Niklas Kukat erklärt, warum die Tiere wichtig für unser Ökosystem sind
Warum Fledermäuse auch in Kirchen zu Hause sind: Onlinevortrag im Kreis MYK soll Vorurteile ausräumen
Niklas Kukat ist hauptberuflich für die Koordinationsstelle Fledermausschutz Rheinland-Pfalz tätig. Rund um Koblenz überwacht er die Bestände und setzt sich für den Erhalt der Lebensräume ein.
Kim Fauss

Fledermäuse sind oft nur in der Dämmerung zu sehen, wenn sie blitzschnell und fast geräuschlos vorbeihuschen. Doch wohin ziehen sich die sagenumwobenen nachtaktiven Tiere zurück, wenn der Tag wieder anbricht? Auf Kirchendachstühle. Niklas Kukat von der Koordinationsstelle Fledermausschutz Rheinland-Pfalz erklärt, welche Schwierigkeiten sich daraus ergeben und warum es wichtig ist, die Tiere und deren Rückzugsorte zu schützen.

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Bermel, eine kleine Gemeinde im Landkreis Mayen-Koblenz, in der rund 350 Menschen leben und fast genauso viele Fledermäuse. Im Dachstuhl der St.-Dionysius-Pfarrkirche befinden sich laut Schätzungen von Kukat derzeit rund 200 große Mausohr-Fledermäuse. Hier sind die Bedingungen perfekt – nicht zu warm, nicht zu kalt und genug Platz. Kirchen wie diese bieten unzähligen Fledermäusen deutschlandweit Unterschlupf. „Momentan befinden sie sich in der Wochenstube, also in der Brutzeit“, erklärt der 28-Jährige. Während die Tiere im Winter oft in leer stehenden Stollen unterkommen, suchen sie sich für die Aufzucht ihrer Jungen im Sommer ein neues Quartier. „Es gibt keine bekannte Wochenstube, die sich nicht auf einem Kirchendachboden befindet“, so Kukat.

Für die Aufzucht des Nachwuchses kommen jegliche Kirchendachböden infrage, die bereits länger nicht mehr renoviert wurden. „Bei renovierten Kirchen wurden oftmals Maßnahmen gegen Tauben ergriffen, wie etwa Gitter vor den Luken, das schadet auch den Fledermäusen“, erklärt Kukat. Auch an eine ausreichende Belüftung für die Fledermäuse wird bei einer Modernisierung nur selten gedacht.

Unter dem Dach der St.-Dionysius-Kirche in Bermel leben derzeit rund 200 Fledermäuse. In dieser Wochenstube ziehen sie ihre Jungen auf.
Kim Fauss

Als solche Neuerungen vor Jahrzehnten angepeilt wurden, sei es vielen Kirchenbetreibern nicht bewusst gewesen, wie wichtig es ist, die Rückzugsorte von Fledermäusen zu erhalten, vermutet er. Sein Lösungsvorschlag: „Einfache Belüftungssysteme einbauen.“ Das würde auch verhindern, dass die Tiere an besonders heißen Tagen ins kühle Hauptgebäude oder den Glockenturm flüchten und dort Dreck hinterlassen.

Das sei wohl auch ein Punkt, der Kirchenbetreiber dazu bewegt, Abschreckungsmaßnahmen anzubringen. Dreck und Gestank, die durch den Kot der Tiere anfallen, werden schnell zum Störfaktor. „An dieser Stelle kommt der Fledermausschutz zum Einsatz. Wir sorgen dafür, dass zumindest die Dachböden regelmäßig gereinigt und auch Planen ausgelegt werden, damit das Gebälk nicht beschädigt wird“, sagt Kukat. In Kombination mit einem Belüftungssystem stehe der Beherbergung der Tiere mehr im Weg.

Unser Ziel ist es, dass die Menschen, besonders die Kirchenbetreiber, durch die Vorträge offener für den Fledermausschutz und Vorurteile abgebaut werden.

Niklas Kukat

Genau das wollen er und seine Kollegen den Kirchenbetreibern durch Vorträge vermitteln. Ein solcher Onlinevortrag findet am 21. Juni in Kooperation mit dem Umweltnetzwerk Kirche Rhein-Mosel statt. Den Zuhörern wird erklärt, warum Fledermäuse geschützt werden müssen, und wie dieses Vorhaben grade in Bezug auf die Kolonien in den Kirchendachstühlen umsetzbar ist. „Unser Ziel ist es, dass die Menschen, besonders die Kirchenbetreiber, durch die Vorträge offener für den Fledermausschutz und Vorurteile abgebaut werden“, so Kukat.

Außerdem soll vermittelt werden, wodurch die Fledermäuse zusätzlich bedroht werden. „Besonders die Hitze macht ihnen zu schaffen“, erklärt Kukat. „Auch der Insektenbestand geht dadurch stark zurück.“ Grade für das große Mausohr, die weitverbreitetste Art der Region, breche somit die Hauptnahrungsquelle weg. Zudem sinke die Geburtenrate immer stärker, und da die Flattertiere ohnehin meist nur ein Junges pro Brutsaison bekommen, erhole sich der Bestand von diesem Einbruch nur langsam.

Wichtiger Teil des hiesigen Ökosystems

Damit diese Gefahren nicht zum Aussterben der Fledermäuse führen, setzt sich Niklas Kukat hauptberuflich für den Schutz der Tiere ein. Über die Infoveranstaltungen hinaus befasst er sich mit vielen Ehrenamtlichen mit der Zählung der Tiere rund um Koblenz. So soll ersichtlich werden, wie sich die Fledermausbestände entwickeln.

Das alles macht Kukat nicht nur, weil er eine persönliche Leidenschaft für die Fledermäuse hegt, sondern weil die Tiere ein wichtiger Bestandteil des hiesigen Ökosystems sind: „Das sind die einzigen Tiere, die nachtaktive Schadinsekten jagen.“ Auch der Eichenprozessionsspinner, dessen Haare für Menschen giftig sein können, gehöre zur Beute der Fledermaus: „Die fressen auch Stechmücken. Plagegeister, die im Sommer vermutlich weniger vorkommen, wenn in der Nähe ein Fledermausquartier ist.“

Mehr Informationen zur Veranstaltung unter www.umweltnetzwerkkircherheinmosel.de

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