorstädter wenig attraktiv, ein E-Auto anzuschaffen, da es keine Ladestationen in der Nähe gibt. Das wird sich mit dem Ausbau ändern, berichtet Bert Flöck. An mehreren Stellen sollen Ladestationen entstehen.

9Die Kosten und die Anliegerbeiträge: Die auf die Anwohner zukommenden Kosten werden seit Monaten heiß diskutiert. Die Stadt nennt 13,8 Millionen als beitragsfähige Kosten und nimmt an, dass die Anwohner vermutlich 65 Prozent davon tragen müssen, den Rest zahlt die Stadt.

Die Ausgangslage ist kompliziert: Eigentlich werden in Koblenz seit Anfang 2024 Straßenausbaumaßnahmen nach den sogenannten wiederkehrenden Beiträgen abgerechnet, was das Land verfügt hat. Das bedeutet, dass für Jahre, in denen Straßenausbau in einem bestimmten Gebiet erfolgt, alle in einem Abrechnungsgebiet befindlichen Eigentümer Beiträge zahlen müssen, erklärte Stefan Heinicke aus der Abteilung Abgaben. Die Südallee liegt im Bereich Mitte/Süd, vom Friedrich-Ebert-Ring bis Bahn und Rhein.

Zahlen wenige viel oder viele weniger?

Dem stehen einmalige Ausbaubeiträge entgegen, die es bisher in Koblenz gab: Danach zahlen nur die anliegenden Eigentümer – die Summe des Einzelnen ist also erheblich höher. Ein Zuhörer berichtet beispielsweise, ihm seien für eine 100 und eine 120 Quadratmeter große Wohnung Kosten in Höhe von 7000 beziehungsweise 8000 Euro ausgerechnet worden.

Im Fall der Südallee ist es nun so, dass bereits Kosten in Höhe von rund 480.000 Euro angefallen sind, und wenn die Stadt nun nach den wiederkehrenden Beiträgen abrechnen würde, dann bliebe sie auf diesen Kosten sitzen. Das könne sie aber nicht, sagt Flöck, denn die Stadt sei verpflichtet, Gelder einzunehmen, die sie einnehmen kann. Deshalb wurden noch im Dezember die Aufträge für den Ausbau vergeben, um diese Fristen zu wahren – bei einigen Zuhörern führt dies zu lauter Kritik.

10 So können Eigentümer Geld sparen: Nach dem Vorbild der Gulisastraße hat sich eine Bürgerinitiative (BI) gründet, die die schon ausgegebenen 480.000 Euro bei den Eigentümern sammeln und an die Stadt zurückerstatten will – dann wäre der Weg für die Abrechnung nach wiederkehrenden Beiträgen frei. Die BI sagt, auf den einzelnen Südallee-Eigentümer käme dann nur noch etwa ein Achtel zu.

Aber obwohl auch Bert Flöck diese Vorgehensweise als „kaufmännisch absolut vernünftig“ für die Eigentümer bezeichnet, sind bisher nur gut 170.000 Euro zusammengekommen. Die Stadt, die unter anderem Schulen an der Straße hat, ist selbst beitragspflichtig, beteiligt sich aber „aus Neutralitätsgründen“ nicht an der Sammlung, so Flöck. Bei anderen großen Anliegern wie dem Bistum und dem Gemeinschaftsklinikum sei die Sache noch offen, sagen BI-Mitglieder. Die Bürgerinitiative informiert auf der Homepage über das Prozedere. Wenn das Geld bis etwa Mitte März nicht zusammen ist, ist der Plan gescheitert und die bisherigen Zuwendungen werden zurückgezahlt.

Infos zum Ausbau der Südallee auch unter www.koblenz.de, zur Bürgerinitiative unter www.suedallee-koblenz.de

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