Auf der ganzen Welt beten an diesem einen Tag Christen für ein ganz bestimmtes Land, singen die Lieder, die Frauen aus diesem Land ausgewählt haben, erfahren viel über den Alltag dort, über das, was vor allem die Frauen bewegt: Auch in Koblenz und der Region werden am Freitag, 7. März, Gottesdienste gefeiert, in denen die Cookinseln die Hauptrolle spielen. Am ersten Freitag im März ist Weltgebetstag – und viele machen mit.

Wobei es in Koblenz weniger werden, sagen Waltraud Scheer und Hedi Preußer aus dem Vorbereitungsteam. Früher waren manchmal um die 100 Frauen bei den Treffen, die die Multiplikatorinnen für diejenigen anbieten, die Feiern zum Weltgebetstag ausrichten wollen. Diesmal waren es erheblich weniger. „Vor allem jüngere Leute könnten wir gut gebrauchen“, sagt Waltraud Scheer.
Die Zahl der Besucherinnen und Besucher bei den Feiern selbst, bei denen Gebete, Lieder, Landeskundliches und auch gemeinsames Essen aus dem Schwerpunktland im Mittelpunkt stehen, ist indes weiterhin recht hoch. „Im vergangenen Jahr war es sogar wahnsinnig gut“, sagt Hedi Preußer. Da war das Land, um das es ging, Palästina – und dies hatte durch die Kriege und Krisen eine Aktualität, die bei der Planung zum Weltgebetstag niemand kennen konnte. Denn die Länder werden viele Jahre im Voraus festgelegt. So steht 2026 Nigeria im Mittelpunkt, 2027 wird das 100. Jubiläum des Weltgebetstages gefeiert, und dann geht es mit Costa Rica, Italien, Nepal und Jamaika weiter.
3500 Kilometer bis zum nächsten Krankenhaus
Wenn am Freitag, 7. März, nahezu weltweit die Gottesdienste gefeiert, die Lieder gesungen, die Gebete gesprochen werden, dann erfahren alle Gläubigen in diesem Jahr mehr über die Cookinseln. „Eigentlich ist es ein Traum-Urlaubsland“, sagt Hedi Preußer, aber wenn man ein wenig hinter die Fassade schaut, gibt es in dem kleinen Inselstaat, der zu Neuseeland gehörte und seit 1965 „in freier Assoziierung mit Neuseeland“ ist, jede Menge Probleme.
Die ärztliche Versorgung der etwa 15.000 Bewohner ist mehr als dürftig, das nächste Krankenhaus ist 3500 Kilometer entfernt. Ähnlich ist es mit den Arbeitsmöglichkeiten, sieht man von Tourismus und Fischfang ab: 80.000 Menschen leben in Neuseeland, 20.000 in Australien.
Die Cookinseln sind klein, zusammen genommen ist die Landfläche nicht größer als Bielefeld. Und sie schrumpfen. Denn der steigende Meeresspiegel lässt Inseln verschwinden – und der Klimawandel sorgt dafür, dass nicht mehr alle Pflanzen angebaut werden können. Zudem bedroht der Abbau von seltenen Erden das Land.

Und auch die Situation der Frauen auf den Cookinseln ist nicht immer gut: „Eigentlich haben die Frauen oft das Sagen, aber viele sind der Gewalttätigkeit von Männern ausgesetzt“, haben Preußer und Scheer bei den Vorbereitungen erfahren. Nicht nur der Ehemänner, auch von Vätern oder Großvätern.
Unterdrückt wird auch ein weiterer Aspekt in der Bevölkerung: Die allermeisten sind Maori, aber ihre Traditionen und Sprachen durften sie nicht mehr richtig pflegen, nachdem Missionare Christen aus ihnen machten. „Heute wird das aber wieder aufgenommen, die alten Bräuche kehren zurück“, berichtet Waltraud Scheer.

Geändert hat sich auch die Ernährung der Bevölkerung, die früher praktisch nur aus Früchten und Fisch bestand, seit der Entdeckung der Cookinseln durch den Tourismus aber westlich geprägt ist. Viele Einwohner sind nun übergewichtig, denn offenbar haben sie ein Gen, das ihnen hilft, besonders gut Energiereserven im Körper zu speichern – was in Krisenzeiten das Überleben sichert, macht in anderen Zeiten dick. Viele sterben jung.
Das wird sich auch durch den Weltgebetstag nicht gravierend ändern. Aber eine ganz eigene Kraft spürt man, sagen Hedi Preußer und Waltraud Scheer unisono: Wenn auf der ganzen Welt für die Menschen eines Landes gebetet wird, dann spürt man eine große Zusammengehörigkeit, über alle Grenzen hinweg.
Über den Weltgebetstag
Ein Gebet wandert über 24 Stunden lang um den Erdball … und verbindet Frauen in mehr als 150 Ländern der Welt miteinander: Das ist die Idee des Weltgebetstages. Über Konfessions- und Ländergrenzen hinweg engagieren sich christliche Frauen in der Bewegung des Weltgebetstags. Gemeinsam beten und handeln sie dafür, dass Frauen und Mädchen überall auf der Welt in Frieden, Gerechtigkeit und Würde leben können. In Gemeinden vor Ort werden diese Gottesdienste gemeinsam vorbereitet von Frauen unterschiedlicher christlicher Konfessionen. Allein in Deutschland besuchen Jahr für Jahr rund eine Million Frauen, Männer, Kinder und Jugendliche die Gottesdienste und Veranstaltungen rund um den Weltgebetstag. Aus den Vorbereitungen zum Weltgebetstag sind im Laufe der Jahre zahlreiche Initiativen entstanden: von Bildungsangeboten für Kinder und Jugendliche, über ökumenische Frauen-Frühstücke, Kooperationen mit Weltläden und dem „fairen Handel“ bis zu Beratungsangeboten für Zwangsprostituierte.