Zukunft der historischen Gebäude wird offenbar konkreter - Laut Eigentümer Görlitz soll bald ein Vertrag unterzeichnet werden
Was passiert mit historischen Gebäuden am Florinsmarkt? Steigt bald ein Investor ein?
Die historischen Gebäude am Koblenzer Florinsmarkt gehören zu den schönsten der Stadt. Foto: Sascha Ditscher
Sascha Ditscher

Koblenz. Die historischen Gebäude am Florinsmarkt sind prägend für das Koblenzer Stadtbild, und es gab große Pläne für sie – tatsächlich aber herrscht am Bürresheimer Hof, am Alten Kaufhaus und am Schöffenhaus schon lange Stillstand. Doch nun verdichten sich Anzeichen, dass bald ein Investor - jedoch nicht aus Koblenz - einsteigen könnte.

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Schon länger geht die Sorge um, dass das Ensemble dasselbe Schicksal ereilen könnte wie das nahe Münzmeisterhaus: prominente Gebäude in bester Lage, die an private Investoren verkauft wurden und bei denen sich nichts mehr tut. Doch der Stillstand könnte bald ein Ende haben.

Mittlerweile steht fest, dass aus den ursprünglichen Plänen für das Altstadt-Ensemble nichts wird. Im Herbst 2013 hatte Martin Görlitz die Gebäude gekauft, um einen Tagungs- und Veranstaltungsort im Alten Kaufhaus zu schaffen sowie ein angegliedertes Hotel und Restaurant im Bürresheimer Hof. Alles sollte öffentlich zugänglich sein, das war ihm wichtig. Eine Art Campus im Herzen von Koblenz sollte entstehen, eine interdisziplinäre Anlaufstelle für die ganze Hochschulregion.

Kosten vor Jahren schon extrem gestiegen

Doch schon vor Jahren waren die Kosten extrem gestiegen, unter anderem wegen der hohen Auflagen beim Hochwasserschutz und wegen der Entdeckung einer Mauer des spätrömischen Kastells. Ursprünglich geplant waren Kosten von 12 Millionen Euro, viel wurde investiert – aber letztlich klaffte noch eine Lücke von 13 Millionen Euro in der Finanzierung, hieß es 2019. Öffentliche Fördergelder flossen nie.

„Jeden Tag sind wir da dran.“

Eigentümer Martin Görlitz zu Gesprächen mit Investoren

„Es ist nun klar, dass die Gebäude kommerziell genutzt werden müssen“, sagt Görlitz im Gespräch mit der RZ. Seit zweieinhalb Jahren ist er auf der Suche nach einem Investor, ein eigens eingestellter Projektleiter führt seit Anfang 2020 Gespräche mit Interessenten. „Jeden Tag sind wir da dran.“

Mit zwei Investoren versucht man jetzt, Verträge abzuschließen, und für einen will man sich letztlich entscheiden. Bis Mitte des Jahres – ein ambitioniertes Ziel, schließlich ist bereits Mitte Juni – soll der Vertrag unterzeichnet sein und der Stillstand enden.

Der Investor würde die Immobilien nicht kaufen, sondern mit seinem Geld in die bestehende Florinsmarkt Immobilien GmbH und Co. KG, deren Eigentümer Görlitz ist, einsteigen. Diese könnte dann die Sanierung abschließen, und Pächter würden die Gebäude mit Leben füllen.

Interessenten sind aus dem Bereich Gastronomie/Hotellerie

Konkrete Interessenten gibt es hier bereits, sagt Görlitz, verrät aber keine Details. Nur so viel: Diese sind aus dem Bereich Gastronomie/Hotellerie, Kauf- oder Mietwohnungen sind also wohl nicht geplant. Und: Kein einziger potenzieller Investor oder Pächter kommt aus Koblenz. „Das ist sehr bedauerlich“, findet Görlitz. Seine eigene Zukunft sei unklar, „aber ich würde gern dabeibleiben“.

Er sagt selbst: „Die Stadt hätte die Gebäude nicht verkaufen sollen, das war ein Fehler“ – und bietet dieser direkt an, das Ensemble zurückzukaufen. Das lehnt Oberbürgermeister David Langner auf Nachfrage ab, aus finanziellen Gründen sei dies nicht denkbar. Aber: Er freut sich, wenn sich am Florinsmarkt etwas tut und ein privater Investor die Entwicklung hier voranbringt – auch wenn aus der ursprünglichen Planung nichts wird.

Er selbst ist immer wieder im Gespräch mit Martin Görlitz, sagt er, und weiß, dass schon seit längerer Zeit ein Investor gesucht wird: „Ich bin optimistisch, dass nun Bewegung in die Sache gerät.“ Langner hofft, dass die Florinsmarkt-Häuser für die Bürger zugänglich sind. Einige Nutzungen sind zumindest ausgeschlossen, etwa ein Bordell oder eine Spielhalle.

Uni und Hochschule haben kein Interesse an Immobilien-Nutzung

Dass die Universität oder Hochschule die Immobilien nutzen könnte, wie früher bereits angedacht war, hat das Innenministerium des Landes auf Anfrage des Abgeordneten und Koblenzer Freie-Wähler-Chefs Stephan Wefelscheid nun erneut als nicht realisierbar eingestuft. Der Politiker fragte das Land auch danach, welche Unterstützungsmöglichkeiten es für den Investor gebe. Die Investitions- und Strukturbank unterstütze Unternehmen grundsätzlich mit günstigen Darlehen, Bürgschaften, Beteiligungen und Zuschüssen, heißt es. Und: Das Gespräch mit der Landesregierung habe Görlitz nie gesucht.

Große Einflussmöglichkeiten auf den Fortgang des Projekts hat die Stadt seit dem Verkauf nicht mehr. „Nun müssen wir am Spielfeldrand stehen und können nicht aktiv ins Geschehen eingreifen“, sagt Wefelscheid. Auf Anregung der Freien Wähler wurde Görlitz jetzt eingeladen, im Stadtrat über den aktuellen Stand der Dinge zu berichten, was dieser Anfang des Monats auch in nicht öffentlicher Sitzung tat.

Hier sprach Görlitz über seine Pläne. Dabei sei Unmut im Rat laut geworden, sagte ein Ratsmitglied im Anschluss gegenüber der RZ. Dieses äußerte auch den Verdacht, dass Görlitz mit der Ankündigung, dass ein Investor in wenigen Wochen einsteigen werde, nur die Stadt dazu bringen wolle, das Ensemble letztlich doch selbst zu kaufen. Seine Vermutung: „Görlitz selbst will nur noch diesen Klotz vom Bein haben.“

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