Peter Schweyen mag die prickelnde Atmosphäre, berichtet der 39-jährige stellvertretende Wahlvorsteher auf die RZ-Nachfrage, wieso er sich ehrenamtlich engagiert. Dreimal hat er schon geholfen bei diesen „Demokratiereignissen“, einmal davon noch in seiner alten Heimat Wiesbaden. In der VG Rhein-Mosel werde man als Helfer sehr gut vorbereitet, auch digital durch Schulungsvideos, erzählt er. Zudem könne man erfahreneren Kollegen Fragen stellen. Zu denen wird er vielleicht auch mal zählen: Schweyen möchte nämlich Wiederholungstäter werden, was die Wahlarbeit anbelangt, sagt er.
Pünktlich um 8 Uhr hatten sie die Pforten in der Schlossberghalle für die Wähler des betreffenden Bezirks geöffnet. Die Beteiligung sei schon am Morgen kontinuierlich gewesen, sodass sie von drei auf vier Wahlkabinen erweitert hätten, um Wartezeiten zu verkürzen.
Er merke, dass die Leute interessiert seien, gerade was die Kommunalwahl anbelange, man kenne die Akteure und Entscheidungen beträfen das direkte Umfeld der Menschen: Gerade, dass es hier zwei bereitwillige und fähige Kandidaten für den Bürgermeister gebe, sei eine komfortable Situation, weiß Schweyen. Er selbst habe sich auch aufstellen lassen zur Wahl für den OG-Rat und glaube, dass auf jeden Fall ein guter Rat zustande komme mit Leuten, die den Ort für die Zukunft gestalten wollten.
Für Maria Dötsch steht außer Frage, dass man zur Wahl geht, egal, ob Bundestag, Landtag, Kreis oder Kommune. Die junge Frau ist mit ihrer Familie zur Wahl in die Schlossberghalle gekommen. Sie empfinde die Wahl vor Ort als spannend, gerade weil man die Personen kenne.
Wahlvorsteher: Die Leute sind sehr bestrebt zu wählen
Das zweite von vier Wahllokalen der Gemeinde Kobern-Gondorf und dem Ortsteil Dreckenach ist direkt in der VG-Verwaltung. Dort stehen unter anderem Jörg Johann, sonst erster Beigeordneter der Gemeinde, und Klaus Frevel, Fraktionsvorsitzender der SPD im VG-Rat, als Wahlvorsteher und Stellvertreter bereit. Die Leute seien sehr bestrebt zu wählen, so empfindet es Johann. Auch hier gab es am Morgen ein kontinuierliches Kommen und Gehen – bei starken 50 Prozent Briefwählern für diesen Wahlbezirk. Die Leute beschäftigten sich sehr intensiv mit der Wahl, stellten im Vorfeld viele Fragen, informierten sich.
Das erkläre auch die Briefwahl: Zum einen recherchierten viele zu Hause auch noch während des Kreuzchen-machens im Internet über Wahlziele und Co., zum anderen könnten sie sich – auch bei der Menge an Stimmzetteln – Zeit lassen. In den Kabinen spürten viele einen inneren Druck, den Nachfolger nicht allzu lange warten zu lassen, vermutet Johann. Auch Johann und Frevel sind „Dauertäter“, was die Arbeit an der Wahlurne anbelangt, 25 Jahre ist Johann dabei, 40 Jahre ist Frevel immer wieder im Einsatz für die Demokratie.
Seitdem die VG Rhein-Mosel vor zehn Jahren aus der Taufe gehoben wurde, mussten schon einige Wahlen organisiert werden: Bundestag, Landtag, Ortsbürgermeisterwahlen, Landrat, auch der Bürgermeister der VG selbst wurde schon gewählt. In wochenlanger Vorarbeit organisiert das Team der Wahlsachbearbeiter Patrick Karbach, Kellie Pauly und Anna-Lena Roos. Auch bei dieser Wahl stehen sie im Wahlamt der VG-Verwaltung für Fragen und Notfälle bereit. Dies könnten Fragen zur Staatsangehörigkeit eines Wählers sein oder mit Zuzugs- oder Umzugsfristen zu tun haben. Das berühmte „Perso-Vergessen“ sei hier in den Gemeinden meist ein kleineres Problem, weiß Roos, anders als in anonymeren Großstädten, die Leute kennen einander und können sich identifizieren.
Ein größeres Problem ergab sich für Karbach 2022 bei der VG-Bürgermeisterwahl, da musste er noch am Morgen der Wahl mit Corona nach Hause, tat aus dem Homeoffice was möglich war. Ersatz musste schnell organisiert werden. Der Trend zur Briefwahl ist da, etwa 8000 waren es bei der letzten Kommunalwahl, 11.000 sind es bei der aktuellen. Aber: „Hauptsache, die Leute wählen“, befindet Pauly.