Sie sind stachelig, sie fressen gerne Käfer – und sie beschäftigen den Koblenzer Stadtrat: Die Rede ist von Igeln. Im Unterschlupf heimischer Gärten fühlen sich die nachtaktiven Säugetierchen pudelwohl, doch dort lauert manchmal auch eine große Gefahr: Mähroboter. Um das Tier des Jahres 2024 zu schützen, wollen die Grünen im Koblenzer Stadtrat auf das Thema aufmerksam machen. Sie fordern eine Kampagne, mit der Gartenbesitzer sensibilisiert werden.
Konkret soll die Stadtverwaltung die Anwendung von Mährobotern an die Gewohnheiten von Igeln anpassen, heißt es in dem Antrag. Zudem solle das Umweltamt regelmäßig über die Problematik informieren. Alexandra Kaatz(Grüne) begründete in der Ratssitzung: „Mähroboter gelten als praktische Helfer. Sie sind autark, arbeiten, wenn wir schlafen – und genau da ist eben auch das Problem. Denn Igel sind nachtaktive Tiere, und anders als andere Tierarten fliehen Igel nicht bei Gefahr, ihre Taktik ist das Einrollen.“
Igel stehen auf der roten Liste
Jedes Jahr würden unzählige Igel auf brutale Weise durch die Klingen der Mähroboter sterben. „Die traurige Wahrheit dabei ist: Die Menschen machen das nicht extra. Viele Menschen wissen einfach gar nicht, welche Gefahr von Mährobotern bei Nacht ausgeht“, so Kaatz.
Seit dem vergangenen Jahr steht der Igel auf der roten Liste der Weltnaturschutzunion und wird als „potenziell gefährdet“ eingestuft. Viele Gefahren des kleinen Tiers sind menschengemacht: Autos, Gifte im Garten – und eben Mähroboter.
„Gartenbesitzer sollen erfahren, dass sie bereits mit kleinen Änderungen viel zum Artenschutz beitragen können.“
Alexandra Kaatz (Grüne)
Alexandra Kaatz ist sicher: Wer wisse, dass Igel nachtaktiv sind und bei Gefahr nicht fliehen, der sei eher bereit, seine Gartenpflege anzupassen. „Gartenbesitzer sollen erfahren, dass sie bereits mit kleinen Änderungen viel zum Artenschutz beitragen können“, meinte Kaatz.
Stephan Otto (CDU) hielt eine Kampagne für sinnvoll. „Ich glaube, dass das ein guter Weg ist, um den hehren Zielen, die der Antragsteller verfolgt, ein Stück weit gerecht zu werden.“ Christian Altmaier (Freie Wähler) war der Ansicht, statt landauf, landab nun Anträge wie diese in kommunalen Räten einzubringen, sollten die Grünen die Landeszentrale für Umweltaufklärung ins Boot holen, „dann muss das nicht noch unser Umweltamt machen“.
Kritik an Mähverbot
Joachim Paul (AfD) meinte: „Aus Sicht der AfD-Fraktion ist der Igel ein Sympathietier. Er ist wehrhaft, er ist sehr aktiv und ich finde, wir sollten möglichst viele Igelleben retten.“ David Hennchen (FDP) las aus dem Antrag der Grünen ein nächtliches Mähverbot heraus, weshalb er kritisierte: „Auch Igel zu schützen ist wichtig, aber mit Augenmaß.“ Studien hätten gezeigt, dass nicht alle Mähroboter gefährlich seien. „Ein pauschales Betriebsverbot bremst Innovation, trifft verantwortungsbewusste Nutzer und löst das Problem nicht.“
Baudezernent Andreas Lukas (Grüne) differenzierte: Über die Anwendungszeit von Mährobotern könne die Stadt nicht entscheiden, ein Mähverbot bei Nacht ergebe sich allerdings ohnehin aus Paragraf 39 des Bundesnaturschutzgesetzes, in dem es heißt: „Es ist verboten, wild lebende Tiere […] ohne vernünftigen Grund zu fangen, zu verletzen oder zu töten.“
Im Sinne des Antrags schlug der Baudezernent vor: „Der Stadtrat beauftragt die Verwaltung, Bürgerinnen und Bürger durch Presse- und Informationsarbeit für eine tierfreundliche Gartengestaltung und -pflege zu sensibilisieren.“ Das muss auch gar nicht viel Geld kosten, war sich derweil Dorothea Meinold (Grüne) sicher. „Zum Beispiel könnte man im Abfallkalender erwähnen, dass, wenn man mit Mährobotern Grünschnitt produziert, man auf die Igel achten kann.“