1 Warum der Weg neu gemacht wird: Ganz so schön und eben ist der Weg südlich vom Café Rheinanlagen nicht wie im nördlichen Teil, aber er sieht auch nicht wirklich schlecht aus – muss er denn überhaupt wirklich saniert werden? Oliver Stracke, Leiter der Abteilung Planung/Bau im Eigenbetrieb Grünflächen- und Bestattungswesen, sagt: Ja. Denn die Wurzeln der alten Platanen haben an vielen Stellen das Pflaster angehoben, immer wieder ist repariert worden – und es drohen auch weiterhin viele Reparaturen. Auch deswegen funktioniert der Wasserabfluss Richtung Rhein stellenweise überhaupt nicht mehr gut.
Pfützen und im Winter bei Frost große Eisflächen sind die Folge, mit entsprechenden Gefahrenstellen, zeigt Stracke an Ort und Stelle. Und auch die Barrierefreiheit des Wegs ist durch die unterschiedliche Oberfläche durch Reparaturen nicht mehr komplett gegeben – gerade in diesem Bereich, der auch durch die Nähe zu Seniorenheimen von vielen Älteren genutzt wird, ein Problem, sagt Oliver Stracke.
2 Soll der Weg in einem Rutsch saniert werden? Nein, die Arbeiten erfolgen in mehreren Bauabschnitten, begonnen wird an der Stelle, an der der Fußweg von der Lennéstraße runter an den Rhein stößt. Der erste Abschnitt geht bis zum Kaiserin-Augusta-Denkmal. Der Bereich um das Denkmal herum wird erst einmal ausgenommen, denn hier gibt es größeren Handlungsbedarf: Die Steinbalustrade zum Rhein ist in Schieflage geraten, auch das ist Ergebnis der Tatsache, dass die Entwässerung nicht mehr richtig funktioniert, sagt Oliver Stracke.
In mehreren Etappen geht es dann Richtung Mozartbrücke und auf dem Leinpfad zurück. Der nördlichste Teil, an Café und Biergarten, bleibt erst einmal ausgenommen. Bekanntlich gibt es hier Neubaupläne, auch wenn sich seit Jahren nichts tut.
3 Bleiben die Bäume? Die alten Platanen, die das Bild der Anlagen prägen, stammen aus der Zeit, in der Peter Joseph Lenné im Auftrag der Kaiserin Augusta die Parkanlage geplant und gebaut hat. Sie sind also rund 160 Jahre alt und sollen auf jeden Fall erhalten bleiben. Dafür wird eine komplizierte Technik angewendet. Im vergangenen Jahr gab es Voruntersuchungen: Dabei wurde mithilfe eines Saugbaggers und einer Luftlanze an mehreren Stellen Erdreich entfernt, um zu schauen, wie weit die Wurzeln ragen. Insbesondere bei den Platanen, die noch aus der Anfangszeit der Rheinanlagen zwischen 1856 und 1861 stammen, wachsen sie direkt unter der Oberfläche in den Weg hinein, so Verena Groß vom Eigenbetrieb.
Das dichte Geflecht zum Teil aus Starkwurzeln wäre früher im Zuge des Ausschachtens einfach weggeschnitten worden. Doch durch ein Kappen der Wurzeln können Fäulniserreger in den Baum eindringen. Das wiederum kann dazu führen, dass der Baum mit der Zeit nicht mehr standsicher ist und im schlimmsten Falle abstirbt. „Heute hat der Erhalt der Bäume Priorität“, sagt Groß. Das wird auch beim Bau selbst beherzigt: Wenn der Weg ausgeschachtet ist, wird mit einer Art Stelzen ein Gitterrostsystem befestigt und mit Erde aufgeschüttet, sodass die Wurzeln einerseits noch Platz zum Wachsen haben, andererseits aber weder hochdrücken noch von oben bedrückt werden. Auch um die Wurzeln zu schonen, wird nicht wie im nördlichen Teil mit heißem Asphalt gearbeitet, sondern es wird ein optisch angepasstes großformatiges Pflaster verlegt, gesäumt von hellen Betoneinfassungen wie auch Richtung Deutsches Eck, erklärt Oliver Stracke.
4 Wann beginnen die Arbeiten? Der erste Bauabschnitt – 180 Meter – soll vermutlich noch im August beginnen und dauert etwa drei Monate, wenn sich denn mindestens ein Unternehmen findet, das die Arbeiten erledigen kann und will. In den kommenden Jahren wird der Weg dann nach und nach abgearbeitet. Möglichst soll im Frühjahr eines Jahres schon immer begonnen werden – allerdings ist ein Problem, dass der Haushalt der Stadt meistens erst im April oder Mai freigegeben wird. Mit einer regelmäßigen Einplanung der Gelder soll es aber möglich sein, trotzdem eventuell schon früher zu bauen.
5 Können Spaziergänger den Weg weiter nutzen? Nein, nicht an den Stellen, an denen gerade saniert wird. Das geht nicht. Sie werden auf den unteren Leinpfad umgeleitet. Radfahrer werden voraussichtlich aufgefordert, die Mainzer Straße zu nutzen oder auf dem unteren schmalen Weg zu schieben, so Stracke. Auch deswegen ist es gut, dass die Arbeiten in relativ kurzen Bauabschnitten vorgenommen werden.
6 Was kostet das alles? 600.000 Euro sollen jedes Jahr in den Haushalt eingeplant werden für die Sanierung der beiden Wege oben und unten am Rhein. Wie viele Jahre das ganze Vorhaben dauert, ist noch nicht klar, ebenso wenig wie die Gesamtsumme.