Eins hat sich bei dem Bürgertreffen der CDU am Vogelschutzpark gezeigt: Den Karthäusern ist ihr Vogelschutzpark nicht egal. Doch die noch viel wichtigere Botschaft für den Leiter des für die Grünanlage zuständigen Eigenbetriebs Andreas Drechsler war: Viele wollen, dass der Park so bleibt, wie er ist. Aber was bedeutet das genau? Und was heißt das für die Pflege der Grünfläche?
Dass die CDU überhaupt zu einem Treffen eingeladen hat, bei dem es um die Zukunft des Vogelschutzparks geht, hat eine Vorgeschichte. CDU-Stadtratsmitglied Marius Jakob rief den Anwesenden ins Gedächtnis: Im Jahr 2021 beantragten die Christdemokraten in einem städtischen Ausschuss, die Verwaltung solle ein Konzept zur Entwicklung des Vogelschutzparks als Lebensraum für Tiere und als Erholungsraum für Anwohner erarbeiten. Zuvor hatte es einen Austausch mit der Bürgerinitiative (BI) Am Vogelschutzpark gegeben, die sich um den Zustand des Parks sorgte.

Die Stadt fand die Idee der CDU damals gut. Fachleute sollten die Fläche begutachten, woraus dann konkrete Maßnahmen abgeleitet werden sollten, lautete letztlich der Plan. Doch ein Gutachten gibt es bis heute nicht. Und für manche auf der Karthause, wie die Verantwortlichen der BI, schlich sich der Eindruck ein, die Stadt wolle sich gar nicht um den Vogelschutzpark kümmern.
Entwickeln ja, aber wie soll das aussehen?
Dem widerspricht Eigenbetriebsleiter Andreas Drechsler beim Bürgertreffen deutlich. Zwar habe man leider nie einen Gutachter gefunden, der Zeit für den Vogelschutzpark hatte, trotzdem sagt er: „Es war nie das Interesse zu sagen, wir geben die Fläche auf.“ Im Gegenteil habe auch die Stadt das Ziel, den Vogelschutzpark als Erholungsraum und als Lebensraum für Tiere zu erhalten. „Wir wollen die Artenvielfalt fördern.“
Auf die Frage, wie das gelingen kann, gibt es jedoch verschiedene Ansichten. Alfred Hilpisch, Vorsitzender der BI, und Freie-Wähler-Ratsmitglied Stephan Wefelscheid befürchteten zuletzt öffentlich in unserer Zeitung, die starke Verbuschung im Vogelschutzpark könnte viele Vögel vertrieben haben. Mehr Freiflächen müssten (wieder) her, lautet daher Hilpischs Forderung.
Ein Anwohner des Parks sieht das beim Treffen mit Andreas Drechsler ganz anders. „Ja, früher war die Artenvielfalt im Gegensatz zu heute unbeschreiblich. Aber der Rückgang hat nichts mit dem Zustand des Waldes zu tun. Als wir vor 55 Jahren hergezogen sind, war der Vogelschutzpark ein Urwald.“ Dazu, wie der Vogelschutzpark in Zukunft gestaltet werden soll, meint er: „Ich finde, so wie es ist, ist es gut.“
„Wir müssen Biotope im Verbund denken.“
Ein Mann ist überzeugt, dass man den Vogelschutzpark bei der Bewertung seines Nutzens für die Artenvielfalt nicht abgeschottet betrachten darf.
Eine Anwohnerin stimmt dem Mann zu. „Ich gehe gern und oft durch die Fläche. Die Zahl der Vögel geht zurück, aber nicht die Arten.“ Während sie spricht, zwitschern Vögel in den Bäumen. Die Frau kennt sich offenbar aus, sie zählt auf, welche Arten sie alle hört. Ihr Wunsch für die Zukunft: „Das Wichtigste ist, die alten Bäume zu schützen.“ Für die Artenvielfalt könne außerdem jeder Anwohner etwas leisten, indem Gärten naturnah gestaltet würden.
Ein Mann, der auch beim Klimabündnis Koblenz aktiv ist, wirbt dafür, den Vogelschutzpark als Lebensraum nicht für sich zu betrachten. „Wir müssen Biotope im Verbund denken. Direkt nebenan liegt der Hauptfriedhof mit Freiflächen, der Wald ist da ein gutes Vernetzungsbiotop.“ Er goutiert zudem, dass die Stadt Stämme von erkrankten Bäumen in der Fläche hat liegen lassen. „Mehr Totholz ist gut. Solche Biotope können für die Zukunft sehr wichtig sein.“ Andreas Drechsler pflichtet dem bei: „Wo Stämme liegen, ist in trockenen Jahreszeiten auch mehr Feuchtigkeit vorhanden.“ Totholz sei zudem ein wichtiger Lebensraum für Insekten und Kleintiere. „Und wenn wir über Artenvielfalt reden, dann geht es auch um Insekten.“
„Der Lärm ist in den letzten Jahren deutlich mehr geworden.“
So lautet die Kritik eines Anwohners zu den Pflegearbeiten der Stadt.
Auffallend ist: Diejenigen, die schon viele Jahrzehnte hier wohnen, haben den Vogelschutzpark nie als richtigen Park in Erinnerung. „Ich wohne seit 77 Jahren hier, und die Fläche war schon immer ein Wald. Wenn man einen Park will, kann man nebenan auf den Friedhof gehen“, meint eine Anwohnerin. Der Tenor insgesamt ist klar: Viele wünschen sich, dass der Vogelschutzpark ein Wald bleibt und kein Park wird. Zurückhaltende, aber gezielte Eingriffe lautet die Devise – also gar nicht so viel anderes, als das, was die Stadt bisher getan hat.
Und trotzdem gibt es auch kritische Stimmen. „Der Lärm ist in den letzten Jahren deutlich mehr geworden“, kritisiert ein Mann und meint damit vor allem Laubbläser und Rasentrimmer bei den Pflegearbeiten. Andere Anwohner stimmen nickend zu. Andreas Drechsler zeigt Verständnis. Er werde seine Mitarbeiter dafür sensibilisieren.

Bürgerinitiative und Stadt uneins über Zukunft
Alfred Hilpisch sorgt sich um die Artenvielfalt in dem Kleinod auf der Karthause. Von der Stadt wünschen er und die Bürgerinitiative Am Vogelschutzpark sich entschlossenes Handeln. Uneins ist man sich (noch) darin, wie das konkret aussehen könnte.
Kritik äußert auch ein anderer Mann: Man muss den Vogelschutzpark noch viel besser vor invasiven Pflanzenarten schützen. „Die Kirschlorbeere ist hier wirklich ein Problem“, sagt er. Drechsler nickt, „darum werden wir uns kümmern“, sichert er zu. Auch auf die Kritik des BI-Vorsitzenden Alfred Hilpisch, das Totholz nicht in zu großen Mengen direkt an den Wegen liegenzulassen, geht Drechsler ein, sagt: „Wir werden nicht einfach überall alles am Rand liegen lassen.“
Für Amtsleiter Drechsler war der Austausch mit den Bürgerinnen und Bürgern sehr hilfreich, resümiert er später: „Ich nehme mit, dass der Wunsch ist, dass wir zielgerichtet eingreifen und tun, was nötig ist, aber eben nicht zu viel verändern.“ Ein Thema bleiben für ihn darüber hinaus die Wege im Vogelschutzpark. Stolperfallen sollen entfernt, generell sollen die Wege besser zugänglich gemacht werden. Im Haushalt hatte es dafür eigentlich schon einen Punkt gegeben. Er fiel letztlich aber den Sparzwängen von Rat und Verwaltung zum Opfer.